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Fachgespräch Legehenne

Von Agri-PV bis Web-Anwendung: Wo geht die Reise hin?

Wie entwickelt sich die Zukunft der Legehennenhaltung? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des Fachgesprächs Legehenne, das am 18. September in der Stadthalle Haselünne stattfand.

von DGS Redaktion Quelle LWK Niedersachsen erschienen am 09.10.2024
Die Referenten und Moderatoren beim Fachgespräch Legehenne 2024: (von links, hintere Reihe) Niels Luther-Köhne (LWK), Dr. Neele Dirksen (LWK), Henner Schönecke (Legehennenhalter und stellv. Vors. des NGW-Landesverbands), Helmut Wahl (LWK), Jule Schättler (LWK), Talke Heidkroß (LWK), Frauke Deerberg (Uni Kassel); (von links, vorne) Iris Flentje (LWK-Beraterin und landwirtschaftliche Unternehmerin), Alina Kathrin Lückemann (LWK), LWK-Vizepräsidentin Dagmar Heyens, Dr. Peter Hiller (LWK) © Christopher Hanraets / LWK Niedersachsen
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Rund 250 Teilnehmer kamen nach Haselünne, darunter Landwirte, Experten und Branchenvertreter, und diskutierten über aktuelle Herausforderungen und neue Ansätze in der Legehennenhaltung. Begleitet wurde die Veranstaltung von einer Fachmesse mit etwa 20 Ausstellern.

Zukunftsperspektiven und Herausforderungen in der Legehennenhaltung

Dagmar Heyens, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, eröffnete das Fachgespräch mit einer Bestandsaufnahme der aktuellen Situation in der Tierhaltung: „Die Tierhaltung steht vor großen Herausforderungen“, erklärte sie. Insbesondere für viele Betriebe laute die Devise „wachsen oder weichen“, wobei „weichen“ oft bedeute, dass die Produktion ins Ausland verlagert werde. Diese Problematik werfe wichtige Fragen zur Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der Legehennenhaltung in Deutschland auf, betonte Heyens.

Henner Schönecke, Legehennenhalter und stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW), beleuchtete einige der aktuellen Herausforderungen der Branche. Ein Beispiel sei die geplante Verschärfung der Kriterien für das „Deutsche Herkunft“-Logo, das für landwirtschaftliche Produkte aus deutscher Produktion steht. Auch die Diskussion um das Fangen und Verladen der Tiere stellt viele Betriebe vor neue Anforderungen. Während in der Praxis die Hühner häufig an den Beinen gefasst werden, um sie zu verladen, wird diese Methode zunehmend als nicht tiergerecht bewertet, was bereits zu ersten Ordnungsverfügungen geführt habe. Zusätzlich wies Schönecke auf den Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT) hin. Obwohl die Anforderungen immer umfangreicher würden, bringe die KAT-Zertifizierung erheblichen Nutzen für die Betriebe.

Begleitet wurde das Fachgespräch Legehenne von einer kleinen Fachmesse.
Begleitet wurde das Fachgespräch Legehenne von einer kleinen Fachmesse. © Christopher Hanraets / LWK Niedersachsen

Auslaufgestaltung und Umgang mit Nährstoffeinträgen

Einen Einblick in die Optimierung der Auslaufgestaltung und den Umgang mit Nährstoffeinträgen bot Frauke Deerberg von der Universität Kassel. Ihr Vortrag zeigte, dass durch die Integration von Hecken, Gehölzstreifen und Unterständen im Auslauf nicht nur das Tierwohl verbessert, sondern auch der Nährstoffeintrag im Boden reguliert werden kann. Dies sei besonders wichtig, da hohe Nährstoffkonzentrationen in Stallnähe zu Umweltproblemen führen können. Zu den empfohlenen Maßnahmen zählen Unterflursicherungen und das regelmäßige Versetzen von Mobilställen, um eine gleichmäßigere Verteilung der Nährstoffe zu erreichen. Holzhackschnitzel und organische Substrate wie Pellets und Granulate erwiesen sich in einem Forschungsprojekt als vielversprechende Optionen, um Stickstoffeinträge im Boden zu reduzieren.

Potenzial von Agri-Photovoltaikanlagen im Auslauf

Eine weitere innovative Möglichkeit, die bei der Veranstaltung diskutiert wurde, ist der Einsatz von Freiflächen- und Agri-Photovoltaikanlagen (Agri-PV) im Legehennenauslauf. Helmut Wahl und Talke Heidkroß, Berater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, erläuterten die Potenziale dieser Technologie. Während bei Freiflächenanlagen die Stromproduktion im Vordergrund steht, geht es bei Agri-PV um die Kombination von landwirtschaftlicher Nutzung und Energieerzeugung. Zwar gibt es seit 2023 eine erleichterte Genehmigung für Agri-PV-Anlagen bis zu einer Größe von 2,5 Hektar, doch bleiben viele rechtliche und wirtschaftliche Fragen noch offen. Betreiber von PV-Anlagen müssen sich unter anderem mit möglichen Erlöseinbußen bei negativen Strompreisen auseinandersetzen, die durch den Ausbau von erneuerbaren Energien zunehmen könnten.

Blick in die Praxis: Mobile Haltung und Schlachtung

Iris Flentje, Landwirtin und Beraterin der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, stellte ihre Erfahrungen mit der mobilen Haltung und Schlachtung von Geflügel vor. Sie betreibt sechs mobile Hähnchenställe und eine mobile Schlachterei auf ihrem Betrieb im Landkreis Diepholz. Diese Form der Haltung und Verarbeitung bietet den Vorteil, dass der Transportstress für die Tiere entfällt und eine hohe Flexibilität gegeben ist. Allerdings stelle die fehlende EU-Zertifizierung eine Hürde für den Verkauf im Einzelhandel dar, berichtete Flentje. Die mobile Haltung eigne sich besonders für Betriebe, die ohne langwierige Baugenehmigungsverfahren einen neuen Betriebszweig aufbauen möchten.

EIP-Projekt WURM-Frei: Web-Anwendung für Geflügelbetriebe

Auch digitale Innovationen fanden auf dem Fachgespräch Beachtung. So präsentierte Alina Kathrin Lückemann das EIP-Projekt „WURM-Frei“, das eine Web-Anwendung zur Einschätzung des Wurminfektionsrisikos in Geflügelbetrieben entwickelt. Insbesondere Legehennen in der Freilandhaltung sind anfällig für Endoparasiten, die ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können. Das Projekt zielt darauf ab, den Status quo der Betriebe zu erfassen und präventive Maßnahmen zu entwickeln.

Ein weiteres spannendes Forschungsthema stellte Niels Luther-Köhne vor, der eine neue Methode zur Bestimmung des Nährstoffansatzes bei Junghennen erläuterte. Mithilfe von Ganzkörperanalysen konnten signifikante Unterschiede im Stickstoff- und Phosphorgehalt bei verschiedenen genetischen Herkünften festgestellt werden. Diese Ergebnisse könnten langfristig dazu beitragen, Fütterungskonzepte besser an die Bedürfnisse der Tiere anzupassen, berichtete Luther-Köhne.

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