Pflanzenschutzinfos müssen kostenfrei bleiben
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„Je mehr Vielfalt, umso besser. Das gilt auch für die Beratung“, gewinnt Hubert Bernhard dem neuen Konzept positive Seiten ab. Der Obstbaumeister aus Kressbronn ist Mitglied im Fachbeirat Integrierte Produktion, der das KOB bei der breit angelegten Versuchstätigkeit aus der Praxis heraus begleitet. Das Anbaugebiet brauche unbedingt eine Versuchseinrichtung, zumal sich damit wichtige Fragen unter den spezifischen Standort- und Klimabedingungen am Bodensee klären lassen. Das gilt für Sortentests ebenso wie für regionale Pflanzenschutzinformationen, etwa zur Schorfbekämpfung oder die Warnaufrufe, wenn Feuerbrandgefahr droht. Mit der neu gegründeten Beratungsgesellschaft (Obstbauberatung Bavendorf GmbH) könnten über Modulangebote auch Produktionszweige intensiver behandelt werden, die weder von der Offizialberatung an den Landratsämtern noch von der Beratung der Erzeugerorganisationen abgedeckt werden. Bernhard verweist beispielsweise auf Angebote zur Energieeffizienz oder zu Randkulturen wie Aprikosen.
Schneller Zugang zu Informationen
Auch dem Wissenspaket will er sich nicht grundsätzlich versperren. „Es kann nicht schaden, wenn wir durch einen Online-Zugang künftig schnell an zusätzliche Informationen kommen“, meint der 55-jährige Obstbauer. Allerdings, und das merkt er mit Nachdruck an, müsse der Zugang zur Pflanzenschutzberatung kostenfrei bleiben. „An diese Informationen müssen alle Betriebe kommen. Hier darf auf keinen Fall jemand von wichtigen Informationen abgeschnitten werden. Dazu ist das Thema zu sensibel“, unterstreicht er.
Ob das neu geschnürte Beratungspaket tatsächlich einen nennenswerten Beitrag zur Finanzierung der Bavendorfer Versuchseinrichtung leisten kann, an diesem Punkt will Bernhard eine gewisse Skepsis nicht verhehlen. „Damit die Obstbauern das Angebot nutzen, muss es interessant sein und dazu braucht es gute Leute“, meint er.
Gerechtere Verteilung der Lasten
Eine sprudelnde neue Geldquelle will auch Nikolaus Glocker in dem neu geschnürten Beratungsangebot des Kompetenzzentrums nicht erkennen. „Mit Beratung ist kein Geld zu generieren“, meint der Bioobstbauer aus Horgenzell-Tepfenhart, der im Fachbeirat Öko-Obstbau Anregungen aus der Praxis heraus zu neuen Versuchen gibt. Dennoch findet das neue Angebot seine Zustimmung, schließt es doch eine Gerechtigkeitslücke. Denn während ein Großteil der Obstbauern indirekt über die Mitgliedschaft in einer Erzeugerorganisation ihren Obolus für den Wissenstransfer in die Praxis leisten, gibt es Nutznießer, die organisationsungebunden neue Erkenntnisse bislang kostenfrei in ihren Betrieben umsetzen konnten. „Das Wissenspaket sorgt hier für eine gerechtere Finanzierung auf den Schultern aller, die neue Erkenntnisse nutzen wollen“, erklärt er. Zudem seien die dafür angesetzten Kosten in Höhe von 250 Euro für jeden Betrieb tragbar angesichts des Gegenwerts, den es dafür gibt.
Ganz generell setzt der 55-jährige Obstbaumeister den Wert einer Beratung hoch an. „Ohne gute Beratung wird man betriebsblind. Es ist ratsam, die tägliche Arbeit hin und wieder mit einem Blickwinkel von außen zu begleiten“, unterstreicht er mit dem Hinweis auf die im Öko-Beratungsdienst gesammelten Erfahrungen. Diese am KOB angesiedelte Stelle des Beratungsdienstes gibt es nun schon viele Jahre. Während dieser Zeit wurde die Verzahnung mit den Forschern am KOB immer enger, so dass der Wissenstransfer auf kurzen Wegen erfolgt. Fast alle ökologisch produzierenden Betriebe in der Bodenseeregion sind dort Mitglied und die Modulberatung wird gut angenommen. Für Glocker ein Beleg dafür, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. „Wer das neue Modulangebot buchen will, wird natürlich etwas tiefer in die Tasche greifen müssen als beim Wissenspaket. Doch der Betrieb profitiert durch individuelle Beratung auch direkt davon“, ist er sich sicher. Wer noch nie solch ein Angebot genutzt habe, könne auch nicht sagen, dass dies das Geld nicht wert ist.



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