Mit Nisthilfen auf Äckern Wildbienen ansiedeln
Wildbienen sind wichtige Bestäuber vieler Nutzpflanzen. Ihre Zahl lässt sich mit einfachen Mitteln nachhaltig erhöhen. Das zeigt eine aktuelle Studie aus dem Biozentrum der Universität Würzburg.
- Veröffentlicht am

Die Rechnung ist für einige Kulturen einfach: Ohne Bestäubung sinken die Erträge. Aber nicht nur Honigbienen sind dafür die Insekten der Wahl, auch Wildbienen arbeiten mit.
Landschaften mit Rapsfeldern untersucht
„Wir haben daher untersucht, wie sich die Anzahl der Wildbienen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen nachhaltig steigern lässt“, erklärt Ingolf Steffan-Dewenter. Der gelernte Imker und Professor für Tierökologie und Tropenbiologie an der Universität Würzburg hat dafür mit seinem Team und mit Kollegen der Universität Wageningen zahlreiche Landschaften mit Rapsfeldern unter die Lupe genommen.
Die untersuchten Flächen lagen zum einen in der Umgebung von Würzburg und zum anderen in den Niederlanden. Die Biologen brachten an den Rändern der Felder zunächst so genannte Nisthilfen an – das sind im Prinzip kurze gebündelte Schilfhalme, in denen die Insekten ihre Eier ablegen können. Dann beobachteten sie über einen Zeitraum von zwei Jahren, wie viele Brutzellen in diesen Nestern angelegt wurden und von welchen Arten diese stammten.
Blütenpflanzen als Nahrungsressourcen wichtig
Während der Rapsblüte im Mai locken die Felder jede Menge Bestäuber an. Kein Wunder, dass zu dieser Zeit die Zahl der durch Wildbienen besiedelten Nistplätze geradezu explodierte. Danach nahm die Brutaktivität in beiden Jahren wieder deutlich ab. „Blütenpflanzen sind die einzige Nahrungsressource von Wildbienen – und zwar sowohl der erwachsenen Tiere als auch ihrer Larven“, erläutert Steffan-Dewenter. „Die Insekten gedeihen also nur dort, wo auch ausreichend Blütenpflanzen zur Verfügung stehen.“
Raps blüht nur wenige Wochen; danach geht das Nahrungsangebot rapide zurück. Mit diesen Gegebenheiten kommen nur Wildbienenarten klar, deren Aktivitätsmaximum ins Frühjahr fällt.
„Um eine größere Vielfalt von Bienen anzusiedeln, ist es nötig, genügend blütenreiche Gebiete in der Nähe der Nistplätze zu schaffen – dazu reichen oft schon schmale Streifen mit Wildblumen“, betont Steffan-Dewenter. „Wir konnten zeigen, dass derartige Maßnahmen, aber auch naturnahe Habitate in der Umgebung, die Häufigkeit von Wildbienen auf den Feldern positiv beeinflussen.“
Einfache Maßnahmen mit positiver Wirkung
Ein ausreichendes Nahrungsangebot ist eine Sache – fast ebenso wichtig ist aber die Bereitstellung von Nisthilfen, wie sie in der Studie erfolgte. Wenn aber genügend Brutplätze und Blütenpflanzen vorhanden sind, können sich die Wildbienen rasant vermehren. „Unsere Arbeit zeigt, wie positiv sich vergleichsweise einfache Maßnahmen auf die Zahl und Vielfalt der Bestäuber auswirken“, erklärt der Würzburger Biologe.
Landwirte können sich auf diese Weise unabhängiger von der Honigbiene machen, zumal sich mit Hilfe von Wildbienen der Ertrag vieler Nutzpflanzen sogar noch steigern lässt. Auch aus anderen Gründen sei es sinnvoll, auf verschiedene Bestäuberarten zu setzen, meint Dr. Andrea Holzschuh, Koautorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl: Eine einzige Bienenart sei deutlich gefährdeter, durch Parasiten oder Krankheiten gravierend dezimiert zu werden; bei verschiedenen Arten sei das Risiko geringer.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.