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Agrar-Familie 2019

Die Bergers: eine facettenreiche Familie

Über die Generationen hat sich der Betrieb der Familie Berger weg vom Milchvieh und erfolgreich in Richtung Pensionspferdehaltung entwickelt. Auf die Vermarktung wurden größere Schwerpunkte gelegt und der Anbau von Kartoffeln und Obst intensiviert. Wie es die Familie schafft, in drei Bereichen erfolgreich zu sein, erfahren Sie hier.
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Familie Berger in Lichtenwald im Landkreis Esslingen auf ihrem Hof. Drei Generationen arbeiten in drei Schwerpunkten Hand in Hand, jeder in dem Bereich, der ihm oder ihr am meisten liegt, von links: Gunthard und Susann Berger, Opa Hans Hoffmann, Oma Waltraud Berger, Tochter Jessica und Fabian Scherbacher, Gunthards Neffe.
Familie Berger in Lichtenwald im Landkreis Esslingen auf ihrem Hof. Drei Generationen arbeiten in drei Schwerpunkten Hand in Hand, jeder in dem Bereich, der ihm oder ihr am meisten liegt, von links: Gunthard und Susann Berger, Opa Hans Hoffmann, Oma Waltraud Berger, Tochter Jessica und Fabian Scherbacher, Gunthards Neffe. Gutmann
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Familie Berger arbeitet mit einem besonderen Hofkonzept. Drei Schwerpunkte, die ohne die anderen funktionieren, ohne zu kurz zu kommen. Ein Konzept, dass Gunthard Berger und Ehefrau Susann sehr wichtig ist. Momentan arbeiten Neffe Fabian Scherbacher und Tochter Jessica fleißig mit. Sollte dies aber irgendwann nicht mehr der Fall sein, kann jeder Betriebszweig eigenständig geführt werden.

Wie alles begann

Begonnen hat alles mit Paul und Anna Berger, die 1935 mit Obst, Kartoffeln und Milchvieh einen Hof in der Probstraße in Lichtenwald bewirtschafteten. Dieser wurde dann 1970 von Günther und Waltraud Berger übernommen und um einen Stall und eine Bergehalle im Streichet erweitert. Ab 1994 hat Sohn Gunthard Berger den Betrieb weitergeführt. Im Zuge dessen hat er sich von der Milchwirtschaft gelöst und diese verkauft. Dieser Geschäftszweig war über die Jahre mit den sinkenden Milchpreisen unrentabel geworden und hätte nur mit einer großen Investition erhalten werden können.

Ein Schwerpunkt ist der Obst- und Kartoffelanbau

Den Schwerpunkt hat er auf Obst- und Kartoffelanbau gelegt. Er hat die Bergehalle und das Kartoffellager erweitert und in der alten Hofstelle, in der Probststraße, wurden ein Kühlhaus und ein Hofladen gebaut. Weil der Betrieb 2003 gerade so viel abwarf, dass Gunthard sich selbst und seine Eltern versorgen konnte, hat er ein neues Projekt ins Leben gerufen. Das Ziel ist so gesetzt, dass die Wirtschaftlichkeit gesteigert, eine Absicherung gegen äußere Einflüsse erlangt, die Regionalität hervorgehoben und kundenorientierter gewirtschaftet werden kann.
Susann Berger hat eine Homepage eingerichtet und Werbemaßnahmen in die Wege geleitet. Die studierte Betriebswirtin, hat die Buchhaltung und Büroarbeiten übernommen, die bis zu diesem Zeitpunkt von einem Steuerberater erledigt wurden. Der Betrieb wurde in drei Bereiche aufgeteilt: den Agrarbetrieb, Laden und Märkte und den Reitstall, der neu gegründet wurde. Der Gedanke dahinter war, das finanzielle Risiko so gering wie möglich zu halten.

