Futtermittelbranche ist systemrelevant
Begrenzte Warenverfügbarkeiten, die Energiekrise und Nachhaltigkeit waren die bestimmenden Themen der 22. DVT-Jahrestagung, am 29. September 2022, in Berlin. Jan Lahde, Präsident des Deutschen Verbandes Tiernahrung e. V. (DVT), hob in seiner Rede die Bedeutung der Rohstoff- und Gasversorgung und die Notwendigkeit einer ideologiefreien Politik zur Bewältigung ernährungstechnischer Fragen hervor.
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„Es bleibt in dieser Dauerkrise eine wichtige Aufgabe, die Entscheidungsträger davon zu überzeugen, dass Futtermittelrohstoffe systemrelevant sind. Zur Bereitstellung und Produktion hochwertiger Lebensmittel von Fleisch über Milch bis hin zu Käse, Joghurt, Butter oder Eiern ist sowohl die Sicherstellung der Rohstoffe als auch eine wirtschaftliche Energieversorgung für die Tierernährung essenziell“, betonte Lahde.
Der DVT-Präsident forderte, in Europa eine größere Unabhängigkeit für die landwirtschaftlichen Rohwaren zu schaffen. Dazu wären weitere Maßnahmen erforderlich, mit der insbesondere die heimische Eiweißproduktion gestärkt werden könne.
Konkrete politische Maßnahmen sind gefordert
Nicht nur die Energie- und Versorgungssituation, auch die Transformation der Tierhaltung ist für die Futtermittelbranche ein Kernanliegen, das mit Offenheit, ideologiefreiem Handeln und Leitplanken seitens der Politik vorangebracht werden muss. „Ein „Weiter so“ kann es nicht geben, betonte Lahde. Der Konflikt zwischen Teller, Trog und Tank müsse neu und ideologiefrei bewertet werden. Die Futtermittelwirtschaft arbeite nach den neuen Erkenntnissen der Wissenschaft und erwarte von der Regierung Offenheit statt dirigistischer Maßnahmen.
Neue Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) belegen die Auswirkungen der gesamten Entwicklungen. Im Wirtschaftsjahr 2021/22 ging das Mischfutter-Produktionsvolumen um 4,4 % gegenüber dem Vorjahr auf 22,9 Mio. t zurück. Ein Blick auf die aktuellen Tierbestandszahlen lasse einen weiteren Rückgang erwarten. "Auch die Geflügelgrippe hinterlässt ihre Spuren. Fast ein Dutzend Fälle konnten wir in diesem Jahr bereits zählen, im Frühjahr erneut in Schleswig-Holstein und später auch in Niedersachsen", verdeutlichte Lahde.
Die Themen wurden mit fachkundigen Gästen aus Politik und Wirtschaft diskutiert. Auch Stefan Teepker, als Geflügelhalter und Vorsitzender des Bundesverbandes bäuerlicher Hähnchenerzeuger (BVH) sowie Vizepräsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), äußerte sich zu möglichen Lösungen im Umgang mit den Herausforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klima. Teepker, der seit 13 Jahren Hähnchen mästet, erachtet intensive Tierhaltungsverfahren als notwendig, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Er betonte hierbei auch die Bedeutung einer hervorragenden Futterverwertung und sieht ein weiteres Potenzial in den Forschungsbereichen der Genetik und Zucht.