Vorsicht Diebe – Landwirte schlagen Alarm
Vermehrt werden in Süd-Württemberg hochwertige Geräte aus landwirtschaftlichen Maschinen gestohlen. Beim Agrarservice Hummler und Schelkle in Unlingen-Möhringen im Landkreis Biberach stahlen Unbekannte Empfänger und Displays. Es entstand ein Schaden von rund 20.000 Euro. Bewegungsmelder und Kameras, ein Zaun und freilaufende Hunde sollen vor weiteren Diebstählen schützen.
- Veröffentlicht am

Schon seit einiger Zeit werden im südlichen Baden-Württemberg Einbrüche verübt, bei denen Unbekannte es auf hochwertige Teile von landwirtschaftlichen Maschinen abgesehen haben. Laut der Schwäbischen Zeitung wurde bereits 2020 bei der Firma Zürn-Heber-Kröll Landtechnik eingebrochen. Hier ließen die Diebe Displays, Steuerbuchsen und -empfänger im Wert von mehreren Tausend Euros mitgehen. Der neuste Fall ereignete sich Ende April 2021 in Bad Schussenried. Unbekannte drangen in die Hallen auf dem Hof von Kartoffelbauer Albert Daiber ein und bauten einen Traktor und eine Pflanzmaschine auseinander. Sie stahlen Steuerungsgeräte im Wert zwischen 15.000 und 20.000 Euro.
Satellitenempfänger gestohlen
Anfang April war auch der Agrarservice Hummler und Schelkle von der Einbruchserie betroffen. Wie die anderen geschädigten Landwirte kann Kurt Schelkle nicht genau beziffern, wann der Einbruch stattfand. Als er vor drei Wochen freitagabends die Arbeit beendete, war noch alles unversehrt. Am Dienstagmorgen entdeckte er den Diebstahl. Die Einbrecher brachen die Maschinen auf und stahlen zwei Satellitenempfänger und zwei Displays. Hummler und Schelkle entstand dadurch nach eigenen Angaben ein Schaden von rund 20.000 Euro. Am Tatort konnte die Polizei einen Handabdruck feststellen. Ähnlich wie die Polizei vermutet Schelkle hinter den Einbrüchen eine organisierte Bande, die die Gegend ausgespäht hat. Um seinen Betrieb zu schützen, montiert Schelkle die teuren Geräte nun jeden Abend ab und schließt sie nachts im Haus ein. Er möchte Kameras anbringen und den Hund nachts frei übers Gelände laufen lassen.
Um sich gegen Einbrüche abzusichern, werden viele Landwirte erfinderisch. Bei Roland Gaupp, Schweinezüchter aus Unlingen, wurden vor einem Monat ebenfalls Display und Empfänger gestohlen. Er hat sich jetzt Kameras und Bewegungsmelder angeschafft. Dazu rät auch Michael Zettel vom Bauernverband Biberach-Sigmaringen. Er sagt, dass das durch die Bewegungsmelder aktivierte Licht die Diebe stört. Es sei ratsam, Hallen immer abzuschließen und Fenster zu vergittern. Um weitere Einbrüche zu verhindern, sei es wichtig, dass die Fälle bekanntgemacht werden: „Mir geht es auch darum, dass es anderen Kollegen nicht so geht wie uns, dass wir alle vorsichtiger werden und die Augen offen halten. Damit helfen wir auch der Polizei, die Täter dingfest zu machen“, sagt Schelkle.
Heinz Scheffold, stellvertretender Vorsitzender beim Kreisbauernverband Biberach-Sigmaringen, kennt das Problem: Auch er ist beunruhigt wegen der Diebstähle in der Gegend. Die digitale Technik sei teuer, aber auch äußerst begehrt und effektiv. Er hat es sich jetzt angewöhnt, die Maschinen immer abzuschließen und sie nachts in eine abgeschlossene Halle zu stellen. Solche Vorsichtsmaßnahmen hätte es früher nicht gegeben, meint er. Angesichts des Risikos, dass Unbekannte diese Teile einfach ausbauen und klauen, sieht er derzeit keine Alternative.
Worauf man beim Abschluss einer Versicherung für landwirtschaftliche Maschinen achten muss, erklärt Rechtsanwalt Dirk Lambertz, Geschäftsführer der LBV-Unternehmensberatungsdienste GmbH (LBV-U). Sofern eine Teil- oder Vollkaskoversicherung besteht, ist der Diebstahl des Fahrzeuges versichert. Der Kunde müsse jedoch darauf achten, dass auch zusätzlich landwirtschaftliches Zubehör des Fahrzeuges (zum Beispiel GPS, Frontlader, Hydraulik und so weiter) mitversichert sei. „In unseren Rahmenverträgen ist dies der Fall, es ist aber leider kein Marktstandard und muss vom Kunden gegebenenfalls gesondert mit dem jeweiligen Versicherer vereinbart werden“, erklärt Lambertz. Er macht darauf aufmerksam, dass, sobald der Diebstahl festgestellt wird, auch der Versicherer informiert werden muss.
Höhere Sicherheitsstandards
Die Landtechnikhersteller arbeiten bereits an erhöhten Sicherheitsstandards. Zum Schutz vor Diebstahl und unsachgemäßer Anwendung bietet Marktführer John Deere für seine Displays und StarFire-Empfänger einen PIN-Code an. Ohne den Code können Diebe die Geräte nicht mehr nutzen. Über das Display kann der Fahrer den Code für das Display und für den Empfänger eingeben. Für den Fall, dass der Fahrer den PIN-Code vergisst, kann er noch maximal 72 Stunden weiterarbeiten. Danach benötigt er einen Master Unlock Code.
Bei den neuen Modellen von Fendt sitzt der GNSS-Empfänger unter der Dachluke und ist damit besser vor Diebstahl oder Beschädigung geschützt. „Diese Sicherheitsvorkehrungen sind gut, machen unsere Arbeit aber nicht einfacher“, gibt Schelkle zu bedenken. Die Polizei empfiehlt, sich die Seriennummern der GPS-Systeme zu notieren. So kann im Fall eines Diebstahls einfacher nach den gestohlenen Geräten gefahndet werden.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.