Gala statt Golden
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Auf mehr als 10.000 Hektar wird von den knapp 5000 Mitgliedern des VOG in Südtirol Apfelanbau betrieben. Noch bis vor wenigen Jahren machte der Golden Delicious mehr als 25 Prozent der Ernte im VOG-Einzugsgebiet aus. Laut den Ernteprognosen 2019 soll nun Gala erstmals den ersten Platz in der Rangliste übernehmen und Golden Delicious auf den zweiten Platz verdrängen.
Markt für Golden wird enger
Die vergangene Vermarktungssaison hat gezeigt, dass es aufgrund des großen Angebots an italienischen Golden Delicious schwierig ist, sich auf den traditionellen Märkten in Italien und Spanien zu behaupten. Neue Absatzmärkte wie Indien oder Südostasien bevorzugen – aufgrund der dortigen Kultur und geschmacklichen Vorlieben – andere Apfelsorten. Daher ist es notwendig, die Sorteninnovationsprojekte, die Ende der 90er Jahre mit der Einführung von Gala und Fuji begonnen wurden und in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends mit großen Investitionen in den ersten Clubapfel Pink Lady fortgesetzt wurden, mit Entschlossenheit weiterzuführen. In den letzten Jahren kamen weitere Sorten wie Kanzi, Jazz und Envy dazu.
Das Projekt „Sortenstrategie 2025“ des VOG unterbreitet den Obstbauern im Verband neue Sortenprojekte für insgesamt 1800 Hektar Anbaufläche, die zum Teil in bereits bekannte und zum Teil in völlig neue Apfelsorten unterteilt ist. Einerseits ist eine Flächenausweitung bereits erfolgreicher Clubäpfel vorgesehen, wie zum Beispiel weitere 120 Hektar Pink Lady, zusätzliche 140 Hektar Envy, 80 Hektar Shinano Gold/yello, 150 Hektar Crimson Snow, 120 Hektar Joya sowie 30 Hektar SweeTango. Alle diese Sorten haben unterschiedliche Vermarktungsschwerpunkte im Laufe einer Saison. So wird SweeTango bereits Anfang August geerntet. Im Gegensatz dazu sind Joya und Crimson Snow zweifarbige rote Äpfel, die auf Grund ihrer Lagerfähigkeit für die Vermarktung in der zweiten Saisonhälfte geeignet sind.
Anteil an gemanagten Sorten wächst
Darüber hinaus schlägt der VOG seinen Mitgliedern die Einführung einiger neuer Sorten vor, für die exklusive Vermarktungsrechte in Europa erlangt wurden.
Es sind dies drei neue „managed varieties“ - Äpfel mit Sortenschutz - die mit einem eigenen Markennamen vermarktet werden. Der erste von ihnen ist Cosmic Crisp, ein Apfel der den Markt in den USA bereits revolutioniert und wo in den letzten Jahren der Konsum von Red Delicious drastisch eingebrochen ist. Der Apfel entstand aus einer Kreuzung von Enterprise mit Honeycrisp, der zurzeit gefragtesten und beliebtesten Sorte in den USA.
Die beiden anderen Sorten, die sich noch in der Projektphase befinden, tragen die Kürzel SK 22 und SK 23: Beide sind schorfresistent, haltbar und robust. Sie sind zur Erweiterung des Angebotes in der zweiten Hälfte der Vermarktungssaison und für weite Transporte nach Übersee gedacht. Diese Eigenschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung. Um die zukunftsträchtigen Überseemärkte zu erreichen, mit einem vierwöchigen Containertransport und einem Vertrieb vor Ort ohne garantierte Kühlkette, ist eine einwandfreie Produktqualität der Schlüssel zum Erfolg – und genau das garantieren die beiden neuen Sorten.
Gesplittete Produktpalette
Die Märkte – in Europa wie auch in Übersee – erfordern eine Diversifikation der Produktpalette sowie neue und bessere sensorische Eigenschaften: diese Eigenschaften können die neuen Sorten des VOG-Projekts garantieren. Die Herausforderungen der Zukunft müssen deshalb mit einem ehrgeizigen Sorteninnovationsprojekt in Angriff genommen werden, welches das Portfolio des Verbandes in den nächsten fünf Jahren grundlegend verändern wird. Die angestrebten Neupflanzungen von fast 2000 Hektar bedeuten auch, dass im gleichen Ausmass ältere Anlagen mit nicht mehr marktgängigen Sorten oder älteren Klonen gerodet werden müssen. Die Sorte Golden Delicious, die seit Jahrzehnten den Anbau in Südtirol bestimmt hat, wird voraussichtlich von 25 Prozent auf 15 Prozent der Anbaufläche sinken, so wie auch eine Reduktion im Anbau bei Red Delicious und Braeburn vorgesehen ist. Der Anteil von Royal Gala dagegen soll bei etwa 25 Prozent Ernteanteil gehalten werden.
Der europäische Apfelmarkt erlebt derzeit eine Krise der strukturellen Überproduktion. Diese ist auf die riesigen Investitionen in Tausende Hektar Anbaufläche in Osteuropa zurückzuführen, die in einigen Jahren in den Vollertrag kommen wird. Dieses Angebot ist aber bereits jetzt auf den Märkten Europas und des Mittelmeers angekommen und wird in Zukunft zu einem harten Preiskampf bei den klassischen Sorten führen. Vor diesem Hintergrund hat der VOG das strategische Projekt zur Sortenerneuerung ausgearbeitet. Es dient der weiteren Differenzierung der Produktpalette, der Stärkung der Marktposition sowie dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Südtiroler Apfelproduktion langfristig zu sichern.
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