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Erntebilanz 2018

Die ZG hat ihre Werkbank im Freien

Nach einem anfänglichen Bilderbuchstart in die Saison hat die anhaltende Trockenheit zu einem sehr frühen Beginn der Getreideernte und beim Mais zur Notreife geführt. Die ZG Raiffeisen erwartet in diesem Jahr in Baden deutliche geringere Erntemengen als 2017, wenn auch über dem bundesdeutschen Durchschnitt und mit sehr guten Qualitäten. Bei der Maisernte werden Ertragsverluste von rund 25 Prozent befürchtet. Die Trockenheit belastet auch die Halbjahresbilanz der Unternehmensgruppe, die insgesamt aber zufriedenstellend ausfällt.

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Fischer
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 „Frühe Ernten sind selten gute Ernten“, so formulierte es Dr. Ewald Glaser, Vorstandsvorsitzender der ZG Raiffeisen e.G. Dabei stand die Getreideernte 2018 im Arbeitsgebiet der badischen Hauptgenossenschaft bis Mai unter guten Vorzeichen, wie Dr. Glaser und Franz Utz, Geschäftsbereichsleiter Vermarktung, bei ihrer traditionellen Getreide-Pressekonferenz vergangen Donnerstag (2. August) in Lichtenau (Landkreis Raststatt) berichteten. Einer gelungenen Aussaat sowie einem normalen Winter folgte ein Bilderbuchfrühjahr mit ungewöhnlich hohen Temperaturen, was zu einem rasanten Aufwuchs der Kulturen führte. Besonders Mais zeigte eine noch nie dagewesene Jugendentwicklung, was eine sehr positive Ernteprognose auslöste. Die nachfolgende Trockenheit im Juni und Juli führte in allen Kulturen zu enormem Wachstum und zu einer sehr frühen Ernte. Die erste Wintergerste wurde in Baden bereits am 15. Juni geerntet, der erste Weizen wurde vor dem 1. Juli gedroschen und angeliefert.

Bis auf vereinzelte Höhenlagen ist die Ernte inzwischen nahezu im gesamten Arbeitsgebiet abgeschlossen. Die Erträge sind regional sehr unterschiedlich. Im nördlichen Teil des Arbeitsgebietes wurden rund 20 Prozent weniger als im Fünfjahresdurchschnitt geerntet, während am Bodensee von einer normalen Ernte berichtet wird. Das Getreide konnte qualitativ gut und trocken eingefahren werden. Insgesamt erwartet die ZG Raiffeisen 2018 eine Erfassungsmenge, die mit etwa 250.000 Tonnen rund 15 Prozent unter dem Vorjahreswert liegen wird.

Bilderbuchhafte Bedingungen hatten beim Aufwuchs des Maises bis zur einsetzenden Trockenheit zu rekordverdächtigen Vegetationsbeständen geführt. Bis Ende Juni wurde eine Rekordernte prognostiziert. Dies hat sich nun unter dem Eindruck von Niederschlagsdefiziten massiv verändert: „Die Bestände stehen dort, wo die Niederschläge regelmäßig und rechtzeitig einsetzten, immer noch gut da. Sechs Wochen ohne Regen können auf durchlässigen Böden jedoch auch von der Kultur Mais nicht mehrkompensiert werden, was zur Notreife führt. Wir erwarten heute eine Ertragsdepression von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagte Dr. Glaser.

Logistisch und organisatorisch sei die ZG Raiffeisen für die Ernte nicht zuletzt durch die Erweiterung der Erfassungs- und Lagerkapazitäten in Donaueschingen sowie mit einer neuen Umschlagplatte in Wilferdingen gut gerüstet gewesen. „Dank der vergrößerten Lagerkapazität müssen wir keine Ware mehr unter Druck verkaufen und können deshalb auch die Niedrigwasserzuschläge, welche derzeit auf allen Wasserstraßen bezahlt werden müssen, reduzieren“, sagte Vermarktungschef Franz Utz. Die Niedrigwasserzuschläge sind eine Belastung für die Getreidevermarkter in Deutschland, ebenso wie die neu eingeführte LKW-Maut auf Bundesstraßen.

Qualitäten und Anbauflächen

Neben dem Mais haben vor allem Braugerste, Raps und Roggen unter der Trockenheit besonders gelitten, sowohl bei den Mengen wie auch bei den Qualitäten. Während bei nahezu allen Kulturen ruckläufige Erntemengen erwartet werden, haben manche Qualitäten dagegen positiv überrascht, besonders beim Weizen. Hohe Hektolitergewichte und nur punktuelle Pilzbelastungen führten zu hervorragenden Weizenpartien. Auch bei Dinkel und Wintergerste sind die Qualitäten besonders gut.

Die aktuellen Anbauflächen für Baden-Württemberg zeigten gewisse Verschiebungen bei den Getreidekulturen. Während es bei Sojabohnen, Triticale, Sommergerste und Roggen Zuwächse auf niedrigem Niveau gab, ging der Anbau der größten Kultur, nämlich Weizen, um drei Prozent zurück, der von Körnermais um sechs Prozent.

Soja, Gentechnikfreiheit und Handelsstreit

Bei Sojabohnen hat sich mit der Anbaufläche auch die Erfassungsmenge der ZG Raiffeisen in den vergangenen Jahren positiv entwickelt und lag im vergangenen Jahr bei knapp 6.000 Tonnen. Für das Jahr 2018 wird ein weiterer Anstieg der Erfassungsmenge erwartet, allerdings sind bei der lang anhaltende Trockenheit auch hier Ertragsdepressionen absehbar. Landwirte hatten schon im Herbst 2017 die Möglichkeit, durch Vorverträge Erzeugerpreise von 380  bis 390 Euro je Tonne abzusichern.

