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ISN-Schlachthofranking Schweine

Top Ten unverändert

Die deutsche Schlachtbranche ächzt unter sinkenden Schlachtzahlen und steigenden Kosten. An der Rangfolge der Schlachthöfe ändert das nichts.
Veröffentlicht am
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Donat Singler
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Die Konsolidierung in der deutschen Schlachtbranche geht weiter. Sie stellt sich sich auf die veränderten Gegebenheiten ein – also vor allem auf geringere Schweineanlieferungen bei gleichzeitig hohen Betriebskosten, meldet die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) zu ihrem Ranking für 2023. Dazu gehöre, dass weiterhin Schlachtstandorte geschlossen oder Schlachtungen gedrosselt werden. Bei den Schweinebestandszahlen hingegen sei mittlerweile eine leichte Stabilisierung erkennbar.

Weitere Folgen der Entwicklung: Die beiden größten Schlachtunternehmen Tönnies und Westfleisch bauen ihre Marktanteile im schrumpfenden Gesamtmarkt aus. Der Lebendvieheinkauf gerät zunehmend in den Fokus der Schlachter, wodurch vertragliche Bindungen weiter an Bedeutung gewinnen. Die Schweinefleischlierferungen aus Belgien und den Niederlanden nahmen zu, die Lieferungen aus Dänemark sanken weiter. Insgesamt seien die Importzahlen aber niedriger als vor Corona.

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland knapp 44 Mio. Schweine geschlachtet, das sind 6,9 % weniger als im Vorjahr. 2022 hatte das Minus von 9,2 % betragen. Da die Schweinebestände durch die Corona-Krise, die Afrikanische Schweinepest (ASP) und die politischen Rahmenbedingungen in so einem hohen Tempo abgebaut wurden, waren deutliche Reaktionen in der Schlachtbranche unvermeidbar, kommentiert die ISN die Lage.

Top-10 Reihenfolge unverändert

Die zehn größten Schweineschlachtbetriebe schlachteten 2023 um 6,2 % weniger Tiere als im Vorjahr, bei den übrigen Betrieben war das Minus mit 9,9 % noch größer. Deshalb decken die Top-10-Betriebe mittlerweile 82,5 % der Schlachtungen ab, eine Steigerung zum Vorjahr um 0,5 Prozentpunkte. Unangefochten an der Spitze des Rankings steht Tönnies mit 13,99 Mio. Schweineschlachtungen, -5,4 % zum Vorjahr, der Marktanteil wuchs um 0,5 Prozentpunkte auf 31,9 % steigern. Auf dem zweiten Rang folgt das genossenschaftlich organisierte Unternehmen Westfleisch, welches sich 2023 dem Trend des stark rückläufigen Gesamtmarktes größtenteils entziehen konnte. Mit 6,50 Mio. Schweinen schlachtete Westfleisch fast genauso viele Tiere wie im Vorjahr (-0,2 %) und steigerte den Marktanteil 14,8 (Vorjahr: 13,8) %.

Den dritten Platz hält noch das niederländische Schlachtunternehmen Vion, der Rückstand auf die beiden Führenden vergrößert sich allerdings. Mit 5,30 Mio. Schlachtungen musste Vion erneut ein deutliches Minus hinnehmen (-8,6 %). Schon im Vorjahr hatten sie überdurchschnittliche Rückgänge von 17,1 % zu verzeichnen. Im laufenden Jahr werden die Schlachtzahlen dann voraussichtlich noch deutlicher zurückgehen, denn Anfang 2024 hat Vion seine größten deutschen Schlachtstandorte in Emstek und in Perleberg verkauft.

Danish Crown verzeichnete auf dem vierten Platz spürbar geringere Schlachtzahlen als ein Jahr zuvor. Am einzigen deutschen Schlachtstandort des dänischen Unternehmens in Essen/ Oldenburg wurden im vergangenen Jahr mit ca. 2,1 Mio. Schweinen 30,7 % weniger als im Vorjahr geschlachtet. Im Frühjahr 2023 hatte der Konzern eine drastische Reduzierung der Schlachtungen angekündigt, im weiteren Verlauf des Jahres sollte dann über die zukünftigen Kapazitäten entschieden werden. Platz 5 des Rankings belegt weiterhin Müller Fleisch aus Baden-Württemberg. 1,78 Mio. Schweineschlachtungen waren zwar ein Minus von 5,8 % gegenüber dem Vorjahr, aber der Vorsprung gegenüber den anderen Mittelständlern reichte aus, um den Platz zu behaupten.

Diese kamen auf den Plätzen 6 bis 10 im Hinblick auf deren Schlachtzahlen relativ gut mit den sich ändernden Marktbedingungen klar. Böseler Goldschmaus (Platz 6.), Tummel (7.), Steinemann (8.), Manten (9.) und Simon-Fleisch (10.) konnten ihre Schlachtungen trotz des sinkenden Schlachtschweineangebotes mehr oder weniger stabil halten. Somit blieb es trotz der herausfordernden Situation in der Fleischwirtschaft bei der gleichen Reihenfolge im Schlachthofranking wie schon im Vorjahr.

ISN-Marktanalyst Klaus Kessing stellt parallel zum Konsolidierungsprozess eine zunehmende Marktsegmentierung fest. Dabei spielen die Anforderungen der Abnehmer des Fleisches eine entscheidende Rolle. Vor allem die Pläne der Lebensmitteleinzelhändler bezüglich der zunehmenden Umstellung ihrer Sortimente auf höhere Haltungsformstufen erfordern auch Veränderungen auf der Schlachtstufe, was letztlich in einer stärkeren Integration der gesamten Wertschöpfungskette münden könnte. Die Schlachtunternehmen passen ihre Strategien an: Während früher tendenziell eher das Mengenwachstum im Fokus stand, konzentrieren sich einige Schlachtunternehmen mittlerweile mehr auf die Auswahl und Sicherung der gewünschten Qualitäten beim Einkauf am Lebendmarkt und sind gleichzeitig darauf bedacht, keine Übermengen einzukaufen.

Konkret äußere sich das in verstärkten Bemühungen der Schlachtbetriebe, die Zukunftsbetriebe durch längerfristige Verträge an sich zu binden. Im Zuge einer immer stärkeren Fokussierung auf Nachhaltigkeitsaspekte dürften Verträge in Zukunft also noch stärker an Bedeutung gewinnen. Und auch auf Erzeugerebene sind engere vertragliche Bindungen zwischen Ferkelerzeugern und Mästern zu erwarten; unter anderem auch wegen der bevorstehenden Änderungen im Tierschutzgesetz.

Zum Thema Drittlandsexport machten die jüngsten Entwicklungen Hoffnung. Nach den ASP bedingten Sperren seien mittlerweile wieder Lieferungen nach Südkorea oder in die Ukraine möglich und in den Verhandlungen um ein Regionalisierungsabkommen mit China würden immerhin erste Fortschritte erzielt. Mehr Exportmöglichkeiten – vor allem von Nebenprodukten – in Drittländer könnten für viele Schlachthöfe in der aktuell herausfordernden Situation eine große Hilfe sein. Und auch die Schweinehalter könnten von einer höheren Wertschöpfung am Schlachtkörper profitieren.

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