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BW-Ernte 2015

Trockenheit und Hitze führen zu Ernteeinbußen

Erträge bei Getreide und Raps im Schnitt zehn Prozent unter Vorjahr – Bauernverband: Vermarktungssituation derzeit schwierig

Die Landwirte in Baden-Württemberg bringen trotz regional ausgeprägter Frühjahrstrockenheit und Hitzewelle im Sommer im mehrjährigen Vergleich eine Durchschnittsernte ein. Gegenüber dem Vorjahr sind die Erträge jedoch um rund zehn Prozent niedriger. Viele Betriebe befürchten Einbußen. Getreide und Raps tendieren bei knapper Versorgung auf noch niedrigem Niveau. Die kommenden Monate gilt es, den Markt gut zu beobachten. Das erklärte Präsident Joachim Rukwied beim Ernte-Pressegespräch des Landesbauernverbandes (LBV) am 25. August 2015 auf dem Betrieb von Simon Sperling in Stuttgart-Mühlhausen.

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LBV-Präsident Joachim Rukwied erklärt Details zur Ernte 2015 (Mitte)
LBV-Präsident Joachim Rukwied erklärt Details zur Ernte 2015 (Mitte)Amstutz
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Im Gesamtergebnis der diesjährigen Ernte müssen die Landwirte im Vergleich zum Vorjahr mit deutlichen Einbußen im Ackerbau rechnen, kommentiert Rukwied.

Zu Wochenbeginn war nach Erhebungen des Landesbauernverbandes die Getreide- und Rapsernte landesweit überwiegend abgeschlossen. Lediglich in den Spätdruschgebieten, vor allem in den höheren Lagen, stand teilweise noch Getreide auf dem Halm.

Qualitäten ordentlich – Trockenheit führt zu Ertragseinbußen
Angesichts schwieriger Vegetationsbedingungen sind die Getreideerträge bei ordentlichen Qualitäten häufig besser als erwartet. Regional haben vor allem schwache Standorte aufgrund zu geringer Niederschläge Ertragseinbußen zu verkraften.

LBV Ernte-Pressekonferenz012 Im Dialog: Wirtschaftsredakteur Walther Rosenberger (links) von den Stuttgarter Nachrichten und Präsident Joachim Rukwied. © Krehl


Im Vergleich zum sehr guten Vorjahresergebnis ist die Getreide- und Rapsernte 2015 in Baden-Württemberg deutlich geringer. Regional kam es aufgrund der Frühjahrstrockenheit zu reduzierter Ertragsanlage in den Beständen. Die hohen Sommertemperaturen führten zur schnellen Abreife, der sogenannten „Notreife“. Dennoch können die Landwirte im Vergleich zum mehrjährigen Mittel eine durchschnittliche Getreide- und Rapsernte einfahren.

Wassermangel und Hitze prägen die Vegetation
Das Getreide hatte sich im Frühjahr – nach überwiegend günstigen Aussaatbedingungen im Herbst – zunächst sehr gut entwickelt. Die Frühjahrssaaten standen schön da.

LBV Ernte-Pressekonferenz016 Beim Betriebsrundgang im Gewächshaus. © Krehl


Dann kommt die Trockenheit. Im Norden Baden-Württembergs fällt von April bis Juni rund die Hälfte weniger Niederschlag als im Mittel der Jahre 2012 bis 2014. Die Bestände laufen besonders auf schwachen Standorten schlecht auf. Somit kommt es zu Ertragseinbußen von rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Im Süden Baden-Württembergs fallen im selben Zeitraum rund ein Viertel bis ein Drittel mehr Niederschläge als im Mittel 2012 bis 2014. Folgen sind unter anderen fehlende Befahrbarkeit der nassen Flächen und Terminverzug im Pflanzenschutz.

Probleme mit Viruskrankheiten nehmen zu. Beispiele sind das Gelb- und Weizenverzwergungsvirus. Beizschutz ist wegen fehlender Zulassung nicht mehr möglich.

Rapsernte enttäuscht im Ertrag
Im Ertrag fällt die Rapsernte landesweit enttäuschend aus. Dieser liegt deutlich unter dem Vorjahr und häufig unter dem langjährigen Mittel. Das Tausendkorngewicht ist relativ gering.
Die Qualität ist im Schnitt jedoch gut. Die Ölgehalte liegen bei 42 bis 45 Prozent.
Beim Raps wirkt sich nach ordentlichen Aussaatbedingungen der fehlende Beizschutz gegen Erdfloh und Kohlfliege negativ auf die Bestandsentwicklung aus.

LBV Ernte-Pressekonferenz014 Nette Gastgeber: Maren Arnold und Betriebsleiter Simon Sperling kurz vor Beginn der Ernte-Pressekonferenz des LBV am 25. August 2015. © Krehl


Alle Vermarktungsmöglichkeiten nutzen
Die meisten Marktanalysten gehen weltweit von sinkenden Vorräten und einer 2015 ähnlich hohen Getreidenachfrage wie 2014 aus. Im vergangenen Jahr konnte eine weltweit hohe Ernte durch ein reges Exportgeschäft gut vermarktet werden. Diese Chance wird auch für die diesjährige Ernte gesehen.

Jetzt sind Erfassungsunternehmen, Verarbeitungsbetriebe und Handelshäuser gefordert, die Ernte optimal zu vermarkten. Es gilt, alle Vermarktungsmöglichkeiten in den kommenden Monaten zu nutzen, fordert Rukwied. Damit sollten die Liquidität der Höfe gesichert und notwendige Investitionen getätigt werden können.

Bisherige Ergebnisse: Große Unterschiede zwischen Regionen und Kulturen

  • Wintergerste: Ca. +2 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel, -10 Prozent zum Vorjahr. Qualität: Die geforderten 65 kg/hl beim Hektolitergewicht werden meist erzielt.
  • Winterweizen: Im langjährigen Mittel, ca. -10 Prozent zum Vorjahr. Teilweise niedrige Proteinwerte; gebietsweise 15 Prozent Protein und mehr.
  • Sommergerste: Ca. -2 Prozent zum langjährigen Mittel, -10 Prozent zum Vorjahr. Qualität: geforderte 85 Prozent Vollgerstenanteil im Schnitt deutlich übertroffen; teils bis 98 Prozent.
  • Triticale: Ca. -3 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel, ca. -10 Prozent zum Vorjahr.
  • Hafer: Ca. -10 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel, ca. -12 zum Vorjahr.
  • Roggen: Im langjährigen Mittel, ca. -6 Prozent zum Vorjahr.
  • Raps: Im langjährigen Mittel, ca. -15 Prozent zum Vorjahr. Ölgehalte 42 bis 45 Prozent.


Ökologischer Getreidebau: Erträge gut; Dinkel enttäuscht
Die Erträge sind im Ökolandbau überwiegend in Ordnung – mit Ausnahme beim Dinkel. Die Qualitäten sind sehr gut. Aufgrund der oft direkten Vermarktungswege wie an Bäckereien sind die Preisschwankungen nicht so ausgeprägt.

  • Weizen: Erträge -10 Prozent zum langjährigen Durchschnitt. Qualität sehr gut, Proteingehalt und Fallzahlen sehr zufriedenstellend.
  • Roggen: Erträge je nach Standort +/-0 Prozent bis -10 Prozent zum Vorjahr. Qualitäten gut.
  • Dinkel: Schlechter Ertrag, auch zum langjährigen Mittel. Qualitäten gut.
  • Hafer: Gute Erträge im mehrjährigen Mittel. Qualität: teils schlechtere Gewichte.

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