Weniger Äpfel und Birnen in der EU
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Laut Philippe Binard, dem Geschäftsführer der World Apple and Pear Association, erwarten die EU-Anbauregionen ein Erntevolumen von 12 Mio. Tonnen Äpfel. Das sind 320.000 Tonnen oder drei Prozent weniger als im Vorjahr und ein Prozent mehr als der Durchschnitt der letzten drei Jahre. Diese Zahl ergibt sich aus den Schätzungen der ersten 21 Mitgliedsstaaten der EU 28, die zu diesem Bericht beitrugen. Für den Birnenertrag wird von den europäischen Erzeugern ein Rückgang von neun Prozent gegenüber 2015 vorhergesagt. Das sind auch neun Prozent weniger als im Durchschnitt der letzten drei Jahre.
Frühjahrsfröste dezimieren das Erntevolumen in der Alpenregion und in den Balkanländern. Das übrige Europa profitiert von den bisher optimalen Witterungsbedingungen und prognostiziert ansprechende Qualitäten. Letzteres, so der Marktexperte Helwig Schwartau von der AMI, dürfte den Konsum stimulieren und für mehr Preisstabilität sorgen. Mit einer Apfelproduktion von über 1 Mio. Tonnen darf sich der deutsche Konsument auf ein reichliches Angebot aus regionaler Produktion freuen.
Hinsichtlich der Sorten wird die Produktion von Golden Delicious um sieben Prozent kleiner bei 2.364.000 Tonnen liegen. Gala wird auch um vier Prozent auf 1.329.000 Tonnen abnehmen. Idared wird um sechs Prozent auf 1.064.000 Tonnen sinken, während Red Delicious um zwei Prozent auf 633.000 Tonnen fällt.
Neuere Sorten, darunter die Clubsorten werden dagegen um 14 Prozent auf 530.000 Tonnen zulegen. Vom Frost getroffen sind vor allem Zentraleuropa, insbesondere Slowenien, Österreich und Teile von Kroatien und Ungarn. Signifikante Veränderungen in anderen Ländern der Nordhemisphäre gibt es in Kanada (+24 Prozent), der Türkei (+16 Prozent), den USA (+zwölf Prozent) und Russland (+zwei Prozent), während die Produktion in Mexiko (-16 Prozent) und der Schweiz (-fünf Prozent) zurückging. Weißrusslands Apfelproduktion liegt auf Vorjahresniveau und die Ukraine zeigt einen Anstieg von einem Prozent.
Im Fokus der diesjährigen Ernte und dem damit verbundenen Absatz steht aber nicht nur der EU-Binnenmarkt, vielmehr blicken die Vermarkter in die Ferne und öffnen für ihre Produkte zunehmend die Märkte in Asien und Afrika. Mit steigender Tendenz exportiert die EU jährlich über 1,5 Mio. Tonnen Äpfel und versucht langfristig über die „neuen Märkte“ das russische Embargo zu kompensieren. Deutschland hat hier Nachholbedarf und darf die Entwicklung nicht verschlafen, so die Herren Dr. Weseloh, Geschäftsführer der BVEO, und Dr. Stallknecht, Geschäftsführer des BOG.
Diskussion über Clubsorten
Diskutiert wurde auch über die Bedeutung der Clubsorten. Die Anbaumenge und der Kreis der Vermarkter sind begrenzt, zusätzlich gibt es feste Vorgaben bei der Qualität. Dem Produzenten werden auch bei einer allgemein angespannten Marktlage akzeptable Preise ausgezahlt. Die Marktexperten sind sich einig, dass der Marktanteil von Pink Lady & Co, der in Deutschland schon bei zehn Prozent liegt, weiter steigen dürfte.
Spärliche Birnenernte
Durch die wechselhafte Witterung im Frühjahr fällt die diesjährige EU-Birnenproduktion auf 2,2 Mio. Tonnen und damit auf den niedrigsten Stand seit 2012. Verständlich, dass die sich Produzenten jetzt einen Ausgleich für das nicht kostendeckende Preisniveau der letzten Jahre erhoffen. 2016 wird die Produktion der Sorte Conference einen Rückgang um fünf Prozent auf 918.000 Tonnen verzeichnen, Abate Fetel wird auch eine Abnahme um 13 Prozent auf 290.000 Tonnen haben und Williams Christ wird um elf Prozent auf 252.000 Tonnen sinken. Anderswo in der Nordhemisphäre haben die Erträge entweder im Vergleich zu letztem Jahr zugelegt, wie in China (+ sechs Prozent), der Türkei (+fünf Prozent) und der Ukraine (+zwei Prozent), oder wie in den USA (- drei Prozent), der Schweiz (-16 Prozent) und Weißrussland (-ein Prozent) abgenommen.
Zum Abschluss der Veranstaltung informieren Vertreter der Industrie über den Markt für Mostäpfel. Durch das reichliche Angebot, unter anderem in Polen, dürften die Preise unter Druck stehen. Ein Problem stellt der seit Jahren rückläufige Konsum für Apfelsaft dar.
Die Vermarkter und Produzenten blicken aber optimistisch in die kommende Saison. Das Fundament dafür ist in Form einer guten Qualität vorhanden.
Zum Prognosfruit 2016:
Der diesjährige Prognosfruit Kongress wird von der BVEO, der BOG und der AMI organisiert.
Der Bundesausschuss Obst und Gemüse (BOG) ist die berufsständische Interessenvertretung für den erwerbsmäßigen deutschen Obst- und Gemüsebau in Deutschland, vorwiegend in den Bereichen der Wirtschafts-, Agrar- und Handelspolitik, Gesetzgebung EU, Bund und Länder sowie Anbau- und Vermarktungsfragen. Geschäftsführer: Dr. Hans-Dieter Stallknecht.
Zur AMI Agrarmarkt Informations-Gesellschaft, Bonn:
Die AMI wurde auf Initiative der Wirtschaft im Februar 2009 gegründet. Die Geschäftsfelder umfassen die Bereitstellung neutraler, unabhängiger Marktfakten und Informationen über die nationalen und internationalen Agrarmärkte. Insgesamt werden 15 Rohstoff- und Lebensmittelmärkte in über 70 Informationsdiensten analysiert, bewertet und kommentiert. Mehr als 40 Marktexperten arbeiten an den Standorten Bonn (Hauptsitz), Hamburg und Berlin. Geschäftsführer ist Christian Alter. Weitere Informationen auf www.AMI-informiert.de oder persönlich unter 0228/33 80 5 - 404.
Die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse e.V. (BVEO) ist ein Zusammenschluss von 40 Mitgliedern (30 Erzeugerorganisationen und zehn Einzelunternehmen) der deutschen Obst- und Gemüsebranche. Der Verband vertritt die politischen Interessen seiner Mitglieder, organisiert Messe- und Kongressauftritte und steuert PR- und Marketingmaßnahmen. Er kooperiert mit internationalen Schwesterorganisationen und übernimmt verschiedene Verwaltungsaufgaben. Geschäftsführer ist Dr. Christian Weseloh.
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