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Raps und Getreide

Passgenaue Stoppelbearbeitung

Die heutigen Anforderungen an die Bodenbearbeitung sind vielfältig. Sie umfassen Bodenschutz, die Reduzierung von Krankheitspotenzialen und Kosteneinsparungen. Das Ziel sollte dabei stets sein, der Folgekultur optimale Startbedingungen bei der Aussaat zu bieten.

von PD Dr. Joachim Brunotte, Thünen-Institut für Agrartechnologie, Braunschweig mit Wiebke Lühr, Head of Productmanagement, KWS SAAT SE erschienen am 01.07.2025
Nach der Rapsernte liegt der Fokus der Bodenbearbeitung darauf, die Keimung von Unkräutern und Ausfallraps zu begünstigen. © Werksfoto KWS Saat
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Die Strohverteilung durch den Mähdrescher ist von entscheidender Bedeutung, da sie nicht nur den Bodenschutz und die Qualität der Stroheinarbeitung beeinflusst, sondern auch direkte Auswirkungen auf den Feldaufgang und die Ertragsentwicklung der Folgefrucht hat. Zu viel Stroh an der Oberfläche kann bei Zinkenschar-Sämaschinen unter anderem zur Verstopfung oder Haufenbildung führen. Scheibensämaschinen hingegen rollen über das Stroh, sodass das Saatgut bei Trockenheit nicht an das Keimwasser gelangt. In der Folge wird die Keimung gehemmt und die Keimpflanzen (zum Beispiel Raps) müssen lange Hypokotyle bilden, um an die Bodenoberfläche zu gelangen. Eine so geschwächte Pflanze kann anfälliger für Frost und Krankheiten werden, wodurch die Gefahr eines ungleichmäßigen Feldaufgangs besteht.

Hohe Stroherträge, zunehmende Arbeitsbreiten der Mähdrescher sowie das Dreschen am Hang führen jedoch oft zu einer ungleichmäßigen Strohverteilung. Insbesondere bei Arbeitsbreiten von mehr als sechs Metern nimmt der Variationskoeffizient, der die Strohquerverteilung misst, stark zu. Dies kann zu erheblichen Problemen bei der Folgebearbeitung führen, da das Stroh nicht gleichmäßig über das Feld verteilt ist. Um diesem Problem zu begegnen, sind Anpassungen der Einstellungen des Mähdreschers erforderlich. Eine mögliche Lösung besteht in der Modifikation der Häckslereinstellung und der Spreuverteileinrichtung. Bei Arbeitsbreiten von mehr als neun Metern sind zudem moderne Zentrifugalverteiler erforderlich.

Hohe Stroherträge, zunehmende Arbeitsbreiten der Mähdrescher sowie das Dreschen am Hang führen oft zu einer ungleichmäßigen Strohverteilung.
Hohe Stroherträge, zunehmende Arbeitsbreiten der Mähdrescher sowie das Dreschen am Hang führen oft zu einer ungleichmäßigen Strohverteilung. © Joachim Brunotte/Thünen-Institut

Sollte es dennoch zu einer ungleichmäßigen Strohverteilung kommen, lässt sich diese nur schwer nachträglich verteilen. Dafür ist ein Strohstriegel geeignet, der direkt nach dem Mähdrusch eingesetzt wird. Durch die hohe Arbeitsgeschwindigkeit von über 15 Kilometern pro Stunde kann bei einer diagonalen Bearbeitung von mindestens 30 Grad die Strohverteilung verbessert werden. Sobald das Stroh jedoch in den Boden eingearbeitet ist, ist eine Nachverteilung sehr viel schwieriger, da es dann an der Oberfläche schwimmt.

Je länger die Stoppeln sind, desto weniger wird das Stroh von den nachfolgenden Bearbeitungsgeräten in den Bearbeitungshorizont eingemischt und desto höher ist der Strohbedeckungsgrad. Der Strohanteil in der oberen Krume (null bis fünf Zentimeter) nimmt deutlich zu, je länger die Stoppel wird (siehe Abbildung). Bei einer Stoppellänge von 30 Zentimetern befinden sich etwa zwei Drittel des Strohs in diesem oberen Krumenbereich. Selbst durch eine nachfolgende, tiefe Grundbodenbearbeitung kann das Stroh kaum tiefer als 15 Zentimeter eingearbeitet werden.