Die weitere Entwicklung der Erzeugerpreise wird nach Einschätzung des Vorstands von den politischen Gegebenheiten, unter anderem im Handelsstreit zwischen der EU und den USA, abhängen. Nicht gentechnisch veränderte Sojabohnen (Non-GVO) sind für die ZG Raiffeisen besonders wichtig, da das Unternehmen den Einsatz von grüner Gentechnik aus Überzeugung prinzipiell ablehnt. So verarbeitet das unternehmenseigene Raiffeisen-Kraftfutterwerk in Kehl ausschließlich Non-GVO-Ware. Auch für die Ernte 2019/20 werde die ZG Raiffeisen wieder frühzeitig mit Vertragsangeboten an den Markt gehen, um die Versorgung des Kraftfutterwerkes mit heimischen Non-GVO-Sojabohnen zu sichern, so Dr. Glaser.

 Weltweite Nachfrage und Preisentwicklung

Nach den neuesten Erntemeldungen wird die weltweite Getreideproduktion für das Jahr 2018/19 auf 2.077 Millionen Tonnen geschätzt. Bei einem Verbrauch von 2.131 Millionen Tonnen werden damit die weltweiten Bestände um 54 Millionen Tonnen sinken. Zugleich steigt der globale Getreideverbrauch im Verlauf dieses Jahrzehntes jährlich um durchschnittlich 48 Millionen Tonnen an. Das laufende Jahrzehnt weist damit die rasanteste Nachfrageentwicklung aller Zeiten auf.

Aufgrund der zu erwartenden weltweiten Verringerung der Getreidebestände ist mit einer verstärkten Volatilität auf den Getreidemärkten in den kommenden Monaten zu rechnen. Die seit vier Jahren vorherrschende Preisflaute scheint vorläufig ein Ende gefunden zu haben. Aufgrund der geringen Gesamtmengen steigen die Preise für alle Getreidearten. Die Maispreisnotierungen liegen bisher noch unter denen des Vorjahres, doch auch hier erwarten Glaser und Utz in Anbetracht der unveränderten Witterungsbedingungen noch Bewegung: „In unserem Arbeitsgebiet wird der Kampf um die bestehenden Mengen zu steigenden Preisen führen. Fehlende Grundfutterversorgung bei Milchproduzenten, der Rohstoffbedarf der Biogasanlagen und die Nachfrage nach Körnermais werden zu höheren Erzeugerpreisen bis zur Ernte führen.“

Wie immer können Landwirte ihre Ernte mit den exklusiven Vermarktungsmodellen der ZG Raiffeisen für Mitglieder absichern und so an steigenden Märkten in vollem Umfang partizipieren.

Trockene Halbjahresbilanz

Sorgen bereitet die Trockenheit im Getreide- und Maisgeschäft auch mit Blick auf die Halbjahresbilanz der Unternehmensgruppe. „Mögliche Rückgänge im Getreidegeschäft im zweiten Halbjahr werden wir nur zum Teil mit anderen Geschäftsbereichen kompensieren können, weshalb wir in der Hochrechnung von einem Umsatz der Unternehmensgruppe lediglich auf Vorjahreshöhe ausgehen“, sagte Dr. Glaser. „Das voraussichtliche operative Ergebnis der ZG Raiffeisen-Gruppe dürfte etwa auf dem Vorjahresniveau liegen, was somit die Basis für eine Dividende und Warenrückvergütung in bisherigem Umfang wäre.“

Insgesamt bezeichnete der Vorstand die Geschäftsentwicklung der ZG Raiffeisen-Gruppe im ersten Halbjahr 2018 als zufriedenstellend. Der Gesamtumsatz stieg leicht um ein Prozent auf 538 Millionen Euro, wobei die Entwicklung in den einzelnen Geschäftsbereichen sehr unterschiedlich ausfiel.

Das Agrargeschäft entwickelt sich weiter uneinheitlich. Der Geschäftsbereich Tiernahrung konnte das gute Vorjahresniveau halten, und die Technik-Sparte legte trotz verhaltener Investitionsstimmung in der Landwirtschaft um 4, 1 Prozent zu. Dagegen mussten die Geschäftsbereiche Pflanzliche Produktion und Vermarktung vor allem witterungsbedingte Umsatzrückgänge von zwei Prozent beziehungsweise acht Prozent hinnehmen.

Im Endverbrauchergeschäft konnten dagegen alle Geschäftsbereiche Zuwächse verzeichnen. Der Baustoffhandel legte um 3,4 Prozent zu, die ZG Raiffeisen Märkte um vier Prozent. Mit einem neuen Joint Venture, der Haus & Garten Deutschland Handelskooperation GmbH (HDG), wollen die Raiffeisen Ware Austria AG (RWA) und die ZG Raiffeisen künftig den Einkauf ihrer Raiffeisen Märkte in Österreich und Süddeutschland bündeln und sich in diesem Segment als Dienstleister für Märkte in weiteren Regionen positionieren. Das Energiegeschäft konnte nach der 2017 abgeschlossenen Restrukturierung um 14 Prozent zulegen und dürfte im zweiten Halbjahr von der dann traditionell steigenden Nachfrage nach Heizöl weiter profitieren.

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