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Der Markt für Biogemüse

Biogemüsebau: Wo sich der Einstieg jetzt lohnen könnte

Wie hat sich der Markt für Biogemüse 2021 entwickelt? Und wo liegen Chancen für Erzeugerinnen und Erzeuger? Alles Wichtige zu Absatzchancen und Preisen von Kartoffeln, Zwiebeln, Kürbis und Möhren in Bioqualität lesen Sie hier.
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Baloncici/shutterstock.com
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Auf dem 5. Bio-Fachforum Gemüse und Kartoffeln Mitte November 2021 im niedersächsischen Visselhövede standen neben Anbau- und Lagertechnik vor allem die Marktentwicklung und das Potenzial für den Einstieg in die Erzeugung einzelner Kulturen im Mittelpunkt.

Laut Christine Rampold von der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) hat sich die Nachfrage nach den meisten Biogemüsen nach dem herausragend guten Jahr 2020 mit einem Umsatzplus von über 22 Prozent auch in diesem Jahr weiter positiv entwickelt. „Der Biomarkt wächst immer noch stärker als der Gesamtmarkt. Die Verbraucher haben sich daran gewöhnt, Bio zu kaufen.“, sagte Rampold.

Der Markt für Biokartoffeln

Das zeige sich zum Beispiel beim Markt für Biokartoffeln, die inzwischen zu etwa 70 Prozent über den konventionellen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) verkauft werden. Trotz einer deutlichen Flächenausweitung im Jahr 2021 ist das Angebot derzeit aufgrund einer anhaltend hohen Nachfrage knapp. Auch wichtige Importländer wie Israel sind nur begrenzt lieferfähig. Deshalb rechnet Rampold damit, dass die Erzeugerpreise weiter steigen.

Reinhard Meyer vom Ökokontor, das auf die Vermarktung von Kartoffeln und Zwiebeln spezialisiert ist, bestätigte diese Entwicklung. Um den LEH über das ganze Jahr mit deutscher Bioware beliefern zu können, hat das Ökokontor in moderne Kühllager investiert, mit denen ganzjährig eine hohe Qualität sichergestellt werden kann.

In diesem Jahr habe man in den Lagern allerdings etwa 35 Prozent weniger Ware als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Deshalb werde zurzeit Importware gesucht, vor allem in den Niederlanden und Israel. Doch gerade in Israel hätten viele Erzeuger den Kartoffelanbau eingestellt. Grundsätzlich hat sich das Ökokontor das Ziel gesteckt, nur mit deutscher Ware zu arbeiten. Dieses Jahr ist für Meyer deshalb ein Rückschlag. Er plädierte trotz des knappen Angebots dafür, sich bei den Preisen für Bioware nicht zu stark vom konventionellen Angebot zu entfernen. „Sonst geht der Bioabsatz nach unten“, sagte Meyer.

Der Markt für Biozwiebeln

Auch die Entwicklungen am Biozwiebelmarkt sind laut Gabriele Held von der AMI sehr positiv für die Erzeuger. Held berichtete von einem Wachstum auf allen Linien. So stieg der Anbau 2020 auf eine Rekordfläche von über 1.100 Hektar. Auch im laufenden Jahr sei die Fläche weiter ausgedehnt worden. Entsprechend steige auch der Anteil der Inlandserzeugung, wodurch der Anteil von Importen zurückgehe, vor allem zu Lasten der niederländischen Erzeuger.

Zum wichtigsten Verkaufsweg für Biozwiebeln entwickelten sich Discounter, wo die Haushalte 2020 mehr als 45 Prozent der Biozwiebeln gekauft haben. Dabei sind die Erzeugerpreise ausgesprochen stabil. In den letzten drei Jahren gab es so gut wie keine Schwankungen. „Der Markt ist sehr diszipliniert. Für die Erzeuger heißt das: Man kann mit Biozwiebeln planen“, sagte Held.

Reinhard Meyer wies jedoch darauf hin, dass es nach drei sehr guten Jahren mit trockenen Sommern in diesem Jahr ein großes Qualitätsproblem gibt. Aufgrund der feuchten Witterung hätten viele Partien im Lager zu faulen begonnen, was die Vermarktung unmöglich mache. Deshalb sollten Einsteiger in den Zwiebelanbau bedenken, dass es trotz günstiger Marktvoraussetzungen immer wieder Jahre mit sehr großen Ausfällen geben kann.

Dennoch sieht auch er für deutsche Biozwiebeln grundsätzlich Potenzial. Dafür muss aber die Qualität stimmen. Neben dem Anbau-Know-how und günstigen Standortbedingungen seien dafür auch Investitionen in gute Technik und vor allem in Lager sinnvoll. Das erfordere allerdings einen größeren Kapitalbedarf. Den Mut für solche Investitionen würden vor allem niederländische Erzeuger mitbringen, die dadurch in der Lage seien, verlässlich Zwiebeln in guter Qualität zu liefern.

