Reden hilft!
Tierhaltende Betriebe stehen oft in der Kritik. Doch wie kann man darauf angemessen und konstruktiv reagieren? Hierzu veranstaltete das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) am 24. Oktober 2022 das vor allem an praktizierende Landwirte gerichtete Web-Seminar „Baustelle Nutztierhaltung-Reden hilft!“.
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Die Basis des Web-Seminars sind die Ergebnisse aus dem ersten Teil des Projekts SocialLab "Nutztierhaltung im Spiegel der Gesellschaft", das die gesellschaftliche Wahrnehmung der Tierhaltung genauer untersuchte. Die Ergebnisse sollen die Kommunikation der verschiedenen Akteure untereinander stärken und einen fruchtbaren Dialog ermöglichen. Vorgestellt wurden sie unter anderem von der Projektkoordinatorin Dr. Inke Christoph-Schulz und M. sc. Bea Bardusch vom Thünen-Institut für Marktanalyse in Braunschweig.
Woher kommen die Probleme?
Zunächst wurde in dem Webinar beleuchtet, welche Faktoren die Kommunikation zwischen dem Verbraucher und den Landwirten so schwierig machen. Entscheidender Punkt ist das falsche Bild, das Verbraucher von der Landwirtschaft haben. Dieses entstehe laut Christoph-Schulz vor allem durch die Entfremdung vom Agrarsektor, fehlendes Fachwissen, skandalgetriebene Schlagzeilen und einem Mangel an aufklärenden Informationsquellen. Häufig zeige sich die Unwissenheit auch in einem Schwarz-weiß Denken, wenn es um den Vergleich von biologischer (Paradies) und konventioneller (Qualhaltung) Tierhaltung gehe.
Was kann man als Landwirt tun?
Als Vorschlag für einen konstruktiven Austausch mit dem Verbraucher wurde empfohlen, die Sichtweise auf die eigene Person bzw. den eigenen Betrieb zu lenken. Um realistisch etwas bewirken zu können, helfe es nicht, wenn man versuche, die Reputation der gesamten Branche zu retten. Man könne aber seinen eigenen kleinen Beitrag leisten, indem man erzählt, wie es bei einem selbst in der Praxis zuginge. Dies könne langfristig auch zu "Nachdenkeffekten" bei Verbrauchern führen. Zudem solle man versuchen Verständnis für die andere Seite aufzubringen, denn "Letztlich leben wir alle nur in unserer kleinen Blase" sagte Christoph-Schulz.
Wenig Sinn mache es hingegen, sich zu verteidigen oder Angriffe persönlich zu nehmen. Auch müsse man sich von dem Idealismus verabschieden, jeden bekehren zu können. Manchmal helfe es nur noch eine Diskussion als unsachlich abzulehnen oder die Situation mit den Worten : "Sie kennen mich doch gar nicht" zu verlassen, riet Christoph-Schulz.
Was bringt der Austausch?
Bea Bartusch gab in ihrem Vortrag einen Überblick über die in dem Projekt von Verbrauchern und Landwirten diskutierten Konfliktthemen und stellte die Sichtweisen beider Parteien dar. Gesprochen wurde dabei u. a. über die Themen Medien, Haltungsbedingungen, Kosten, Medikamenteneinsatz, Entfremdung und Technik. Wie ein positiver Austausch aussehen kann, zeigte sie am Beispiel Technik. Während die Verbraucher Automatisierung mit einem Verlust von Natürlichkeit und der Ausbeutung der Tiere verbinden, konnten durch den Austausch mit dem Landwirt die Vorteile für Tierwohl und Arbeitserleichterung erkannt werden. Somit lässt sich abschließend festhalten, Ja! Reden hilft. Voraussetzung dafür ist beidseitige Offenheit für den Blickwinkel des Anderen.