Mit Biostimulanzien die Reduktionsziele erreichen
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Dr. Melanie Hauer-Jákli vom Unternehmen Corteva Agriscience erklärte, welche Arten von Biostimulanzien für Betriebe im Angebot sind. Zu diesen Biostimulanzien gehören drei Familien von Präparaten:
- Nährstoffeffizienz: Nährstoffverfügbarkeit, -aufnahme und -ausnutzung
- Pflanzenstoffwechselprozesse: Vegetatives und generatives Wachstum sowie Erntequalität
- Stressabbauwege: Trockenheit, Pflanzenschutz und weiterer abiotischer Stress
Produkte zu Stressabbauwegen befinden sich aktuell im Test und sollen 2025 eingeführt werden.
Kinsidro Grow+ soll das frühe Wachstum fördern. Das Produkt enthält einen hohen Anteil an Fulvosäuren, die für eine höhere Wachstumsaktivität in Pflanzen sorgen soll, und Huminsäuren. Fulvosäuren können ins Blatt und ins Zellinnere eindringen, sind natürliche Chelatoren für Metallionen und komplexieren Mineralien und Metalle, die dadurch leichter aufgenommen werden sollen. Es werden 150 g/ha aufs Blatt appliziert. Empfohlen wird es vorrangig in Raps und Zuckerrübe. Das Rohmaterial ist Lignosulfonat aus der Papierindustrie. In unternehmenseigenen Versuchen stieg der Zuckerrübenertrag durch das Mittel um circa 8 Prozent, der Ertrag von Raps um circa fünf Prozent.
Das Produkt Lattice soll die Nährstoffverfügbarkeit in Sonderkulturen und Kartoffeln verbessern. Enthalten sind zwei Lactobacillus-Stämme, die das Wurzelwachstum anregen und die Nährstoffaufnahme steigern sollen. Es wird zum Legen der Kartoffeln appliziert oder zum Pflanzen in Sonderkulturen. In unternehmenseigenen Versuchen stiegen die Erträge um rund 7 Prozent, es kamen mehr große Knollen und höhere Stärkegehalte im Erntegut vor.
Utrisha N wurde 2022 eingeführt und enthält stickstofffixierende Bakterien, die sich im Pflanzengewebe ausbreiten können. Etwa 2 bis 3 kg N sollen so pro Hektar und Woche für die Kulturen Kartoffeln, Mais, Raps, Getreide und Zuckerrübe bereitgestellt werden.
N-Bedarf bei reduzierter Düngung abmildern
Thomas Köhler, Selbstständiger Agrarberater der TK Agrarberatung Thüringen, befasst sich mit regenerativen Anbaumethoden. „Bis 2030 muss im Rahmen der Farm to Fork-Strategie die Menge an Düngermitteln und chemischer Pflanzenschutzmittel deutlich reduziert werden“, erklärte Köhler. Einsparungen bei der N-Düngung von 20 und 40 Prozent sind laut Köhler schon deutlich an geringerer Grünfärbung der Bestände sichtbar. Dennoch müssen Ertrage und Qualitäten gehalten werden. Es müssen über regenerative Anbauverfahren und Biostimulanzien also Möglichkeiten geschaffen werden, wieder zum bekannten Ertrags- und Qualitätsniveau aufzuschließen.
Zur Wirksamkeit von Anbauverfahren und Biostimulanzien hat Köhler mit Landwirten zusammen Demo-Versuche angelegt. 2021 wurde so BlueN (ähnlich zu Nutrisha N) von Corteva getestet, in Weizen in rund 22 Versuchen. Variante 1 ist mit knapp 170 kg N je ha gedüngt, Variante 2 mit 135 kg N und Variante 3 mit 100 kg N.
Vor allem in der auf 135 kg N reduzierten Düngevariante hat BlueN zu einer Ertragssteigerung von 5,4 dt/ha geführt. „Das Produkt kann bei reduzierten Düngergaben den bestehenden N-Bedarf von Weizen abmildern“, sagte Köhler. In der Düngevariante von rund 90 kg N je ha konnte keine Ertragssteigerung erzielt werden. „Wahrscheinlich liegt das daran, dass die Pflanzen durch den Stickstoffmangel schon stark unter Stress stehen“, erklärte Köhler. Für bereits stark gestresste Bestände eignet sich die Biostimulanz damit nach Köhlers Ansicht weniger gut. Vor allem in Mais ist laut Köhler durch BlueN eine bessere Kolbenentwicklung zu beobachten gewesen, was in 6 Prozent Mehrertrag gegenüber der unbehandelten Variante resultiert hat.
N-Versorgung in Weizen optimieren
Henning und Astrid Timmermann führen einen Familienbetrieb mit 260 ha in Niedersachsen. Die Familie setzt Utrisha N seit zwei Jahren in Winterweizen ein. Gemeinsam mit der Wasserschutzberatung hat der Betrieb eine Versuchsfläche angelegt, um die Backqualität des Winterweizens bei geringerer N-Düngemenge zu halten. Die Flächen wurden von der Wasserschutzberatung mit dem N-Tester geprüft. „Die mit Utrisha N behandelten Varianten waren besser mit N versorgt als die unbehandelten Varianten“, kommentierte Timmermann, „auch im Vergleich zu unserer voll gedüngten, praxisüblichen Variante“. Familie Timmermann habe mit der Biostimulanz in der betriebsüblichen Düngevariante einen nach eigenen Angaben bisher unerreichten Versorgungsgrad mit N erzielt.
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