Der Markt für Biomöhren

Die Freilandflächen für Biogemüse wurden 2020 deutlich ausgedehnt im Vergleich zum Vorjahr und lagen bei 16.100 Hektar (+11 Prozent). Die mit Abstand wichtigste Kultur waren Möhren, gefolgt von Frischerbsen, Speisekürbis, Spargel und Zwiebeln. Parallel zur Erzeugung wuchs auch die Nachfrage nach Bioware. Gaben die Verbraucher 2019 noch 145 Millionen Euro für Bio-Frisch-Gemüse aus, lagen die Ausgaben in den ersten drei Quartalen im laufenden Jahr schon bei knapp 209 Millionen Euro.

Laut Gabriele Held wurden mehr als zwei Drittel der Ware über den klassischen LEH und die Discounter verkauft. Im laufenden Jahr waren bisher Kürbis, Eis- und Kopfsalat sowie Gurken in Bioqualität deutlich stärker nachgefragt als im gleichen Vorjahreszeitraum. Einen Rückgang von acht Prozent gab es dagegen bei Biomöhren.

Dennoch bleiben Möhren im Biosegment nach Tomaten das wichtigste Gemüse mit einem Anteil von 11 Prozent am Gesamtumsatz. Jede vierte gekaufte Möhre in Deutschland ist mittlerweile Bio. Als großen Vorteil für den Einkauf nannte Held die im Vergleich zu konventionellen Möhren kleineren Packungsgrößen.

Aufgrund der starken Flächenausdehnung und einer zufriedenstellenden Ernte sind in diesem Jahr bereits alle Lagerkapazitäten ausgeschöpft. Zum Teil werden Biomöhren auch noch ab Feld verkauft. Das große Angebot hat zu einem deutlichen Preisrückgang gegenüber den Vorjahren geführt. Zurzeit werden 100 Kilogramm Rohware in den Niederlanden für 15 Euro gehandelt. Im Vorjahr lag der Preis noch 7,5 Euro höher. Potenzial auf eine Preiserholung in näherer Zukunft sieht Held vorerst nicht.

Josef Deselaers von der Brocker GmbH, die Biomöhren anbaut und vermarktet, sieht nach guten Jahren aktuell eine schwierige Situation für Möhren. Bis zum Sommer 2021 sei der Markt noch perfekt gewesen. Bei guter Nachfrage und guten Preisen durch günstige Angebotsmengen aufgrund geringer Erträge waren Erzeuger und Handel sehr zufrieden.

„Doch in diesem Jahr gab es nach den trockenen Jahren wieder eine normale Ernte“, sagte Deselaer. Durch gebe es viel zu viele Biomöhren, nicht zuletzt wegen der Flächenausweitung. Alles, was sein Unternehmen im Lager habe, sei verkauft. Bei der Ware, die noch auf dem Feld ist, werde es für die Erzeuger aber schwierig, sie am Markt zu platzieren. „Die Situation ist sehr ernst“, betonte der Händler. Statt mehr Werbung zu betreiben, empfiehlt er, die Anbauflächen zukünftig besser mit den Abnehmern und Vermarktern abzustimmen.

Der Markt für Biokürbisse

Auch Kürbisse haben sich inzwischen zu einem wichtigen Segment im Ökolandbau entwickelt. 2020 wurde die Kultur auf fast 1.500 Hektar angebaut, 250 Hektar mehr als 2019. Damit ist der Anteil von Bioware in Deutschland auf 38 Prozent gestiegen. Die Gesamterntemengen haben sich allerdings kaum verändert.

Durch intensive Werbemaßnahmen im Handel ist es laut Held gelungen, den Kürbis wieder „salonfähig“ zu machen. So hat sich die nachgefragte Menge in Deutschland in den letzten vier Jahren fast verdoppelt. Auch die Preise sind in dieser Zeit stetig gestiegen und lagen Ende September 2021 im Schnitt bei 3,11 Euro pro Kilogramm im Handel. Auf Großhandelsebene liegen die Preise für Hokkaido-Kürbisse, der mit Abstand wichtigsten Sorte, allerdings noch leicht unter dem relativ hohen Vorjahresniveau.

Georg Thalmann, seit 30 Jahren Spezialist für Anbau und Vermarktung von Kürbissen, berichtete, dass der Hokkaido-Kürbis vor allem wegen seiner Farbe so erfolgreich ist. Vor etwa 15 Jahren kam der Handel auf ihn zu, sowohl Vollsortimenter und Discounter. Seitdem sei bei ihm „die Post abgegangen“, nicht zuletzt wegen zahlreicher Werbemaßnahmen des Handels. Den hohen Anteil von Bioware beim Kürbis erklärt er damit, dass der Hokkaido der einzige Gemüseartikel ist, bei dem der Handel konventionelle Ware komplett durch Bioware ersetzt hat, auch die Discounter.

Bei der Erzeugung von Kürbis sieht er allerdings einige Herausforderungen. Dazu gehören die hohe Anfälligkeit der Kultur für Krankheiten und das Problem des Stielbruchs bei Ernte und Sortierung. Diese Ware akzeptiere der Handel nicht. Hinzu komme, dass die Frucht nur sehr schlecht lagerfähig ist und deshalb scharf sortiert werden muss, um Reklamationen zu vermeiden.

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