Große Freude am Reiten

Mit den Pferden haben die Bergers begonnen, weil Gunthard durch Susann Freude am Reiten gefunden hat. Außerdem erschien Susann die Landwirtschaft etwas zu risikoreich. Eine Familie zu gründen, während man abhängig von Wetter und anderen äußeren Umständen ist, war ihr zu riskant. Also haben sich die Bergers ein weiteres Standbein aufgebaut. Und das mit Glück, wie Susann weiß: „Es gibt ja keine Ernte, die gut war in den letzen Jahren. Irgendwas ist immer.“

Ein Reitstall mit Besonderheiten

Ihr Stall bringt einige Besonderheiten mit sich. Zum einen bieten Bergers große Koppeln an, die ganzjährig genutzt werden können. Zum anderen ermöglicht ihr Servicemodell den Einstellern, monatlich andere Pakete zu buchen. Im neugebauten Stall wird durch die besondere Luftführung ein gesundheitsförderndes Raumklima für die Pferde geschaffen.
Zu guter Letzt haben Bergers das Konzept einer „Rentnergruppe“ für sich entdeckt. Acht Pferde stehen seit dem vergangenen Jahr in zwei Gruppen ganzjährig auf der Weide. Die Weiden bieten Unterstände und sind aufgeteilt in Sommer- und Winterweide. Zwei Pferde sind wahre Altenteiler, die anderen können hauptsächlich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr geritten werden. Das Konzept der Rentnerweide ist so beliebt, dass die Warteliste schon jetzt gefüllt. Und auch der Stall auf dem Hof kommt gut an, vor allem auch seit dem Bau der neuen Longierhalle mit integrierter Führanlage.

Breites Angebot für die Kunden

Die Pferde versorgt ein fest angestellter Mitarbeiter aus Polen. Er kümmert sich um das Füttern, das Misten, den Koppelservice und darum, dass die Pferde in die Führmaschine und wieder in den Stall kommen. Ihre Kunden bezeichnen die Reitstallbesitzer als ambitionierte Freizeitreiter. Im Sommer bieten sie Springkurse und andere Seminare an. Aktuell sind die Einsteller ausschließlich weiblich. Demnächst wird ein Reiter dazukommen, was Opa Hans Hoffmann besonders freut.

Opa Hans Hoffmann: Die gute Seele auf dem Betrieb

Jeden Tag ist der Vater von Susann entweder im Reiterstübchen oder auf der Reitanlage zu finden und kümmert sich um ein gutes Miteinander. Und er hört sich die „Wehwehchen“ der Einstellerinnen an. Das entlastet das Ehepaar Berger. So kann Opa Hans Hoffmann kann im Vorfeld etliches abfedern und lösen. Hat er doch jahrelang für einen großen Gebäckhersteller gearbeitet, für den er die Verkaufsleitung Süd vertrat. Eine Woche nachdem er in Ruhestand ging, wurde das Fahrsilo zu einem Stall ausgebaut und er tauschte den Schreibtisch gegen Hacken und andere Handwerkzeuge aus.

Für jedes Alter eine Aufgabe

Auch Oma Waltraud Berger hat noch ihre Aufgaben, die sie voller Tatendrang täglich in Angriff nimmt. Sie bereitet die Waren für die Märkte vor, sortiert Kartoffeln und packt sie ab. Außerdem kocht sie Marmelade für den Laden. „Die ist der Burner“, freut sich Susann über das gut laufende Produkt. Im Haus von Gunthard und Susann hat Oma Waltraud ihre kleine Einliegerwohnung.
Tochter Jessica geht noch zur Schule. Ihre Hobbys sind Reiten und Eislaufen. Sie hat ein eigenes Pferd auf dem Hof und arbeitet samstags auf dem Wochenmarkt mit. Nach der Schule hilft sie oft ihrem Opa bei den Arbeiten, die bei den Pferden anfallen: Weidezäune kontrollieren und Strom prüfen gehören einfach mit dazu.

