Neue Apfelsorte 'Deichperle' gezüchtet
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Sie ist saftig-süß und besticht durch ihre kräftige Rotfärbung: die 'Deichperle'. An der Hochschule Osnabrück haben Wissenschaftler jetzt die neue regionale Apfelsorte vorgestellt. Sie ist in enger Zusammenarbeit mit der Züchtungsinitiative Niederelbe (ZIN) entstanden. Die 'Deichperle' mit ihren besonderen Qualitäten soll den Obstbauern und -händlern im Alten Land helfen, im harten Wettbewerb gegen internationale Konkurrenz zu bestehen.
Züchtungsinitiative gegründet
Mit rund 17 Millionen Obstbäumen ist das Alte Land das größte zusammenhängende
Obstanbaugebiet Nordeuropas. Fast jeder dritte deutsche Apfel stammt von der Niederelbe. Doch die dortigen Sorten Elstar und Jonagold verlieren mit der Zeit an Qualität und Preis. „Wir brauchen neue regionale Apfelsorten, um auch in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben. Neue, beliebte Apfelsorten mit besseren Preisen kommen überwiegend aus wärmeren Gebieten wie Pink Lady aus Australien“, so Obstanbauer Thorben Sumfleth. Deshalb gründeten sieben junge Obstbauern, unter ihnen Thorben Sumfleth, im Jahr 2002 mit rund 170 weiteren Obstbaubetrieben und Obsthändlern die ZIN. Wissenschaftliche Unterstützung holten sie sich bei der Hochschule Osnabrück. Nun - 18 Jahre später - ist es soweit: Die 'Deichperle' erobert die ersten Wochenmärkte und Supermarkt-Filialen in Norddeutschland.
An rund 40.000 Bäumen im Alten Land wächst die neue Apfelsorte mit ihrer intensiven Rotfärbung bereits. Doch bis es soweit war, hat Obstbau-Professor Dr. Werner Dierend mit seinem Team hunderte Kreuzungen durchgeführt. „Beim Kreuzen übertragen wir den Pollen der Vatersorte mit einem Pinsel von Hand auf die Blüten der Muttersorte. Aus den Früchten der Muttersorte gewinnen wir die Kerne, die die Eigenschaften beider Sorten enthalten.“ Aus jedem Kern entstehe eine neue Sorte – wie die Probe „Nummer 17“ aus der ersten Versuchsreihe, die heutige 'Deichperle'.
Gemeinsam mit Professor Dr. Henning Schacht vom Fachgebiet Baumschule zog Dierend tausende Sämlinge auf dem Campus zu jungen Bäumen heran. Die jungen Apfelbäume wurden dann über Jahre hinweg an der Niederelbe und an der Hochschule auf Erträge, Krankheitsresistenzen und Lagerfähigkeit der Früchte getestet.
Sorte „Nr. 17“ kommt groß raus
„Es ist ein Puzzlespiel. Wir haben viele Anforderungen, und es gibt kaum eine Sorte, bei der alles zusammenpasst“, so Dierend. „Bei der Sorte Nr. 17 haben wir damals befürchtet, dass die Früchte etwas zu klein wären. Aber ihr saftig-süßer Geschmack, die gleichmäßig hohen Erträge und die gute Lagerfähigkeit haben unsere Aufmerksamkeit geweckt.“ Deshalb gaben die Forscher die Sorte Nr. 17 an die Obstbauern weiter und zu ihrer Überraschung wuchsen an anderen Standorten im Alten Land größere Früchte. Außerdem zeigte sich, dass sie durch ihre Schorfresistenz sogar für den Ökolandbau geeignet ist.
„In unserem Sensoriklabor haben Apfel-Tester Geschmack, Geruch, das Mundgefühl und auch den Nachgeschmack der Früchte bewertet“, berichtet Agrarmarketing-Professor Dr. Ulrich Enneking. Bei anschließenden Tests in Supermärkten ging es dann um die einfache Frage: Schmeckt der Apfel oder schmeckt er nicht? Dabei sei die heutige 'Deichperle' mit ihrer Saftigkeit und Süße positiv aufgefallen. Die ZIN hat bereits den nationalen und den EU-Sortenschutz beantragt und die neue Sorte bei den Norddeutschen Obstbautagen offiziell vorgestellt.
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