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Komposttagung in Radolfzell

Kompost mit Qualität wirkt beim Kohlenstoff besser als Stroh oder Gülle

Kompost als Dünger führt wichtige Nährstoffe in den Betrieb zurück, kann aber auch unerwünschte Substanzen enthalten. Rund 6 Prozent der im Land erzeugten Komposte gehen in die ökologische Landwirtschaft und 33 Prozent in die konventionelle Landwirtschaft. Vor dem Ausbringen muss aber geklärt sein, dass der Kompost den hohen Ansprüchen der Landwirtschaft genügt. In Baden-Württemberg wird das über eine Zertifizierung gewährleistet, die RAL-Gütesicherung heißt. Auf der Komposttagung in Radolfzell am Bodensee Ende Oktober war gütegesicherter Kompost ein wichtiges Thema.
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Komposte mit gesicherter Qualität erhalten ein Siegel der RAL-Gütesicherung. Das wird im Land durch die Gütegemeinschaft Kompost Region Süd e.V. vorgenommen, die zur Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. gehört. Gerald Balthasar, Vorstand der Gütegemeinschaft Kompost Region Süd e.V., hat das Vorgehen erklärt.

In Baden-Württemberg gehören 96 Anlagen zur Gütegemeinschaft, die im Jahr 2021 mehr als 1 Mio t Kompost verarbeitet haben. Das entspricht mehr als einer Verdopplung des Kompost-Outputs seit dem Jahr 2010. Mehr als die Hälfte dieser Anlagen verarbeitet mehr als 50.000 t Kompost pro Jahr. Von den Anlagen im Land:

  • Verarbeiten rund 7 Prozent Biogut zu Kompost, also den Inhalt der Biotonne.
  • Vergären 9 Prozent der Betriebe Biogut, um zusätzlich zum Kompost Strom zu gewinnen.
  • Verarbeiten mehr als 80 Prozent der Anlagen Grüngut.

Der Trend geht aktuell in Richtung Vergärung und mehrstufiger Verfahrenstechnik, weil hier bei der Kompostierung nutzbarer Strom und Wärme entstehen. Die eine Hälfte der Anlagen im Land wird kommunal betrieben, die andere Hälfte ist in der Hand privater Betreiber. Die privaten Anlagen sind für etwa 60 Prozent des Kompost-Outputs verantwortlich.

Funktion der RAL-Gütesicherung

Die Gütegemeinschaft Kompost e.V. führt die Gütesicherung für Dünger und Bodenverbesserungsmittel aus der Kreislaufwirtschaft durch. TAL (Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung) ist Träger des Systems aller Gütesicherungen in Deutschland.

Die RAL-Gütesicherung enthält insbesondere alle Anforderungen an:

  • Geeignete Ausgangsstoffe,
  • Herstellungsprozesse,
  • Qualität der Endprodukte,
  • Anwendung nach guter fachlicher Praxis.

Bei der RAL-Gütersicherung werden nach einem Anerkennungsverfahren die Komposte durch Prüflabore überwacht, um das Einzahlten der Kriterien sicherzustellen. Dann entscheidet der Bundesgüteausschuss darüber, ob die Gütekriterien eingehalten wurden und das Siegel verliehen wird oder nicht. Die Bundesgütegemeinschaft stellt dann Prüfzeugnisse aus und dokumentiert, dass die rechtlichen Anforderungen an den Düngekompost eingehalten wurden. Mit der Kompostabholung am Kompostwerk erhält man ein Prüfzeugnis für die Kompostcharge.

Insbesondere der Eintrag von Plastik in landwirtschaftliche Böden ist bei der Prüfung ein Thema. Gegenüber 2015 ist der Gehalt an Leichtkunststoffen in Komposten bis 2021 um 58 Prozent gesunken.

