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Forschungsprojekt Q-Check

Betriebliche Eigenkontrolle im Milchviehbetrieb erleichtern

Jeder Landwirt ist im Rahmen der sogenannten betrieblichen Eigenkontrolle dazu verpflichtet, das Wohlergehen seiner Tiere regelmäßig zu beurteilen. So will es das Tierschutzgesetz. Konkrete Vorgaben, welche Indikatoren hierfür geeignet sind, fehlen jedoch.

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Um aus der Branche heraus geeignete Indikatoren für die Milchviehhaltung festzulegen und damit in Zukunft nicht nur die betriebliche Eigenkontrolle zu unterstützen, sondern auch die Grundlage für ein flächendeckendes Tierwohlmonitoring zu schaffen, wurde Q Check initiiert. Dabei stützt sich Q Check ausschließlich auf Indikatoren aus bestehenden Datenquellen, wie der Milchleistungs- und Milchgüteprüfung, dem Herkunftsinformationssystem Tier (HI-Tier) sowie dem Qualitätsmanagementsystem Milch (QM-Milch).

Austausch essenziell – Q Check im Dialog

In einem aufwendigen Verfahren wurden vom Thünen-Institut über 200 Experten aus Praxis, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft in die Indikatorenauswahl einbezogen. In einer zweistufigen Delphi-Befragung waren sie aufgerufen, ihre Einschätzung zum Nutzen potenzieller Indikatoren abzugeben. Parallel dazu befragte die Hochschule Osnabrück im Rahmen einer Stakeholderanalyse 50 Experten nach ihren persönlichen Erwartungen und Blickwinkeln zum Thema Tierwohl.

Je zwei Ergebnisworkshops und Round-Table-Gespräche in Frankfurt und Berlin, während derer jene Indikatoren mit der größten Zustimmung erneut diskutiert und wenn nötig angepasst wurden, komplettierten den Austausch der Experten und Branchenvertreter. So konnte die Meinung der Branche aufgegriffen, ausgewertet und widergespiegelt werden.

Wichtiger Meilenstein erreicht

Kürzlich wurde der erste Teil des Indikatorensets final bestätigt und damit ein wichtiger Meilenstein im Projekt erreicht. Folgende Indikatoren haben das Rennen gemacht und sind laut Q Check für die Bewertung relevanter Tierwohlaspekte auf Basis bereits bestehender Analyse- und Datenerfassungssysteme geeignet:

  • Anteil der Kühe in der Herde mit einem Milchzellgehalt weniger als 100.000 beziehungsweise mehr als 400.000 Zellen pro Milliliter
  • Erstlaktierendenmastitisrate
  • Neuinfektionsrate sowie die Heilungsrate in der Trockenperiode
  • Neuinfektionsrate in der Laktation
  • Anteil euterkranker Tiere mit schlechten Heilungsaussichten
  • Anteil der Kühe in der Frühlaktation mit einem Fett-Eiweiß-Quotienten mehr als 1,5 beziehungsweise weniger als 1,0
  • Merzungsrate
  • Nutzungsdauer (der gemerzten Kühe)
  • Anteil Totgeburten und Kälberverluste bis Tag sieben
  • Mortalität bei Kühen und Kälbern.

    Je nach Datenquelle können zwischen 88 und 100 Prozent der Milchkühe in Deutschland über die genannten Indikatoren abgedeckt werden. Diese Reichweite ist einzigartig und unterscheidet das Vorhaben von allen vergleichbaren Projekten zur Tierwohlerfassung.

Der zweite Teil des Sets beinhaltet ressourcen- und managementbasierte Indikatoren aus dem QM-Milch-System. Im Rahmen der Befragung wurden diese Indikatoren zwar grundsätzlich befürwortet, für die betriebliche Eigenkontrolle korrespondieren sie in der Erhebungsfrequenz aber nicht mit den ausgewählten Indikatoren.

„Für uns steht der Landwirt im Mittelpunkt. Es war uns wichtig, die Durchführung der betrieblichen Eigenkontrolle effizient und praxisnah zu unterstützen, daher nutzen wir den Vorteil der Milchviehbranche und greifen auf etablierte und deutschlandweit vereinheitlichte Analyse- und Erfassungssysteme zurück“, erklärt Sabrina Hachenberg vom Deutschen Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen e.V. im Namen des Projektkonsortiums. „Mit der Unterstützung vieler und im Dialog können wir nicht nur einen wesentlichen Beitrag für das Herdengesundheitsmanagement und die betriebliche Eigenkontrolle liefern, sondern darüber hinaus einen proaktiven Vorschlag für ein nationales Tierwohlmonitoring.“

Digital verknüpft

Die relevanten Indikatoren werden unter der Voraussetzung, dass der Landwirt seine Zustimmung hierfür erteilt, automatisch im sogenannten Q Check-Report aufbereitet. Zum Projektende im Juni 2020 sollen alle Vorarbeiten so weit vorangetrieben worden sein, dass der Q Check-Report dem Betrieb als Onlinetool zur Verfügung gestellt werden kann. Der Landwirt erhält im Onlinetool die Möglichkeit, seine Ergebnisse mit den Indikatorenwerten ähnlich strukturierter Betriebe zu vergleichen.

Derzeit wird an dem zugehörigen Bewertungsrahmen gearbeitet: einer intelligenten Verknüpfung von Status quo-basierten Ergebnissen mit normativen Ziel- und Alarmwertsetzungen. So werden die im Rahmen der Befragung ermittelten Vorschläge für Ziel- und Alarmwerte anhand von Massendaten in den Kontext der Lebensrealität gestellt; ein Ansatz, der von Verbandsvertretern und Wissenschaftlern breite Zustimmung erhielt.

„Unser Ziel war es, aus bestehenden Datenquellen bereits vorliegende, aussagekräftige und wissenschaftlich fundierte Indikatoren zur Beurteilung des Tierwohls in der Milchviehhaltung auszuwählen, aufzubereiten und zusammenzuführen, um so den Betrieb in seinem Herdengesundheits- beziehungsweise Tierwohlmanagement zu unterstützen. Gleichzeitig wird so auch die Grundlage für ein flächendeckendes Tierwohlmonitoring geschaffen“, so Jan Brinkmann, Projektpartner vom Thünen-Institut.

Das Pojekt wird aus Mitteln des BMEL gefördert. Projektpartner sind die Hochschule Osnabrück, das Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e.V., die Ludwig-Maximilians-Universität München, das Thünen Institut und Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w. V. In Kooperation mit den Landeskontrollverbänden und Milchprüfringen koordiniert der Deutsche Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen e.V. das Projekt.

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