Für einen beschleunigten Strohabbau können im zweiten Arbeitsdurchgang Schwergrubber gut geeignet sein.
Für einen beschleunigten Strohabbau können im zweiten Arbeitsdurchgang Schwergrubber gut geeignet sein. © Joachim Brunotte/Thünen-Institut

Ansprüche an die Stroheinarbeitung abhängig von der Folgefrucht

Die Stroheinarbeitung hängt von verschiedenen Faktoren ab: der Fruchtfolge, dem Bodenbearbeitungssystem (mit oder ohne Pflug) und der gewünschten Rottegeschwindigkeit des Strohs. Bei einer folgenden Winterung (Raps beziehungsweise Getreide) ist ein beschleunigter Strohabbau entscheidend, während bei einer folgenden Sommerung (Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln, Erbsen, Getreide) ein verzögerter Strohabbau anzustreben ist.

Die Verrottungsgeschwindigkeit des Strohs hängt vom Spleißgrad, der Strohlänge und der Einarbeitungstiefe ab. Dabei ist zu beachten, dass zehn Zentimeter langes Stroh langsamer verrottet als drei Zentimeter kurzes Stroh und dass Stroh auf der Bodenoberfläche am langsamsten verrottet.

Strohverteilung im Bearbeitungshorizont in Abhängigkeit von der Strohlänge
Strohverteilung im Bearbeitungshorizont in Abhängigkeit von der Strohlänge © Hanse-Agro

Strohmanagment bei Getreidestoppeln

Bei der Getreidestoppel liegt der Fokus auf der Bekämpfung von Ausfallsamen von Gräsern und Unkräutern. Häufig treten Probleme mit Windhalm, Ackerfuchsschwanz, Flughafer und Weidelgräsern auf. Dies kann verschiedene Gründe haben: Zum einen können die Bedingungen für die Anwendung von Bodenherbiziden im Herbst sowie von blattaktiven Wirkstoffen im Frühjahr suboptimal gewesen sein. Zusätzlich führt Trockenheit im Frühjahr dazu, dass sowohl Winter- als auch Sommergetreidearten unterdurchschnittlich bestocken. Dadurch können Schadgräser und Unkräuter die Kultur aufgrund geringerer Bestandsdichten und fehlender Beschattung überwuchern und Samen produzieren. Das hat zur Folge, dass sich das Samenpotenzial im Boden an vielen Stellen vermehrt.

Über 95 Prozent der Samen von Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Trespenarten keimen in einer Bodentiefe von etwa drei Zentimetern. Daher ist es wichtig, eine möglichst flache Bearbeitung (maximal zwei bis drei Zentimeter) anzustreben, um die Samen nicht zu tief zu vergraben. Werden die Samen zu tief vergraben, befinden sie sich unter Lichtabschluss und treten in eine sekundäre Keimruhe ein, wodurch sie konserviert werden.

Zur gleichmäßigen Nachverteilung des Strohs kann ein schwerer Striegel eingesetzt werden, dessen Zinken eine sanfte Bodenbewegung ermöglichen. Alternativ können eine flach eingestellte Kurzscheibenegge mit Nachläufer oder eine Messerwalze verwendet werden. Beide Optionen gewährleisten ebenfalls eine flache Bearbeitung, sofern sie richtig eingestellt sind. Grubber sind dagegen nur bedingt geeignet, da sie bei niedriger Arbeitstiefe keine gleichmäßige Bearbeitung des gesamten Bodens gewährleisten. Eine weitere Möglichkeit sind Großfederzinkeneggen. Bei flacher Einstellung schieben Gänsefußschare das Stroh jedoch eher zusammen.

Bodenbearbeitung nach der Rapsernte

Nach der Rapsernte liegt der Fokus der Bodenbearbeitung darauf, die Keimung von Unkräutern und Ausfallraps zu begünstigen. Ein weiteres Ziel ist es, das Risiko von Krankheiten und Schädlingen zu minimieren. Da die natürliche Bodenfeuchtigkeit und der Tau in der Regel nicht ausreichen, um eine ausreichende Samenkeimung zu gewährleisten, zielt die Bearbeitung zunächst darauf ab, die vorhandenen Rapsstängel und -schoten zu zerkleinern. So können die Samen aus den Schoten mit dem Boden in Kontakt kommen.

Dafür eignen sich hauptsächlich schwere Walzen, aggressiv arbeitende Striegel sowie Schlegel- oder Sichelmulcher. Diese Geräte stellen sicher, dass die Samen nicht in den Stoppeln hängen bleiben, sondern direkt mit dem Boden in Berührung kommen, ohne dabei verschüttet zu werden. Alternativ können auch Kurzscheibeneggen verwendet werden, die jedoch möglichst flach (weniger als fünf Zentimeter) arbeiten sollten. Ebenfalls wichtig ist eine angemessene Rückverfestigung des Bodens durch entsprechende Nachläufer.

