Der Countdown läuft
Der Optimismus der Veranstalter strahlte über der Vorpressekonferenz zu den DLG-Feldtagen im Juni auf dem Versuchsgut Kirschgartshausen bei Mannheim. Die gemeldete Zahl der Aussteller liegt fast ebenso hoch wie zu den letzten Veranstaltungen. Eine größere Bühne als in der Vergangenheit erhalten der Feldgemüse- und der Ökolandbau. Der Bereich Technikvorführungen wird erweitert.
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"Heute sind wir schon bei 355 Anmeldungen von Ausstellern aus 17 Ländern“, teilte Andreas Steul, Projektleiter der DLG für die DLG-Feldtage, mit sichtlichem Stolz mit. Er rechnet mit bis zu 370 Ausstellern bis zum Ende der Anmeldefrist und damit einer fast rekordverdächtigen Zahl. Vor zwei Jahren gab es kurz vor der Veranstaltung coronabedingt eine Absage. Jetzt ist die Freude umso größer, dass momentan alles rund läuft.
Veranstalter sind optimistisch
23.000 Besucher erwartet Steul - aus ganz Deutschland und zehn Prozent aus dem Ausland - während der drei Veranstaltungstage vom 14. bis. 16. Juni. Erstmals kommen die DLG-Feldtage nach 1994 wieder nach Baden-Württemberg. Mit 40 Hektar Fläche für Aussteller und Vorführungen soll die Fläche laut DLG zu den größten Messen überhaupt zählen.
Das Bedürfnis der Landwirte, sich zu treffen und auszutauschen, ist groß, so die Einschätzung der Veranstalter, zu denen neben der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) in Baden-Württemberg, die Vereinigte Hagelversicherung VVaG und der Verbund aus der ZG Raiffeisen in Karlsruhe, der Raiffeisen-Waren-Zentrale Rhein-Main (RWZ) und der Raiffeisen Waren GmbH zählen.
Der Wunsch nach Orientierung ist groß
Der Wunsch nach Austausch und Orientierung sei gerade in der Zeit der momentanen Unsicherheit und disruptiven Entwicklungen ausgeprägt, unterstrich Martin Umhau, Landwirt aus Oschatz mit Wurzeln in Baden, Aufsichtsratsmitglied der DLG und Vorsitzender des Fachbeirats: „Die momentane Situation auf den Agrarmärkten und den entsprechenden Vorleistungsmärkten ist sehr unübersichtlich und wird auch in Zukunft sehr volatil bleiben. Das gesamte Agrarpreis-Gefüge ist in Bewegung“, so Umhau. Es gebe zwar viele Bereiche, die über mehrjährige Kontrakte auch preislich gebunden sind.
Kontrakte müssen angepasst werden
Hier werde sich aber zeigen müssen, ob die Vertragspartner die deutlich gestiegenen Kosten für Dünger, Pflanzenschutz und Energieträger auch entsprechend bei der aktuellen Preisfindung berücksichtigen werden. Dies betreffe insbesondere den Zuckerrübenanbau, den Industrie-Kartoffelanbau und den Anbau von Freilandgemüse. Auch der Vertragsanbau von Silomais für Biogasanlagen sei hier betroffen. Bei den übrigen Feldkulturen könnten sich auch Verschiebungen innerhalb der Fruchtfolge je nach Vorzüglichkeit der Wettbewerbsfähigkeit ergeben. Eventuell profitiere der Raps davon. „In der momentanen Situation wird deutlich, dass eine ausgefeilte und dem Standort angepasste optimale Produktionstechnik die Voraussetzung ist, um weiter aktiv am Marktgeschehen tätig zu werden“, so das Fazit Umhaus. Er warnte aber davor, Verträge auszuhebeln. Hinsichtlich des Bewusstseins für den Selbstversorgungsgrad in der Bevölkerung sieht er ein Umdenken.
Über 70 Maschinen im Einsatz
Ein wichtiger Bestandteil der Feldtage mit hoher Anziehungskraft sind schon immer die Maschinenvorführungen. Zu den bekannten Demonstrationen von Pflanzenschutzgeräten und Düngerstreuern inklusive Sensortechnik gesellt sich neu die Vorführung „Heben, Laden und Befüllen auf dem Acker“. Auch Entwicklungen, die aus dem ökologischen Anbau kommen, werden berücksichtigt und verstärkt: smarte Entwicklungen.
Insgesamt wurden für die Vorführungen über 70 Maschinen angemeldet – mehr denn je zuvor, konnte Steul verkünden. Das Field Robot Event als Wettbewerb internationaler Studententeams wird zum 19. Mal veranstaltet und von der Universität Hohenheim organisiert. Der Vergleich europäischer Anbauverfahren wird ebenfalls stattfinden mit Teams aus Dänemark, Tschechien, der Schweiz, Schweden, Deutschland und der Ukraine. Und, wie gewohnt, hegen und pflegen die Saatgutzüchter rund 3000 Parzellen, um den Besuchern die neuesten und besten Sorten für den Ackerbau live präsentieren zu können – „mit rund 60 Kulturarten die größte Vielfalt, die wir je hatten“, so Ausstellungsleiter Steul.
Technik passt sich Natur an
Precision Farming, Smart Farming, Digital Farming & Farming 4.0 erleben einen gewaltigen Schub in ihrer Entwicklung. Prof. Dr. Hans W. Griepentrog, Leiter der Verfahrenstechnik in der Pflanzenproduktion am Institut für Agrartechnik der Uni Hohenheim, Stuttgart, erläuterte bei der Vorpressekonferenz zu den DLG-Feldtagendie Begriffe und verglich die beiden Strategien, die heute verfolgt werden und (selbstfahrende) Roboter für spezifische Anwendungen. Sein Fazit:
- Precision Farming und Smart Farming sind auf den Betrieben angekommen, aber nicht sehr verbreitet
- Robotik und Digitalisierung erlauben neue Möglichkeiten der Produktionsgestaltung:
- Bodenschutz durch leichte Fahrzeuge
- Verstärkter Precision Farming-Effekt durch hohe räumliche Auflösungen und individuelle Pflanzenansprache
- Keine Vorteile mehr der ‚großen ausgeräumten Schläge‘
- Wiedereinführung von Landschaftselementen und Agrarbiotopen
- Maschinen sind in ihrer Funktion skalierbar, damit flexibel und anpassbar.
- Paradigmenwechsel: Technik passt sich Natur an, nicht umgekehrt, wie es in den letzten Jahrzehnten der Fall war.
Diskutiert wurde die Wirtschaftlichkeit der System. Oft „rechnen“ sich Geräte mit der smarten Technik noch nicht. Dazu zeigte sich Griepentrog zuversichtlich. Das könne vor allem in Bereichen mit einem hohen Bedarf an Arbeitskräften wie im Ökoanbau sehr schnell geschehen. Steigende Preise für Betriebsmittel im konventionellen Bereich könnten die Einführung auch dort beschleunigen. Erfolge die Produktion der Geräte in größeren Stückzahlen, dann sinken dafür auch die Investitionskosten.
Neu: Tickets nur online bestellbar
Wer die DLG-Feldtage besuchen möchte, muss folgendes erstmal beachten: Es gibt keine Tageskasse vor Ort. Die Tickets müssen online vorab gebucht werden: www.dlg-feldtage.de/de/besuchen/tickets
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