Chance vor allem für Ökolandbau

Durch den Einsatz solcher Komposte lässt sich Kohlenstoff sequestrieren, also im Boden festlegen. Ralf Gotschall vom GF Ingenieurbüro für Sekundärrohstoffe (ISA) nannte Zahlen dazu: In einem Versuch aus Österreich im Jahr 2016 wurde die Treibhausgasbilanz eines Ackerbausystems über 14 Jahre untersucht. Die ungedüngte Kontrollfläche setzte rund 2600 kg CO2-Äquivalente pro Jahr und Hektar frei. In der mineralisch gedüngten Variante schwankte die Menge von 1100 bis 2300 kg freigesetzten CO2-Äquivalenten je Jahr und Hektar. Bei Einsatz von Komposten waren circa 760 kg CO2-Freisetzung bis zu fast 390 kg CO2-Festlegung pro Jahr und Hektar realisierbar, also eine negative Emission.

Da die Zahl ökologischer Dünger im Gegensatz zu der konventioneller Dünger stark eingeschränkt ist, stellen die Komposte vor allem eine Alternative für Ökobetriebe dar. Trotzdem setzen im Land nur rund 10 Prozent der Biobetriebe Biogut-Komposte ein. Grüngutkomposte werden dagegen immerhin von 35 Prozent der Biobetriebe genutzt. „Umfragen zufolge will die Hälfte der Ökobetriebe Komposte einsetzen, aber nur zehn bis 15 Prozent nutzen die Komposte“, erklärte Gotschall. Der entscheidende Faktor ist die Qualität. 81 Prozent der Befragten würden Komposte beziehen, wenn die Qualität stimmt. „Wir brauchen viel mehr Kompost, aber auch mehr Vertrauen in die zertifizierten Komposte hinsichtlich einer hohen Qualität“, sagte Gotschall zusammenfassend.

Positive Wirkung über Jahre hinweg

Kompost hat komplexe Wirkungen auf Böden, Pflanzen und Umwelt. Er ist zugleich eine Zufuhr von Makro- und Mikronährstoffen, Baustein im Klimaschutz und mindert die Emissionen von Treibhausgasen. Auch ist er am Aufbau eines günstigen Bodengefüges beteiligt und speichert Wasser. Prof. Dr. Hülsbergen vom Lehrstuhl ökologischer Landbau und Pflanzenbau an der Technischen Universität München in Freising/Weihenstephan hat Versuche zur Wirkung von Kompost durchgeführt.

Die Speicherkapazitäten der Böden sind limitiert. Irgendwann stellt sich bei regelmäßiger Kompostdüngung ein neues Fließgleichgewicht bei Bodensubstanzen wie Kohlenstoff ein. Bis das passiert, vergehen aber Jahrzehnte: So lassen sich Kohlenstoff und Stickstoff über Jahrzehnte im Boden anreichern, bis wir ein neues Fleißgleichgewicht haben. „Der neuste Bodenzustandsbericht zeigt aber, dass wir leider tendenziell eher Kohlenstoff im Boden abbauen, als neuen Kohlenstoff hinzuzugewinnen“, erklärte Hülsbergen.

In Versuchen wurde nach 7 Jahren fortlaufender Kompostdüngung das Wirkungsmaximum des gedüngten Kohlenstoffs aus Kompost beobachtet. Versuche von 1992 bis 2006 in Österreich haben zudem gezeigt: Ohne organische Düngung verlieren die Landwirtschaft auch organischen Stickstoff im Bodenstickstoffpool.

Wirkungsvoller als Stroh oder Gülle

Vom Kohlenstoff aus Kompost fand man nach einer Düngung rund 30 bis 45 Prozent im Boden wieder. Laut Hülsbergen ein guter Wert, der sonst nur von Stallmist erreicht wird. Im Gegensatz dazu findet sich der Kohlenstoff aus Gülle oder Stroh zu weniger als 1 Prozent im Boden wieder. Das ist natürlich mit dem Nachteil verbunden, dass der Kompost bezogen werden muss, wohingegen das Stroh häufig im Rahmen der Fruchtfolge anfällt.

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