Nachhaltigkeit ist ein betriebswirtschaftlicher Faktor!
Nachhaltiges Wirtschaften in der Landwirtschaft wird noch zu oft dem Wirkungsbereich des Ökologischen oder gar dem Ideellen zugeschrieben. Dabei ist eine nachhaltige Betriebsführung in erster Linie ein betriebswirtschaftlicher Faktor und zeigt erst durch seine positiven und negativen Effekte auf die Natur und Umwelt eine ökologische Wirkung.
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Landwirtschaftliche Betriebe, die nachhaltig wirtschaften, haben in der Regel höhere Aufwände und Kosten, weil sie Maßnahmen zum Schutz ihrer natürlichen Ressourcen ergreifen. Betriebe, die weniger Maßnahmen zur nachhaltigen Betriebsführung erbringen, haben geringere Kosten und produzieren günstiger. Das Problem daran: Nach dem Gebot der Effizienzwirtschaft wirtschaftet der Betrieb mit weniger Kosten erfolgreicher, weil scheinbar effizienter. In der Marktwirtschaft ist er dadurch im Vorteil.
Werden aber betriebliche Maßnahmen zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen abgebaut, entstehen betriebswirtschaftliche Ineffizienzen in Form von Risiken und Verlusten, die die Produktivität der Betriebe mittel- und langfristig beeinträchtigen. Da diese bisher in keiner betriebswirtschaftlichen Erfolgsrechnung auftauchen, können sie als versteckte Risiken bezeichnet werden und sollten eigentlich in der Bilanz eine Berücksichtigung finden. So viel zur Theorie.
Nachhaltig, aber teuer
Was bedeutet das nun für die Praxis? Die Fruchtbarkeit des Bodens ist ein Beispiel, an dem man den Zusammenhang gut aufzeigen kann. Unternimmt ein Betrieb zu wenig, um seine Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, und fördert das Pflanzenwachstum nur durch Zufuhr überwiegend synthetischer Stickstoffdünger, produziert er günstiger, scheinbar effizienter und betriebswirtschaftlich erfolgreicher. In Wirklichkeit baut er die selbstgeschaffene Produktivkraft seiner natürlichen Produktionsgrundlage „Bodenfruchtbarkeit“ schrittweise ab.
Ergreift der Betrieb jedoch geeignete Maßnahmen – zum Beispiel regelmäßigen Fruchtwechsel, Leguminosenanbau und Zufuhr von Kohlenstoff durch Kompost und Gründüngung – erhält oder steigert er den Humusgehalt, hat dadurch einen höheren Aufwand und Kosten und produziert teurer, erhält aber die langfristige Produktivität seines Betriebs.
Dieses Beispiel lässt sich auf viele Bereiche der landwirtschaftlichen Praxis übertragen.
Nachhaltigkeit gehört in die Betriebsbilanz
Der Ökologische Landbau hat diesen Mechanismus schon vor Jahrzehnten erkannt. Viele Biobetriebe versuchen, im Hinblick auf die ökologische Grundlage der Landwirtschaft, durch ihre Bewirtschaftungsmethode Risiken und Schäden an den ökologischen Betriebsvermögen zu vermeiden. Dieser größere Aufwand äußert sich in den höheren Preisen für die zertifizierten Produkte. Dass dieses Vorgehen Erfolg hat, ist den vielen Konsument:innen zu verdanken, die die höheren Produktpreise in Kauf nehmen, um die ökologische Produktion zu finanzieren.
Angesichts der immensen Schäden, die nicht-nachhaltiges Wirtschaften in der Landwirtschaft trotz vieler positiver Errungenschaften immer noch verursacht, muss aus meiner Sicht der Hebel grundsätzlicher angelegt werden. Nachhaltiges Wirtschaften muss integraler Bestandteil der betriebswirtschaftlichen Erfolgsrechnung werden. Leistungen und Risiken, die die langfristige Produktivität beeinflussen, müssen in der internen und externen Berichterstattung transparent für alle Anspruchsgruppen sein. Betriebe, die nachweislich nachhaltig wirtschaften, dürfen nicht als ineffizient gelten, sondern als vermögenserhaltend und dadurch zukunftsfähig für sich und für die Versorgung der Gesellschaft mit Lebensmitteln. Unterlassene Leistungen müssen sich als Risiken und Verluste in der betrieblichen Erfolgsrechnung zeigen.
Faktoren nachhaltigen Wirtschaftens in die betriebliche Erfolgsrechnung zu implementieren, ist Gegenstand der Arbeitsgruppe nachhaltige Betriebswirtschaft des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL). Hier stellt die Regionalwert Leistungen GmbH ihre Nachweismethode zu Leistungen nachhaltigen Wirtschaftens in der Landwirtschaft zur Diskussion.







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