Hilft die Hühnersuppe?
An vielen Gerüchten rund um Erkältungen ist etwas dran. Aber andere halten sich hartnäckig, obwohl kein Körnchen Wahrheit dahintersteckt. Andrea Flemmer ist fünf Aussagen auf den Grund gegangen.
von Dr. Andrea Flemmer erschienen am 28.01.2025Omas Hühnersuppe hilft gegen Erkältungen
So alt dieses Gerücht ist, es stimmt. Wissenschaftler des Nebraska Medical Centers in Omaha (USA) konnten im Laborversuch zeigen, dass Hühnersuppe den übermäßigen Transport bestimmter weißer Blutkörperchen in die Nasenschleimhaut verlangsamen kann und die Schleimhäute dadurch abschwellen. Der im Huhn enthaltene Eiweißbaustein Cystein bewirkt ähnliches. Gart das Huhn in der Suppe sanft, gelangt das Cystein aus dem Fleisch in die Suppe. Dort wirkt es dann entzündungshemmend und schleimlösend.
Zink beugt Erkältungen vor
Im Februar 2011 erschienen Berichte, dass Zink bei Erkältungen hilft oder die Erkältungsdauer reduziert. Die Wirklichkeit sieht jedoch etwas anders aus. Tatsächlich fanden indischen Forscher heraus, dass Zink in hoher Dosierung (täglich 30 bis 160 mg) die Erkältungsdauer unwesentlich, konkret um einen Tag, reduziert. Zum Vergleich: Diagnostizieren Ärzte in Deutschland einen Zinkmangel, enthalten die verordneten Arzneimittel gerade einmal bis zu 25 mg Zink in einer Tagesdosis. Dass man bei den empfohlenen Mengen zur Erkältungsabwehr in der Studie Nebenwirkungen beobachtete, überrascht daher nicht wirklich: Ein schlechter Geschmack und Übelkeit sind die Folgen bei einer derart hohen Dosierung. Generell reichen die Daten für eine allgemeine Empfehlung zur Anwendung von Zink bei Erkältungen nicht aus. Obendrein fehlen Untersuchungen an chronisch Kranken, Immungeschwächten und Asthmapatienten – also genau von denjenigen, denen eine Erkältung prinzipiell gefährlich werden kann. Das Bundesinstitut für Risikobewertung ordnet Zink bei der Klassifikation von Nährstoffen der höchsten Risikoklasse zu. Zu viel Zink kann zu Kupfermangel und Störungen in der Blutbildung führen. Kinder und Jugendliche sollten gar keine Nahrungsergänzungsmittel mit Zink zu sich nehmen.
Fieber ist schädlich und muss gesenkt werden
Fieber ist nicht per se schlecht, denn die erhöhte Körpertemperatur stimuliert die Immunabwehr. Fieber signalisiert, dass das Immunsystem sich gerade verstärkt mit einem Krankheitserreger oder Entzündungsfaktor befasst. Der Körper bildet dann auch eine Menge Abwehrstoffe, von denen einige, die sogenannten Pyrogene, Fieber erzeugen. In der Folge fühlt man sich müde und schlapp. Wann man Fieber senken sollte, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Häufig empfehlen Fachleute bei Erwachsenen und Kindern ab etwa 39 Grad Celsius zu fiebersenkenden Mitteln wie Wadenwickel oder Paracetamol zu greifen.
Lebenslanger Schutz
Hat unser Körper einen Virusinfekt überwunden, hat das Immunsystem Antikörper dagegen gebildet, die bei einem erneuten Kontakt den Eindringling erkennen und ihn schnell entfernen. Dann bleiben wir gesund. Dies gilt zum Beispiel für die meisten Kinderkrankheiten, etwa Masern oder Mumps, die wir nur einmal bekommen und dann ein Leben lang dagegen immun sind. Doch für eine Erkältung ist nicht immer nur ein einziges Virus verantwortlich, sondern ein ganzes Arsenal von über 200 verschiedenen Virenarten. Und einen davon kennt unser Immunsystem dann noch nicht und wir werden wieder krank. Andere Viren, wie zum Beispiel die Erreger der echten Grippe und leider auch Corona, verändern sich so schnell und stark, dass unser Immunsystem sie in der nächsten Grippesaison nicht mehr wieder erkennen kann. Und dann gibt es noch besonders bösartige Viren, die – wie etwa der Herpes-Erreger – ein Leben lang in unserem Körper schlummern. Sie warten nur darauf, dass unser Immunsystem durch Stress, UV-Strahlung oder bestimmte Medikamente geschwächt ist. Dann werden sie wieder aktiv und die lästigen Bläschen am Mund tauchen beispielsweise wieder auf.
Ein Antibiotikum hilft
Grippale Infekte oder Erkältungen werden von Viren verursacht, gegen die Antibiotika nicht helfen. Sie können nur Bakterien unschädlich machen. Hat man sich aber zusätzlich zur viralen Erkältung eine bakterielle Infektion wie beispielsweise eine eitrige Nasennebenhöhlenentzündung eingefangen, kann die Gabe eines Antibiotikums hilfreich sein. Mediziner sprechen in so einem Fall von einer Superinfektion.
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