Hilft Bio dem Klima?
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Wäre es ein Gewinn für das Klima, wenn wir zu 100 Prozent auf Biolandwirtschaft umsteigen? Biolandwirtschaft bietet jedenfalls ein großes Potenzial, nachhaltige und klimafreundliche Lebensmittel zu produzieren. Dessen ist sich Adrian Müller vom Departement für Sozioökonomie am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) sicher. Potenzial sieht er vor allem in der Idee der Kreislaufwirtschaft, der verminderten Stickstoffdüngung und der geringeren Tieranzahl je Betrieb.
Zudem sind die mikrobielle Aktivität und Biomasse in biologisch bewirtschafteten Böden und teilweise auch der Anteil organischen Kohlenstoffs im Durchschnitt höher als in der konventionellen Landwirtschaft. „Bio“ punktet auch mit einer größeren Artenvielfalt.
Bio braucht noch mehr Artenvielfalt
Biodiversität ist vor allem deshalb relevant, weil Studien nahelegen, dass mehr Vielfalt auch höhere und stabilere Erträge bringt. „Im Moment ist die Biolandwirtschaft aber häufig noch nicht vielfältig genug“, bemängelt Müller. Unter anderem deshalb schneide sie beim Klima-Footprint je produzierte Kalorie nicht besser als die konventionelle Landwirtschaft ab. Häufig seien die Erträge geringer und unsicherer als in der konventionellen Landwirtschaft. Dadurch werde mehr Fläche benötigt.
Außerdem sei unklar, wo in einem geschlossenen Betriebskreislauf die Biomasse für den Humusaufbau und eine ausreichende Stickstoffversorgung herkommen soll. Bioprodukte könnten zudem wegen ihrer teils geringeren Haltbarkeit auch häufiger auf dem Müll landen. Und was passiert eigentlich, wenn die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzten Pestizide die Ökoflächen nicht mehr indirekt beeinflussen? Steigen in einem „Nur Bio“-System dann der Krankheits- und Schädlingsdruck? Bisherige Forschungsergebnisse liefern noch keine eindeutige Antwort auf diese Frage.
Wer die Biolandwirtschaft getrennt vom überwiegend konventionellen globalen Agrarsystem betrachtet, ignoriert den Großteil der Landwirtschaft. Müller setzt daher eher auf einen systemischen Ansatz für eine klimafreundliche Zukunft:
- Die biologische Landwirtschaft sollte unterstützt und ihre Leistungsfähigkeit verbessert werden.
- Die Nachfrage nach nachhaltigen Lebensmitteln sollte steigen.
- Konventionelle Bewirtschaftungssysteme sollten kontinuierlich verbessert und nachhaltiger werden. Höhere, gesetzlich verankerte Anforderungen könnten dazu beitragen.
- Außerdem müsse auch über den einzelnen Betrieb hinaus stärker in Kreisläufen gedacht werden.
„100 Prozent biologische Landwirtschaft ist nicht notwendig“, schlussfolgert Müller. Sie ist jedoch ein Teil der Lösung und kann Vorbild sein, auch alle anderen Bewirtschaftungssysteme im Rahmen ihrer Möglichkeiten nachhaltiger zu gestalten.







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