Peter Hauk: Landwirte als Regionalvermarkter gefragt
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Die Kühe lässt der Menschenpulk an diesem sonnigen Spätsommertag unbeeindruckt. Seelenruhig fressen sie an den Außenfutterplätzen ihre Silage. Die Kälber in den Gruppeniglus, einige Meter entfernt, schauen im besten Fall neugierig, als der Tross aus Politikern, allen voran Agrarminister Peter Hauk,Vertretern des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg (LBV) und dem Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV), Landwirtschaftsämtern, Beratungsdiensten und Journalisten an dem Nachwuchs auf der Eselsmühle vorbeizieht – zum eigentlichen Ziel auf dieser ersten Station der Sommerreise des Landwirtschaftsministers.
Die 2011 neu gebaute luftig-hohe und geräumige Liegehalle für die melkenden Kühe – 280 an der Zahl – und den vier Melkrobotern, mit denen die hochleistenden Wiederkäuer (Durchschnittsleistung 9500 Kilo pro Kuh und Jahr, 3,6 Prozent Eiweiß, 4,1 Prozent Fett) gemolken werden.
Raus aus der Anonymität
„Ihre Kühe sehen glücklich aus“, sagt denn auch ein sichtlich begeisterter Peter Hauk, der Betriebsleiter Thomas Zimmerer bescheinigt, ein Vorzeigebetrieb zu sein, mit dem sich Vorurteile gegenüber der konventionellen Landwirtschaft ausräumen ließen und der mit seinen hochwertigen Erzeugnissen den von Lebensmitteleinzelhändlern auf den Schild gehobenen Trend nach regionalen Lebensmitteln bedienen könne.
„Wir müssen alles daran setzen, dass die Milch aus dem Land unverwechselbarer wird. Verbraucher müssen wissen, wer hinter der Erzeugung steht“, macht Hauk deutlich. Was für den Agrarminister übrigens nichts daran ändert, dass auch der Export der Südwest-Erzeugnisse eine gewichtige Rolle für die wirtschaftliche Existenz der Familienbetriebe darstellt.
Ganz ähnlich sieht das Milchviehhalter Thomas Zimmerer, der von der Qualität der heimischen Erzeugnisse überzeugt ist und ansonsten keinen Hehl daraus macht, dass das Geld für die Betriebe auf den Märkten verdient werden müsse. Gerhard Glaser, LBV-Vizepräsident, sieht in der Erzeugung hochwertiger Qualitätsprodukte für die heimischen Märkte eine neue und wachsende Chance, das Einkommen für die Betriebe – trotz der anhaltenden Preiskrisen – zu stabilisieren.
Denn der Frust sitzt tief auf den Höfen. Ob es Milchvieh-, oder Schweinebetriebe sind. Die Preise für Rohmilch und Schweinefleisch erholen sich nur zögerlich. Davon konnte auch Igor Herrmann, Verwalter auf dem Hofgut Risstissen, ein Lied singen. Die ruinösen Preise, wie es der Betriebsleiter erläuterte, hätten bei ihm und der Besitzerfamilie inzwischen zu einem Umdenken geführt. Fortan sollen auf dem Gutsbetrieb, unweit von Bad Saulgau, Bio-Sauen und -Ferkel gehalten werden – gemäß den Richtlinien des Naturland-Verbandes.
Doch nicht nur der anhaltende Preisdruck, sagt Herrmann, habe dazu geführt, dass sie sich von der konventionellen Schweinehaltung verabschiedeteten. Hinzu kommen steigende Anforderungen wie die Diskussionen um Freilaufbuchten und Schweine mit langen Schwänzen in der Mast. Bisher hätten sie die fertig gemästeten Schweine vielfach an Metzger in der Region vermarktet. Doch die, kritisiert der Verwalter, interessieren sich bisher nicht für das mit dem Verbot der betäubungslosen Kastration aufkommende Thema Ebermast.
Die Mittagspause nutzten die Teilnehmer der Sommertour, um sich über die Weiterentwicklung des ländlichen Raumes und dessen verstärkte Berücksichtigung in der Landespolitik auszutauschen.
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