Blunting gegen spitze Putenschnäbel?
European Poultry Science (EPS) bietet als Online-Magazin das Neueste aus Forschung und Wissenschaft im Bereich Nutzgeflügel. In loser Reihenfolge werden Beiträge aus dem EPS im DGS-Magazin sowie online kurz vorgestellt, diesmal zum Federpicken bei der Pute.
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Federpicken und Kannibalismus haben multifaktorielle Ursachen, die bei Puten und anderen Geflügelarten nicht vollständig geklärt sind. Eine alternative Methode zum Schnabelkupieren könnte das Fördern des natürlichen Abriebes des Schnabels durch raue Oberflächen (Blunting) sein.
Verschiedene Verfahren getestet
Zwei Bluntingverfahren wurden am Lehr-, Versuchs-, und Fachzentrum für Geflügel- und Kleintierhaltung (LVFZ) in Kitzingen evaluiert und deren Auswirkungen auf Tierwohlindikatoren bei nicht schnabelkupierten Putenhähnen untersucht. Die Studie erfolgte mit männlichen Puten der Linie B.U.T. 6. Die Bluntingtechniken wurden in die Futterschalen der Abteile eingebaut und in der Mast von der 6. bis 21. Lebenswoche an insgesamt 600 Tieren geprüft, die zu je 150 Tieren auf je zwei Kontroll- und Versuchsgruppen verteilt waren: Kontrollgruppen K1 (kupiert) und K2 (unkupiert) jeweils ohne Blunting; unkupierte Versuchsgruppen V1 mit Estrichschleifscheibe und V2 mit Metallgitterscheibe im Trog. Im Rhythmus von 28 Tagen wurden die Puten bonitiert, der Schnabel vermessen und das Lebendgewicht sowie weitere Daten zum Stall- und Außenklima erfasst. An je zwölf zufällig ausgewählten Tieren pro Versuchsgruppe erfolgte nach der 17. und 21. Lebenswoche eine makroskopische und histologische Analyse der Schnäbel.
Signifikante Unterschiede erfasst
Zwischen den vier geprüften Varianten bestanden signifikante Unterschiede bei der Schnabelbonitur, bei Oberschnabellänge und -überstand sowie im Schlachtgewicht. Signifikante Differenzen gab es auch zwischen kupierten und unkupierten Hähnen sowie den Bluntingverfahren. Mit der Estrichschleifscheibe im Futtertrog rieb sich der Schnabel deutlicher ab als mit der Metallgitterscheibe (Oberschnabelüberstände jeweils 3,02 mm bzw. 4,00 mm). Da bei den makroskopischen und histologischen Analysen keine Beschädigung des sensiblen Schnabelspitzenorgans festgestellt wurde, ist davon auszugehen, dass das Blunting bei den Tieren keine Schmerzen induziert und somit eine Methode im Sinne des Tierwohls darstellt, die noch weiterer Optimierung und Forschung bedarf.
Der ausführliche Beitrag steht auf der DGS-Website zum Download bereit.