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Fruchtwelt Bodensee

Obstbauern brauchen Hilfe zur Risikovorsorge

Ein eisiger Wind pfeift um die Messehallen in Friedrichshafen in diesen Tagen. Die Obstbauern stört das wenig auf ihrem Weg zur Fruchtwelt Bodensee, die in diesem Jahr zum achten Mal stattfindet. Mehr noch: Sie sind sogar froh um die Kälte. Viel zu warm startete das Jahr. Die hohen Temperaturen weckten in so manchem ein mulmiges Gefühl, dass die Vegetation erneut früh starten und in der Folge wieder Frostschäden drohen könnten. Zu sehr lasten die immensen Schäden und die finanziellen Folgen der letztjährigen Aprilfröste noch auf den Betrieben, auch wenn derzeit die Frosthilfe des Landes ausbezahlt wird.
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Statt Apfelpyramide empfängt nun die Obstanbauregion Bodensee mit Alpengipfeln im Hintergrund die Messebesucher der Fruchtwelt.
Statt Apfelpyramide empfängt nun die Obstanbauregion Bodensee mit Alpengipfeln im Hintergrund die Messebesucher der Fruchtwelt.Werner-Gnann
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Die Risikovorsorge war daher auch allbeherrschendes Thema bei der Eröffnungsfeier und bei den 38. Bodensee-Obstbautagen, die in die Messe eingebettet sind. „Die Konten sind leer, Rechnungen müssen bezahlt werden und die Familien wollen nicht in Angst leben, wie es weitergehen soll“, beschrieb Helmut Jäger, Vorsitzender der Obstregion Bodensee, die Situation. Dabei dankte er Minister Hauk für seine schnelle Unterstützung im vergangenen Jahr. Die Einstufung als Naturkatastrophe hatte den Weg frei gemacht für finanzielle Hilfen des Landes, die die Betriebe angesichts von Ernteeinbußen von 70 Prozent in der Region nun so dringend brauchen.


Staatliche Unterstützung nötig


Angesichts der Folgen des Klimawandels mit der verstärkten Gefahr von Spätfrösten, Hagel, Sturm und Starkregen bräuchten die Obstbaubetriebe aber Möglichkeiten, ihre Betriebe zu sichern. „Schützen oder versichern – es gibt nur zwei Möglichkeiten“, meinte Jäger. Lösungen zeichneten sich aber noch nicht ab, da die Versicherung mit den derzeit in der Diskussion stehenden Prämien für die Obstbaubetriebe nicht zu stemmen seien. Einer Frostschutzberegnung aber stünden ein halbes Dutzend Gesetze, Verordnungen und Vorschriften aus dem Wasserrecht, dem Bau- und dem Umweltrecht entgegen. Jäger appellierte an Landwirtschaftsminister Hauk, mit staatlicher Hilfe den Obstbauern beizustehen und damit Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Dabei verwies er in punkto Versicherung auf andere EU-Länder, in denen bis zu 80 Prozent der Versicherungsprämien übernommen würden.


Ad-hoc-Hilfen nur im Ausnahmefall


Bei Minister Hauk stieß er damit auf offene Ohren. „Ad-hoc-Hilfen können nur die Ausnahme und nicht die Regel sein. Wir brauchen strategische Lösungen zur Risikominimierung im Obstbau“, betonte der baden-württembergische Landwirtschaftsminister. Er erklärte, dass die Obstbauern in der Diskussion um den Klimawandel ein Teil der Lösung seien, da sie mit ihren Anlagen Kohlendioxid einlagerten und Sauerstoff produzierten. Die Politik sei gefordert, die Lasten des Klimawandels abzumildern. Das Frostrisiko in Teilbereichen zu verringern, mit dieser Baustelle könnten die Obstbauern nicht allein gelassen werden, wobei in erster Linie Versicherungslösungen infrage kämen. „17 EU-Länder gehen diesen Weg bereits. Wir in Deutschland stehen abseits. Das kann nicht sein“, betonte er.
Für eine Versicherungslösung, bei der der Staat einen Teil der Prämie trägt, brauche man aber Mehrheiten. In diesem Zusammenhang appellierte er an die Verbände, sich zu einigen. „Im Obstbau ist das klar, aber schon beim Deutschen Bauernverband (DBV) wird es zum Problem“, meinte der Minister mit Blick auf die nötige Umschichtung von Mitteln aus der ersten in die zweite Säule der EU-Förderpolitik zum Aufbau eines Risikomanagements. Gewisse Sympathien gewann Hauk dem österreichischen Versicherungsmodell ab, bei dem der Landwirt die Hälfte der Prämie zahlt und jeweils ein Viertel vom Bund und vom Land getragen werden. Eine weitere Variante wäre eine Fondslösung. „Doch wenn der Fonds leer ist, gibt’s kein Geld mehr. Bei aufeinanderfolgenden Frostjahren könnte das schwierig werden“, erklärte er.


Verwaltung muss sich bewegen


Bei der zweiten Möglichkeit zum Risikoschutz, der Frostberegnung, suche das Land nach Möglichkeiten, Standardgenehmigungsverfahren auf den Weg zu bringen. „Die Verwaltung müsse dabei von einer Kultur des Bedenkens hin zu einer Kultur des Ermöglichens kommen“, forderte Hauk. Um Wasser für die Beregnung bereit zu stellen, kündigte er für den Bodenseekreis Machbarkeitsstudien an. Bei der Förderung der Technik kämen durch EU-Vorgaben zur effizienten Wassernutzung die klassischen Schlagregner nicht in Frage. Neue Techniken würden geprüft.



Forschung zur Sicherung des Obstbaus


Wie wichtig Forschungsvorhaben insgesamt sind, um den Obstbau in eine sichere Zukunft zu führen, machte Dr. Manfred Büchele deutlich. „Der Frost ist ein mächtiger Gegner. Die Hoffnungen liegen auf einer Frostschutzberegnung. Aber das ist teuer und der Zugang zu Wasser nicht einfach“, meinte der Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee (KOB), bei der Eröffnung. Der Anbau im Tunnel lohne sich allenfalls für hochbezahlte Kulturen. Mit Blick auf den wachsenden Wettbewerbsdruck werde eine kostengünstige Produktion und die Erzeugung eines modernen Sortiments mit hohen Qualitäten immer wichtiger. Ein dritter Bereich, zu dem das KOB intensiv forsche, seien neue Schadorganismen und Pflanzenschutz. Aktuell arbeite das KOB an zwölf Forschungsprojekten, bei denen teils grenzüberschreitend geforscht werde.

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