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DMK-Tagung 2021

Mais muss den Insekten und Vögeln davon wachsen

Drahtwurmschäden sind häufig, Mauszünsler macht sich immer weiter breit, Fritfliegenbefall nimmt zu und in Jahren, wenn Körner länger im Boden liegen, tritt auch die Saatenfliege auf. Der Maiswurzelbohrer gilt sogar als Quarantäneschädling. In den vergangenen Jahren sind viele Beizen weggefallen. Was das bedeutet und wie man die fehlende Beizwirkung ausgleicht, erklärte Norbert Erhardt von der Landwirtschaftskammer NRW auf der Tagung des Deutschen Maiskomitees e. V. am 20. Oktober 2021.
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Vor allem in der Jugend muss der Mais zügig vorankommen. Ein späterer Saattermin kann hier helfen.
Vor allem in der Jugend muss der Mais zügig vorankommen. Ein späterer Saattermin kann hier helfen. JONAS KLEIN
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Wenn es um Beize geht, sind meist Drahtwurm und die Fritfliege das Thema. Bis 2020 durfte noch Sonido-gebeiztes Saatgut aus dem Import eingesetzt werden, bis 2019 Methiocarb. Gegen den Maiswurzelbohrer half bis 2008 Poncho Pro, gegen die Fritfliege bis 2019 Mesurol. Wie sieht die Lage auf den Feldern heute aus?

Hungrige Krähen

Mit dem Wegfall von Methiocarb gab es auch verstärkte Schäden durch Vogelfraß, weil das Mittel auch als Repellent wirkte. In der Regel durch Krähen und Dohlen, auch Fasane fressen mit und ziehen Pflanzen bis zum Drei-Blatt-Stadium heraus. „Die Schäden durch Vogelfraß können mittlerweile leicht die durch die genannten Insekten verursachten Schäden übersteigen“, erklärte Erhardt. Effekte von Zusatzbeizen wie Korit finden die Vögel weniger vorzüglich. Mit Genug Zeit würden erfahrungsgemäß aber auch diese Körner verzehrt. Aktuell sind viele Repellents in Entwicklung, die über Geschmack, Geruch und Farbe hungrige Vögel abwehren sollen.

Eine Vogelabwehr kann auch optisch oder akustisch verfolgen auf dem Feld erfolgen. „Neue Lösungen wie BirdAlert verscheuchen interaktiv und zielgerichtet Vögel“, sagte Erhardt. Das Gerät wird mit einem kleinen PV-Panel auf dem Feld platziert. Es soll Vögel schon im Anflug erkennen und mit den arteigenen Panikrufen vertreiben.

Lenken im Pflanzenbau

Grundsätzlich wirken Beizmittel erst, wenn der Schaderreger überhaupt vorhanden ist. Pflanzliche Fehler können das Schadausmaß begünstigen. Die Beize stellt eine Versicherung für den Schadensfall dar. Im Gegenzug ist aber möglich, das Schadausmaß bei fehlendem Beizschutz zu verringern, indem die pflanzenbaulichen Maßnahmen optimal durchgeführt werden. Das geschieht beispielsweise durch die Wahl eines Saattermins, nach dem die Kultur schneller wächst als die Schädlinge. Das Risiko von Schadereignissen wird aber zunehmen.

Fruchtfolge: Maiswurzelbohrer lassen sich durch Anbaupausen wirkungsvoll bekämpfen. Wenn man auf Folgemais verzichtet und nur alle drei Jahre Mais anbaut, können die frisch geschlüpften Larven keine Nahrung mehr finden. Das drängt den Befall mit Maiswurzelbohrer laut Erhardt komplett zurück.

Drahtwurmbefall kann in Mais durch einen Fruchtwechsel gestoppt werden. Ohne diesen Fruchtwechsel riskiere man einen Totalausfall. Wird Mais einmal durch Sommergerste ersetzt, kann diese Drahtwurmschäden durch bessere Bestockung eher kompensieren.

Grundsätzlich müsse man alles unternehmen, um den Feldaufgang zu beschleunigen und die kritische Phase bis zum Drei- bis Vierblattstadium zu durchwachsen. Ansonsten kommt es zu vermehrten Schäden durch Fritfliege und Drahtwurm. Zudem sind die Pflanzen sonst sehr lange für Vögel attraktiv. 

Saatgut: Saatgut mit guter Keimfähigkeit und bester Triebkraft ist eine Voraussetzung für einen zügigen Feldaufgang und schnelle Jugendentwicklung. Frühreife Sorten bringen mehr Flexibilität bezüglich des Aussaattermins mit sich. So könne man auf eher günstige Bedingungen warten und die Aussaat bis in den Mai verzögern. Sehr späte Sorten müssten hingegen im Grunde noch im April auf den Boden, wenn die Bedingungen nicht immer optimal sind. Bei frühreifen Sorten wird zudem die Fläche früh geräumt, was mehr Spielraum für die Stoppelbearbeitung gibt und dem Maiszünsler das Leben erschwert.

Zum Aussaattermin: „Diese verschieben sich immer weiter nach vorn“, schilderte der Fachmann. Anfang April legen die ersten Landwirte los. Im Versuchswesen orientiere man sich eher an der letzten Aprildekade. 2021 waren die Tagestemperaturen allerdings bis Ende Mai sehr niedrig. Hat man im April gesät, lagen die Körner sehr lange im Boden und verweilten danach einige Zeit im Ein bis Zwei-Blatt-Stadium. „Hier konnten Fritfliege und Vögel zuschlagen“, sagte Erhardt. Wenn die Temperaturen regelmäßig unter zehn Grad Celsius tags liegen oder sogar nur nachts unter zehn Grad fallen, hat man einen sehr schleppenden Feldaufgang und eine Jugendentwicklung in Zeitlupe.

„Günstige Auflaufbedingungen herrschten dieses Jahr erst im Juni“, erklärte Erhardt. 2020 und 2021 waren die Bedingungen für den Feldaufgang eher ungünstig: Hier hätte man die Aussaattermine eher nach hinten verschieben müssen, um die Körner in einen ausreichend warmen Boden zu säen. Eine spätere Aussaat in warmen Boden das Wachstum der kleinen Pflanzen beschleunigen, etwa Mitte Mai. „Man kann durch eine spätere Aussaat in warmen Boden den Feldaufgang beschleunigen und die Jugendentwicklung antreiben“, erklärte Erhardt, „Die Jugendentwicklung muss beschleunigt werden, damit der Mais hungrigen Insekten und Vögeln davon wachsen kann“.

Die Ablage darf nicht zu tief erfolgen, sonst braucht der Mais zum Feldaufgang noch länger und bleibt für Schädlinge langfristig attraktiv. Zudem wird es bei zu tiefer Ablage laut Erhardt viele Spätaufläufer geben, die zu einem inhomogenen Bestand beitragen. Bei zu erwartenden Pflanzenverlusten sollte der Saatgutzuschlag erhöht werden, basierend auf Erfahrungen aus Vorjahren. 
 

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