Preissenkung auf breiter Front
Im November ging der durchschnittliche BWagrar-Monatspreis für konventionelle GVO-freie Kuhmilch gegenüber Oktober im gewichteten Mittel weiter um 2,8 Cent pro kg auf 48,6 Cent pro kg weiter zurück. Der Biopreis blieb mit 66,5 Cent im gewichteten Durchschnitt noch unverändert.
von Matthias Borlinghaus erschienen am 17.12.2025Nachdem der BWagrar Milchpreis bereits im September um minus 0,2 Cent und im Oktober um minus 1,9 Cent zurückging, mussten die Milcherzeuger im November mit im Schnitt 2,8 Cent pro kg eine weitere deutliche Preissenkung hinnehmen. Für Dezember werden bei der konventionellen Milch nochmals Preissenkungen erwartet. Dass die Milchpreise seit September in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum so stark fallen, überrascht selbst langjährige Marktbeobachter, die noch im Sommer mit einer stabilen Marktentwicklung bis Jahresende gerechnet hatten. Wie stark der Rückgang ist, zeigt der Blick auf den Kieler Rohstoffwert. Der ist im November auf 35,7 Cent gefallen, dabei lag er noch im Sommer bei rund 48 Cent. Das ist ein Rückgang um deutlich über zehn Cent innerhalb von drei bis vier Monaten. Gegenüber dem Vorjahreswert im November 2024 sind es sogar 20 Cent weniger.
Zu viel Milch am Markt
Hauptgrund für den Preisabsturz sind national und international sehr hohe Milchanlieferungsmengen. In der 48. Woche erfassten auch die deutschen Molkereien laut Schnellberichterstattung der ZMB 0,5 Prozent mehr Milch als in der Vorwoche und gleichzeitig 7,1 Prozent mehr als in der Vorjahreswoche. Auch aus Baden-Württemberg wird von deutlich höheren Anlieferungsmengen gegenüber dem Vorjahr berichtet. Eine sehr gute Futtergrundlage, kaum noch Einbußen durch die Blauzungenkrankheit und zurückgehende Schlachtzahlen haben dieses Übermaß an Milch zusätzlich angekurbelt. Entsprechend stehen am Spotmarkt die Preise für den flüssigen Rohstoff Milch im Vorfeld der kommenden Feiertage unter Druck. Spotmilchpreise unter der 30-Cent-Marke sind Ausdruck einer sehr hohen Rohstoffverfügbarkeit. Dem Vernehmen nach wird freie Milch aktuell sogar deutlich unter 20 Cent gehandelt. Käsereien, die noch freie Kapazitäten haben, nutzen das niedrige Preisniveau zum Zukauf von Milch. Ziel ist es, die Mehrmengen am Markt möglichst schnell wieder verschwinden zu lassen und einer Verwertung zuzuführen. Bei den Käsepreisen hat bereits eine gewisse Stabilisierung auf niedrigem Niveau eingesetzt.
Ruinöser Wettbewerb
Im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sind mit den Neukontrakten für Käse beginnend ab 1. November Preisreduktionen über 1,0 Euro pro kg umgesetzt worden. Auch bei den Preisverhandlungen für die weiße Linie sollen die Preise kräftig gesenkt worden sein. Im Discountbereich tobt ein harter Wettbewerb um die Preisführerschaft, der durch die Absenkung des Ladenverkaufspreises für die 250 g-Butter ausgetragen wird. Die Handelsketten überbieten sich mit Billigangeboten, insbesondere bei Butter. Für die Erzeuger ist diese Preispolitik existenzgefährdend. Denn bei Milchpreisen unter 50 Cent pro kg werden ihre Produktionskosten nicht mehr gedeckt.
Hohe Nachfrage vor Weihnachten
Im aktuellen Weihnachtsgeschäft treffen die Produkte aus dem weißen Sortiment auf eine sehr hohe Nachfrage. Bei den Molkereien gehen derzeit umfangreiche Bestellungen ein. Vor allem die fettreichen Erzeugnisse sind, wie für die Jahreszeit üblich, verstärkt gefragt. Butter wird im Weihnachtsgeschäft sehr lebhaft nachgefragt. Die Hersteller sind an den Grenzen ihrer Lieferfähigkeit. Die Endverkaufspreise für Butter der Handelsmarke im LEH wurden um das zweite Adventswochenende herum erneut gesenkt, auf nun nur noch 99 Cent für ein 250 g-Päckchen. Am Markt für Blockbutter wird für das erste Quartal 2026 über eine rege Nachfrage berichtet. Offensichtlich sind die aktuellen Preise für die Einkäufer attraktiv, sodass wieder längerfristiger eingekauft wird als im Vorjahr um die gleiche Zeit. Dem Vernehmen nach werden für die ersten Monate des kommenden Jahres inzwischen auch Verträge abgeschlossen.


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