Ist ein Klimalabel die Lösung?
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In wohlhabenden Ländern essen die Menschen zu viel – nicht nur zu viel Fleisch, sondern insgesamt zu viel. Zu viel Essen landet auf dem Müll. Ihnen geht es finanziell so gut und Lebensmittel sind so günstig, dass sie sich das leisten können. Und je günstiger Essen im Verhältnis zum Einkommen wird, desto mehr andere (klimaschädliche) Produkte können die Leute kaufen. Das ist das aktuelle Konsumproblem, das Thomas Roland, Leiter der Abteilung Verantwortung beim Handelsunternehmen Coop Dänemark, auf der BIOFACH 2021 vorstellte.
„70 Prozent unserer Kunden hätten gern ein Klimalabel auf den Produkten“, weiß Roland. Doch an dem Problem könne ein Label nichts ändern. Stattdessen könnte das Smartphone unsere Ernährung klimafreundlicher machen. Auch in der Vergangenheit waren es vor allem neue Technologien wie der Kühlschrank oder die Mikrowelle, die die Ernährungsgewohnheiten der Menschen veränderten.
App berechnet Klimafußabdruck des Einkaufs
Deshalb hat Coop Dänemark eine neue, kostenlose Funktion in seine existierende App integriert, mit der die Konsumenten den Einfluss ihres Einkaufs (Footprint) auf das Klima überprüfen können. Der berechnete Footprint basiert auf der Produktkategorie, beispielsweise Reis, und nicht auf dem spezifischen Produkt, zum Beispiel Alnatura Bio Jasminreis. Dieser Ansatz macht die App zwar weniger präzise, entschlackt aber dafür die Datenmengen und macht die Anwendung flexibel gegenüber zukünftigen Sortimentsveränderungen.
Über eine Million dänische User nutzen die App bereits und können dadurch Einblicke in die Teile ihrer Ernährung erhalten, die das Klima besonders negativ beeinflussen – üblicherweise Milchprodukte und Fleisch.
„Vegetarier kommen ungefähr auf die Hälfte des Footprints eines durchschnittlichen Fleischessers“, berichtet Roland. Die Kalkulation der App berücksichtigt Bioprodukte zwar nicht gesondert. Dennoch gehe der durchschnittliche Biokunde mit einem kleineren Klima-Footprint aus dem Einkauf, weil er mehr Gemüse, Obst und Cerealien und weniger Fleisch kauft.
Um den Fleischessern die Umstellung auf eine pflanzlichere Ernährung zu erleichtern, gibt die App Tipps und schlägt Rezepte vor. „Das Tool allein reicht natürlich nicht“, wendet Roland ein. „Wir müssen unsere Ernährung ändern, Lebensmittel gezielter kaufen und weniger wegschmeißen, Biodiversität fördern und respektieren.“ Aber wer weiß – vielleicht ist eine Smartphone-App tatsächlich der entscheidende erste Schritt in Richtung Ernährungswende.







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