Feuchtigkeit speichern

Am effektivsten lässt sich Verdunstung durch eine gleichmäßige Strohschicht an der Bodenoberfläche verhindern. Früher, als das Stroh komplett für die Viehhaltung abgefahren wurde, spielte die Notwendigkeit, die Kapillarität zu unterbrechen, eine große Rolle.

Da nach der Ernte jedoch irgendwann eine Folgefrucht bestellt werden muss, kann der Fokus nicht allein auf die Vermeidung der Verdunstung gelegt werden. Nachfolgende Winterungen erfordern aufgrund des kurzen Zeitfensters einen baldigen Beginn mit einer flachen Stoppelbearbeitung. Schwerstriegel bzw. Kurzscheibeneggen leisten hierbei gute Arbeit. Bei jedem Arbeitsgang ist auf eine gezielte Rückverfestigung zu achten, um ein unkontrolliertes Austrocknen zu verhindern und den Acker für den nächsten Arbeitsgang zu ebnen.

Beschleunigter Strohabbau

Die beschleunigte Zersetzung organischer Reststoffe – hauptsächlich Erntereste – beeinflusst die Etablierung der nachfolgenden Kultur zusätzlich. Wenn sich unzersetzte Erntereste im Saatbett ansammeln, können sie die Keimung hemmen. Sie werden daher auch als „Stickstoffräuber“ bezeichnet. Der für den Strohabbau von Mikroorganismen verbrauchte Stickstoff steht den Kulturpflanzen vorerst nicht zur Verfügung. Außerdem können Krankheitserreger wie Septoria tritici, Drechslera tritici-repentis, Pseudocercosporella herpotrichoides (Halmbrecher) sowie Fusarien in den Ernteresten überdauern. Unter günstigen Bedingungen können sie im Herbst die neu ausgesäten Pflanzen infizieren.

Deshalb ist es wichtig, Stroh und Stoppeln beim zweiten Bodenbearbeitungsdurchgang intensiv und gleichmäßig in den Boden einzuarbeiten, um die Zersetzung zu fördern. Am besten eignen sich dafür Schwergrubber mit einem Strichabstand von 25 bis 28 Zentimetern und 50 bis 80 Millimeter breiten Meißel- beziehungsweise Wendelscharen. Je höher der Strohertrag, desto tiefer muss es im Sinne des Verdünnungseffektes eingearbeitet werden: In jedem Fall sollten 90 bis 100 Dezitonnen pro Hektar Stroh in die obersten 15 Zentimeter Krume eingearbeitet werden. Nur so kommt es zum Humusaufbau und die Keimung sowie die Wurzelentwicklung der Folgekultur werden nicht beeinträchtigt.

Die Basis für eine gleichmäßige Verteilung des Strohs ist eine sachgerechte Einstellung des Häckslers am Mähdrescher. Der Strohstriegel kann das Stroh bis zu einem gewissen Grad nachverteilen. Aufgrund seiner oberflächennahen Arbeitsweise ist er wichtig, um den Strohabbau bei Sommerungen zu verzögern und den Boden zu schützen.

Bodenbearbeitung nach Getreide und Raps

Nach der Getreideernte sollte der Boden nicht umgegraben werden, um eine Erhöhung des Bodensamenvorrats zu vermeiden. Durch flaches Arbeiten soll stattdessen die Keimung der Samen angeregt werden. Hierfür stehen verschiedene gezielt arbeitende Bodenbearbeitungsgeräte zur Verfügung. Beim Raps liegt der Fokus auf dem Bodenschluss von Ausfallraps und Unkräutern, um deren Keimung hervorzurufen. Durch eine flache Bearbeitung sollte zudem die Verdunstung reduziert werden.

Ein beschleunigter Strohabbau ist vor allem wichtig, um Krankheitserreger zu bekämpfen, das Pflanzenwachstum zu fördern und Stickstoff für die Kulturpflanze verfügbar zu machen. Dafür ist ein tieferes und gleichmäßiges Arbeiten erforderlich. Eine zielorientierte Stoppelbearbeitung ist entscheidend, da das Stroh dabei gleichmäßig in den Boden eingearbeitet wird. So wird das Infektionspotenzial für Pflanzenkrankheiten minimiert und die Etablierung der Folgefrucht optimal vorbereitet.

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