Vernetzt gehts besser: Biomusterregionen
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Die baden-württembergische Landesregierung hat mit den Biomusterregionen zweierlei Ziele im Blick: Zum einen sieht sie in der steigenden Nachfrage nach regional erzeugten Biolebensmitteln die Chance, den Ökolandbau in Baden-Württemberg auszubauen und damit den Landwirten neue Einkommensperspektiven zu eröffnen. Zum anderen sollen die Musterregionen dazu dienen, die Akteure der Lebensmittelkette, von der Erzeugung über die Vermarktung und Verarbeitung bis zur Außer-Haus-Verpflegung, zu vernetzen.
Denn oftmals hapert es gerade an der Durchgängigkeit entlang der Kette, wie Johanna Böll, Regionalmanagerin der Biomusterregion Heidenheim erlebt. Da stünden auf der einen Seite die Landwirte mit ihren biologisch erzeugten Produkten und auf der anderen Seite Gastronomen, die nach regionalen Zutaten suchten. Ein enormes Potenzial, das es zu nutzen gilt. Noch stecken die Verbindungen zwischen beiden in den Kinderschuhen. Darum ist nun unter anderem die Zusammenstellung eines Produktkatalogs geplant, der zeigt, „was wir in der Region überhaupt haben“, wie Johanna Böll sagt.
Der Landkreis Heidenheim ist mit fünf angrenzenden Kommunen im Ostalbkreis eine der vier Starter-Biomusterregionen, die Anfang 2018 im Rahmen eines Wettbewerbs ausgewählt worden sind. Den Zuschlag als Biomusterregion erhielten damals außerdem die Landkreise Bodensee/Konstanz, Ravensburg und Enzkreis. Im Jahr 2019 folgten nach einer zweiten Ausschreibung fünf neue Biomusterregionen in den Landkreisen Hohenlohe/Schwäbisch Hall, Ludwigsburg/Stuttgart, Emmendingen/Breisgau-Hochschwarzwald/Freiburg, Biberach und Neckar-Odenwald. Nach Auskunft des Landwirtschaftsministeriums prüft die Landesregierung derzeit, ob es einen weiteren Wettbewerb geben wird.
Regionalmanagement mit drei Jahren Laufzeit
Mit den Biomusterregionen setzt die grün-schwarze Landesregierung eines ihrer Koalitionziele um. Mit dem Wettbewerb soll das Bewusstsein für ökologischen Landbau und Ökolebensmittel bei den Menschen in den Regionen und bei den politisch verantwortlichen Gremien gestärkt werden, heißt es in den Ausschreibungsunterlagen. Bewerben konnten sich regionale Zusammenschlüsse aus Behörden, Verbänden und Organisationen, die mit ihren Konzepten die regionale Wertschöpfung beziehungsweise Umweltleistungen durch ökologischen Landbau verbessern und dafür ein Beispiel sein wollen.
Kern der Biomusterregion sind kommunale Verbünde von mehreren Gemeinden und/oder Kreisen, die sich selbst als Region definieren. Das eingereichte Konzept wurde anhand eines festgelegten Kriterienkatalogs bewertet und diente als Grundlage für die Auswahl der Biomusterregionen. In den ausgewählten Regionen fördert das Land aus Landesmitteln ein Regionalmanagement zur Unterstützung des Ökolandbaus vor Ort mit maximal 100.000 Euro jährlich für einen Zeitraum von drei Jahren.
Im Landkreis Heidenheim kam der Anstoß zur Bewerbung Johanna Böll zufolge von einem Politiker der Grünen, der daran erinnerte, dass der Ökolandbau in der Region auf eine lange Tradition zurückblicken kann. So kann sich der 1929 gegründete, biologisch-dynamisch bewirtschaftete Talhof in Heidenheim als einer der ersten Biohöfe weltweit rühmen. Der Vorschlag traf beim Landrat und darüber hinaus schnell auf offene Ohren. „Die Idee wurde von vielen Schultern mitgetragen“, betont die Regionalmanagerin. Rund 40 Akteure aus der Verwaltung, der Landwirtschaft und dem nachgelagerten Bereich formulierten schließlich das Bewerbungspapier. Nach dem Zuschlag Anfang 2018 und dem Ingangkommen im November 2018 geht die Biomusterregion Heidenheim nun in ihr zweites Jahr. Johanna Böll spürt ein wachsendes Interesse, insbesondere aus der Landwirtschaft, an Veranstaltungen zu Vermarktungsthemen, Außerhausverpflegung oder Betriebsumstellungen. Eine Aktion gegen Lebensmittelverschwendung weckte das Verbraucherinteresse.
Die gesamte Wertschöpfungskette im Blick
„Wir haben kein messbares Ziel, nichts, was sich an Zahlen festmachen lässt“, sagt sie. Stattdessen geht es ganz grundsätzlich darum, die Akteure der Lebensmittelkette enger zusammenzubringen. Konkreter wird es bei den drei Arbeitsschwerpunkten, die sich die Beteiligten gesetzt haben: die Vermarktung von Bioprodukten über die Direktvermarktung hinaus zu stärken; den Verbrauch von Bioprodukten in der Außerhausverpflegung zu fördern; den Aufbau einer biozertifizierten Schlachtstätte.







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