Boden wieder gut machen
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Eines ist klar: Die umweltfreundlichste Emission ist diejenige, die gar nicht erst entsteht. Doch es gibt CO2-Ausstöße, die sich nicht verhindern lassen. Für diese Fälle bietet sich eine Kompensation an: Das CO2, das an der einen Stelle ausgestoßen werden „muss“, wird an anderer Stelle vermieden oder der Atmosphäre entzogen.
Bislang finden nach bestimmten Standards zertifizierte Projekte zur CO2-Kompensation vor allem außerhalb Deutschlands statt. Das ist im Sinne des Weltklimas kein Problem, denn ihm ist egal, wo auf der Erde CO2 ausgestoßen oder der Ausstoß vermieden wird.
Möchte man aber dem Geist des Pariser Klimaabkommens folgen, so müsste jedes Land auf dem eigenen Territorium einsparen. Denn eine Vorgehensweise nach dem Motto „Ich reduziere meinen CO2-Ausstoß, indem ich meinen Nachbar dafür bezahle, mehr Fahrrad zu fahren“ führt schließlich dazu, dass der Nachbar es schwerer hat, eigene Klimaziele zu erreichen. Bei der lokalen Kompensation kommt unser Boden ins Spiel, insbesondere die landwirtschaftlich genutzten Flächen. Denn der Boden ist in der Lage, große Mengen an CO2 in Form von Humus zu binden. Die vom französischen Landwirtschaftsminister auf der Pariser Klimaschutzkonferenz 2015 eingebrachte Initiative „4 per 1000“, der sich unter anderem die deutsche Bundesregierung angeschlossen hat, hat ermittelt, dass ein jährlicher weltweiter Humusaufbau von 0,04?Prozent die Emissionen eines gesamten Jahres kompensieren würde.
Durch Humus fürs Klima gewappnet
Humus war immer schon wertvoll, weil er Böden fruchtbarer macht. Aber diese Funktion wird in der konventionellen Landwirtschaft häufig als nicht wesentlich erachtet, da der Einsatz von Kunstdünger und Pflanzenschutzmitteln fehlende Fruchtbarkeit ausgleichen kann. Möchten Landwirte Humus aufbauen, müssen sie auf eine nachhaltigere beziehungsweise regenerative Bewirtschaftung umstellen. Sie setzen dann auf gezielte Bodenlockerung mit wenig oder komplett ohne Pflügen sowie Stärkung des Bodenlebens sowie vielgliedrige Fruchtfolgen mit Zwischenfrüchten. Die in den Boden eingearbeiteten Zwischenfrüchte dienen dann den Bodenlebewesen als Nahrung. Zudem wird in der regenerativen Landwirtschaft der Bodenstoffwechsel unterstützt, unter anderem durch den Einsatz von effektiven Mikroorganismen und Pflanzenkohle.
Des Weiteren werden Mist und Gülle vor dem Ausbringen behandelt, um Ammoniakausgasungen zu verringern. Denn das indirekte Treibhausgas Ammoniak kann zu Lachgas werden, das rund 300-mal so klimaschädlich ist wie CO2. Diese Verfahren bedeuten zum Start einigen Aufwand für die Landwirte. Wendet man sie aber konsequent an, kann sich im Laufe der Jahre immer mehr Humus anreichern und der Boden kann sich regenerieren.
Wie funktionieren Humusprämien?
In den vergangenen Jahren haben sich verschiedene Dienstleister am Markt etabliert, die Landwirte mit Firmen zusammenbringen, die sich in Sachen Klima- und Umweltschutz finanziell engagieren möchten. Eines dieser Unternehmen ist Positerra.
Das Prinzip funktioniert so: Firmen, Kommunen oder auch Privatpersonen können festlegen, in welchem Umfang sie ihre nicht zu vermeidenden Emissionen über ein Humusaufbauprogramm kompensieren und sich finanziell engagieren möchten. Sie können eine entsprechend große „Klimaschutz- oder Bodenpatenschaft“ übernehmen, dafür ermitteln sie ihren eigenen CO2-Fußabdruck. Der Dienstleister berechnet dann, welche Ackerfläche benötigt wird, um die entsprechende Menge CO2 als Humus zu binden und sucht einen oder mehrere landwirtschaftliche Betriebe, die diese Fläche zur Verfügung stellen wollen. Der „Pate“ erwirbt für die Kompensation seiner Emissionen sogenannte „Humusprämien“ zu einem marktüblichen Preis pro Tonne CO2. Ein großer Teil dieses Geldes wird an den Landwirt weitergeleitet, um die Umstellung auf eine humussteigernde Bewirtschaftung finanzieren zu können. Somit hat der Landwirt einen zusätzlichen finanziellen Anreiz, umzustellen beziehungsweise nachhaltiger zu wirtschaften. Positerra gibt, im Gegensatz zu anderen Dienstleistern, keine Zertifikate aus, orientiert sich aber an den Kriterien und Qualitätsstandards für die Anerkennung eines Klimaschutzprojektes am freiwilligen Markt:
- Zusätzlichkeit – Es muss sichergestellt sein, dass die Reduktion, Vermeidung oder Speicherung von CO2 zusätzlich ist. Das bedeutet, dass das Projekt ohne die zu erwarteten Erlöse aus dem Verkauf von Humusprämien nicht umgesetzt worden wäre. Durch die finanzielle Honorierung verringert sich das wirtschaftliche Risiko und die Landwirte erhalten einen Anreiz, die Maßnahmen umzusetzen.
- Permanenz – Das CO2 soll langfristig gebunden werden. Im Fall von Positerra wird dies über einen Vertragszeitraum mit den Landwirten von mindestens sechs Jahren sichergestellt. Sollte in dieser Zeit doch kein Humus aufgebaut werden, erhält der Landwirt keine Humusprämie.
- Valide Messung – Die Messungen orientieren sich an verfügbaren wissenschaftlichen Grundlagen zum Humusaufbau. Die Beprobung und Analyse erfolgen nach den qualitativen Standards unabhängiger Probennehmer und Labore.







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