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Käufer hinterfragen Öko

Der ökologische Landbau in der Europäischen Union (EU) braucht einheitliche Grundregeln und aufgeklärte Verbraucher. Diese Ansicht vertrat die EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer-Boel bei der Konsumgütermesse Biofach in Nürnberg. Mit ihrer Meinung stand sie nicht allein. Die Agrarkommissarin beobachtet mit der wachsenden EU-Ökolandwirtschaft zunehmende Erwartungen in der Öffentlichkeit: Das wachsende Interesse gilt der Nahrungsmittelqualität, dem Umweltschutz, dem Tierschutz und der ländlichen Entwicklung. Um die Erwartungen zu erfüllen, gibt die EU die Regeln vor, in deren Rahmen sich die Ökolandwirtschaft entwickeln soll.

Nachdem Brüssel seit 2004 statistische Daten über den Ökolandbau zusammenträgt, verbessert und vervollständigt, soll in diesem Sommer eine Informationskampagne über den Ökolandbau in der Europäischen Union starten. Die Kampagne richtet sich an die breite Bevölkerung ebenso wie an das Nahrungsgewerbe und Großverbraucher, etwa Kantinen in öffentlichen Einrichtungen oder Schulen. Die EU-Kampagne unterstützt und ergänzt nationale Programme. Die Verbraucher sollen über ökologisch erzeugte Nahrungsmittel aufgeklärt und Vorurteile abgebaut werden. Denn viele Konsumenten wissen nicht, was Ökolandwirtschaft ist und finden sich in der Vielfalt von Marken, Güte- und Qualitätszeichen nicht zurecht. Ein Grund für diese Verwirrung sieht Fischer Boel in der mangelnden Standardisierung ökologisch erzeugter Nahrungsmittel.

Auf einen Blick erkennen, woher die Ware stammt
Die Dänin wünscht sich auch eine einfachere Definition des Begriffs Öko: Enthält ein Erzeugnis 95 Prozent oder mehr ökologisch hergestellte Bestandteile, sollte es als Öko vermarktet werden dürfen. „Das ist eine klare Aussage für die Verbraucher“, sagte Fischer Boel in Nürnberg. Außerdem will die Brüsseler Kommissarin ein verbindliches Markenzeichen für alle Ökowaren einführen, die in der EU gehandelt werden. Die Käufer sollen auf einen Blick erkennen, ob etwa die Biokartoffeln in der EU oder außerhalb produziert wurden. Nur mit einer guten Verbraucheraufklärung „funktioniert dieser Markt reibungslos“, stellte Fischer-Boel bei der Eröffnung der Biofach fest.

Diese Einschätzung bestätigt Gerald Herrmann, Präsident der Internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM). Wer Öko kauft, glaubt, dass die Waren nach einem bestimmten Qualitätsstandard produziert und kontrolliert werden. Herrmann bestätigt auch, dass die Zahl der Verbraucher wächst, die wissen wollen, ob sie der Ökoproduktion vertrauen können. Er versteht die Zweifel als ernste Warnung, dass die Branche auf ihre Grundsätze achten muss. Denn die Glaubwürdigkeit ist lebenswichtig für die Ökolandwirtschaft. Einen Schlüssel, um Glaubwürdigkeit zu gewinnen und zu erhalten, sieht er in der Bildung. Die Verbraucheraufklärung über ökologische Landwirtschaft sollte im Kindergarten beginnen und die gesamte Schulausbildung begleiten. Deshalb appelliert Herrmann an die Politik, den Ökolandbau stärker zu unterstützen.

Staatliche Ökoförderung soll wieder angehoben werden
Die finanzielle Ökoförderung, die in den vergangenen Jahren abgebaut wurde, soll mittelfristig wieder auf das frühere Niveau angehoben werden. Das sagte Dr. Gerd Müller, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium. Dabei werde angestrebt, die florierende Nachfrage stärker durch heimische Produktion zu bedienen. Müller sieht die Ökolandwirtschaft allerdings nicht als allein seligmachenden Weg der Nahrungsproduktion: „Die Erzeugung von Nahrungsmitteln steht im Dienste aller Menschen. Die Verbraucher erwarten auch von den übrigen 95 Prozent der Landwirte, dass sie Lebensmittel gesund produzieren.“

Müller will die Märkte nicht trennen, sondern zusammenführen. Durch das große Interesse an Ökolebensmitteln erhofft er sich eine insgesamt höhere Wertschätzung für alle Nahrungsmittel. Die Landwirte erlösten mit den aktuellen Preisen – egal ob für öko oder konventionell – zu wenig, um ihre Betriebe langfristig wirtschaftlich zu führen.

Zahl der Ökobetriebe könnte verdoppelt werden
Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht davon aus, dass „die hohe Nachfrage nach Lebensmitteln aus biologischem Anbau mittelfristig zu großen Teilen aus heimischer Erzeugung“ gedeckt werden kann. Wie DBV-Präsident Gerd Sonnleitner erklärte, müsse sich eine Umstellung auf ökologischen Landbau für die Betriebe aber wirtschaftlich rechnen. Für eine stabile Weiterentwicklung des Ökolandbaus in Deutschland seien verlässliche politische Rahmenbedingungen, Absatzsicherheit und kostendeckende Erzeugerpreise nötig. Einer DBV-Umfrage unter Landwirten zufolge bestünde ein Potenzial, die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe in Deutschland in den kommenden zwei bis drei Jahren zu verdoppeln.

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