Zwischen Uni, Acker und Stall

Neffe Fabian Scherbacher wohnt im Nachbardorf und ist nach den Vorlesungen und in den Semesterferien fast täglich auf dem Hof oder den Feldern tätig. Neben dem Studium der Agrarwissenschaften in Hohenheim ist die praktische Arbeit eine willkommene Abwechslung. Außerdem kann er die Theorie aus der Uni oft direkt anwenden. Es gab Überlegungen, ob er den Betrieb einmal übernehmen wird. Aber zuerst wird er seinen Bachelor machen und möglicherweise noch einen Master draufsatteln.

Keine Langeweile bei den Bergers

Gunthard ist vormittags auf dem Feld und bei den Pferden im Einsatz. Er löst seine Frau kurz vor Mittag im Laden in Reichenbach ab, damit sie sich um das leibliche Wohl der Familie kümmern kann. Morgens und abends bewerkstelligt er den Auf- und Abbau der Obst- und Gemüseauslagen. Nachmittags gibt es im Geschäft eine festangestellte Arbeitskraft, die sich um den Verkauf kümmert.
Zusätzlich zum Laden bedienen Bergers mittwochs, donnerstags und samstags ihre Kunden auf dem Wochenmarkt. Da es den Verkauf auf dem Markt schon vor der Ladenöffnung gab, haben sie diese Markttage beibehalten. Und haben bald festgestellt, wie verschieden ihre Kunden sind. Manche kaufen nur auf dem Wochenmarkt ein, andere kommen nur in den Laden. Der ist seit der Eröffnung 2014 mittlerweile gut etabliert.

Spezialisiertes Sortiment

Seitdem sie ihr Sortiment darauf spezialisiert haben, nur Produkte von kleinen Manufakturen und klein strukturierten landwirtschaftlichen Betrieben zu vermarkten, läuft es immer besser. Susann hatte 2018 an einem Coaching des Landfrauen-Projekts NEsD (Netzwerk Einkommen schaffende Dienstleistungen) teilgenommen. Dabei qualifizierten sich 16 Landfrauen, um ihre regionalen Produkte über das Internet zu vermarkten.

Punkten mit regionalen Produkten

Viele Produkte im Laden der Bergers stammen seither von Betrieben der Kursteilnehmerinnen, natürlich aus der Region. Eines dieser Produkte ist beispielsweise das Hofeis der Familie Mack aus Ringingen. Während der heißen Sommertage war das Eis ausnahmslos ausverkauft. Ein anderer Renner ist die selbstgemachte Erdbeermarmelade von Oma Waltraud Berger. Im Laden sind zwei Mini-Jobberinnen angestellt, die morgens von Susann unterstützt werden. Mittags widmet sie sich dann der Büroarbeit sowie der Website und dem Social Media Auftritt. Beide Bereiche werden zwei Mal wöchentlich aktualisiert.
Das Besondere am Konzept der Bergers: die Vielseitigkeit. Sie tun nicht alles um jeden Preis, sondern jeder macht das, was er am besten kann. „Es ist fast ein blindes Verstehen untereinander“, meint Opa Hans. „Das Entscheidende ist, dass eine Weiterentwicklung stattfindet.“

Betriebsspiegel

Der Hof der Familie Berger ist seit 1935 im Familienbesitz und liegt in Lichtenwald-Hegenlohe im Landkreis Esslingen. Heute werden knapp 60 Hektar Grünland bewirtschaftet. Dazu kommen circa zehn Hektar Weizen, drei bis vier Hektar Kartoffeln, acht Hektar Silomais, der an Kollegen verkauft wird, und ein Hektar Obstbau (Äpfel, Birnen, Kirschen, Mirabellen, Zwetschgen und Nüsse). Außerdem bietet Familie Berger das Lohnrohden von Kartoffeln an. Das wird ausschließlich von Neffe Fabian übernommen. Vermarktet werden alle Produkte im eigenen Laden in Reichenbach oder auf verschiedenen Märkten, in Metzgereien und in Gaststätten.

Mehr unter http://www.berger-lichtenwald.de

 

 

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