Heidl: Landwirte schaffen Heimat
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Die Heimat gewinnt in einer schnelllebigen, komplexen Zeit und globalisierten Welt stark an Bedeutung. Doch was tragen die Bauernfamilien dazu bei? Diese Frage stellte Walter Heidl, Prädsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), beim Kreisbauerntag des Kreisbauernverbandes Böblingen am Samstag, 24. Januar 2015, in Ehningen (Lanskreis Böblingen).
Bauern prägen seit Jahrhunderten die Kulturlandschaft
„Bäuerinnen und Bauern schaffen miteinander Heimat - und zwar mit allem, was dazugehört“, sagt Heidl . Landwirte - ganz gleich ob große oder kleine Betriebe, Öko-Betriebe oder herkömmlich wirtschaftende, Haupt- oder Nebenerwerbler, Schweinemäster, Rinderhalter oder Ackerbauern - erzeugen regionale Produkte und prägen seit Jahrhunderten die Kulturlandschaft."
Auch halten die Bauernfamilien Traditionen, Bräuche und das dörfliche Miteinander am Leben. Neben den vielfältigen gesellschaftlichen Aufgaben hätten die Bäuerinnen und Bauern auch neue Herausforderungen zu bewältigen.
Startschuss zur 'Initiative Tierwohl' gefallen
Zum Jahreswechsel ist der Startschuss zur 'Initiative Tierwohl' gefallen. Seit 1. Januar finanziert der Lebensmitteleinzelhandel aus dem Verkauf von Schweine- und Geflügelfleisch sowie Fleischwaren die bundesweit angelegte Initiative, um Bauern zu unterstützen, die freiwillig zusätzliche Maßnahmen in ihren Ställen umsetzen. Viele Bauern wollten mitmachen und so ihre Tierhaltung weiter verbessern.
„Wir nehmen die Diskussion zur Tierhaltung und die Anliegen der Gesellschaft nicht nur ernst, sondern packen bei der Initiative Tierwohl gemeinsam mit Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel an", sagt Heidl.
Engagement für den Umwelt- und Gewässerschutz
"Gleichzeitig engagieren sich die Landwirte für den Umwelt- und Gewässerschutz und den Erhalt der wertvollen Kulturlandschaft. Doch sinkende Preise, immer neue Regeln und vor allem der fehlende Rückhalt bei Politik und Verbrauchern untergraben unser Engagement.“
Unsachliche Debatte trifft Bauern ins Mark
Eine Entwicklung, die Landwirten in Baden-Württemberg und Bayern gleichermaßen zu schaffen macht: "Wir Bauern stellen uns den gesellschaftlichen Erwartungen und den Anliegen der Verbraucher. Wir können auch mit veränderter Witterung oder schwankenden Preisen umgehen - aber die emotional und oft unsachlich geführte Debatte über moderne Landwirtschaft trifft mich und viele Berufskollegen ins Mark", sagt der Bauernpräsident.
"Seit Generationen arbeiten wir in und mit der Natur, sorgen uns tagtäglich um unsere Tiere. Schließlich wollen wir unsere Höfe nachhaltig bewirtschaften, damit sie auch für kommende Generationen eine Lebensgrundlage sind."
Gerade kleinere Betriebe durch höhere Auflagen in die Ecke gedrängt
Doch gerade kleinere Betriebe würden durch immer höhere Auflagen, neue Regeln oder immense Kosten für Gutachten in die Ecke gedrängt. "Auf den Höfen lastet enormer Druck, das geht an die Nerven", resümiert Heidl. Große Herausforderungen seien im Moment zum Beispiel die Umsetzbarkeit des Arzneimittelgesetzes, die Pläne zur neuen Düngeverordnung oder zur Bundesanlagenverordnung.
Handel nutzt russisches Importverbot und Marktmacht knallhart aus
„Diese Politik ist das Gegenteil von Unterstützung für die Bauernfamilien. Das passt ganz und gar nicht zu den Versprechen aus vielen Sonntagsreden“, so Heidl.
Gleichzeitig drücke der Handel gnadenlos die Preise und locke Kunden mit Schleuderpreisen in die Läden. „Als Trittbrettfahrer nutzt der Lebensmitteleinzelhandel das russische Importverbot und seine Marktmacht knallhart aus“, kritisiert Heidl. Die Erzeugerpreise sind gegenüber dem Vorjahr um mehr als 20 Prozent gesunken.
Landwirtschaft braucht gesellschaftlichen und politischen Rückhalt
„Gesellschaft und Politik dürfen nicht zulassen, dass den Bauernfamilien durch die Übermacht von Edeka, Rewe, Aldi und Lidl die Luft zum Atmen genommen und aus Profitgier die regionale Lebensmittelerzeugung aufs Spiel gesetzt wird. Die Landwirtschaft braucht gesellschaftlichen und politischen Rückhalt - und nicht zuletzt kartellrechtliche Maßnahmen, um besser vor der Macht der Handelskonzerne geschützt zu sein.“
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