Zwischen Bullerbü und Tierfabrik
Als Journalist und Buchautor beschäftigt sich Dr. Andreas Möller unter anderem mit der Akzeptanz von neuen Technologien. Sein neuestes Buch heißt „Zwischen Bullerbü und Tierfabrik. Warum wir einen anderen Blick auf die Landwirtschaft brauchen." Es ist sein erstes Werk über die Landwirtschaft mit dem Blick von außen, wie er bei seinem Vortrag auf dem Empfang des Deutschen Maiskomitees (DMK) in Mannheim betonte.
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Das Bild der Landwirtschaft des gebürtigen Rostockers (Jahrgang 1974) ist geprägt von Jugenderinnerungen bei Besuchen der auf dem Land lebenden Großeltern. Er zitiert den früheren amerikanischen Präsidenten Dwight Eisenhower, der schon wusste, dass Landwirtschaft "verdammt einfach ist, wenn man mit dem Füllfederhalter weit weg an einem Schreibtisch sitzt". Das gilt heute umso stärker.
Nur noch 1,4 Prozent arbeiten in der Landwirtschaft
Arbeitete im letzten Jahrhundert noch jeder zweite Einwohner in Deutschland in der Landwirtschaft, so sind es momentan noch 1,4 Prozent. „Die meisten Menschen haben heute nostalgische Bilder von der Landwirtschaft", so der Autor: „Alle haben mindestens ein Smartphone, aber die Landwirtschaft soll aussehen wie die in Ostpreußen oder im Schwarzwald um 1900". 98 Prozent der Bevölkerung sieht Natur und Land als Ausgleich, als Ort der Kontemplation. Und aus politischem Kalkül macht es für die Wählergewinnung heutzutage vielleicht mehr Sinn, eine 1,4 Prozent große Gruppe zu vergraulen, als 20 Prozent der Wähler, die genau entgegengesetzte Vorstellungen haben.
Nostalgische Werte attraktiv
Begriffe wie Heimat, öko oder bio sind extrem attraktiv. Aber warum nur? Der Verbraucher sei sehr verunsichert. Werte wie Beständigkeit und Vertrauen seien auf der Strecke geblieben. Und diese Bilder sind Antworten auf eine Welt, in der sich viele nicht mehr zurechtfinden. Das Gefühl der Stabilität der 80er Jahre sei verloren gegangen.
Der Erfolg ist das größte Problem
„Der Erfolg der modernen Landwirtschaft ist ihr größtes kommunikatives Problem", so Möller. An die Landwirte richtet er die Überlegung und Aufforderung, keine Zustände zuzulassen, die Bilder erlauben, die per Smartphone in einer Minute im Netz kursieren. Die Landwirtschaft erscheine zu stark in forderungsbasierten Schlagzeilen. Besser sei, positive Geschichten zu zeichnen und davon gebe es genug. Storytelling sei sehr wichtig. Jeder einzelne sei vor Ort gefragt, als Multiplikator in Schulen, Vereinen, Kirchen. Man könne die Verantwortung über das Bild der Landwirtschaft nicht an die Verbände delegieren. Ärgerlichen Tweets können man durchaus humorvoll begegnen – wie er in einem Beispiel auf seinem Tweetaccount darstellte. Und nicht zuletzt: „Haben Sie als Landwirte mehr Selbstvertrauen."







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