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Umstellung von Milchvieh- auf Mutterkuhhaltung

Ganz auf Bio eingestellt

„Meine innere Einstellung ist Bio“, sagt Landwirt Anton Scheidel über sich selbst. Daher stellte er den elterlichen Betrieb mit Milchviehhaltung und Ackerbau bereits 1992 auf biologische Bewirtschaftung um. Doch das Betriebsmodell war nicht das passende.

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Anton Scheidel auf seinem Linsen-Feld. Im Hintergrund ist auf dem gegenüberliegenden Berghang
sein Hof zu sehen.
Anton Scheidel auf seinem Linsen-Feld. Im Hintergrund ist auf dem gegenüberliegenden Berghang sein Hof zu sehen.Anja Kohr
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Malerisch liegt der Hof von Familie Scheidel am Berghang oberhalb von Bad-Mergentheim-Wachbach im Nordosten Baden-Württembergs. Ringsum gibt es Wiesen, auf den angrenzenden Feldern wachsen unter anderem Dinkel, Einkorn, Emmer und Linsen. Im Tal ziehen auf großen Weiden die Mutterkühe des Hofes ihre Kälber groß. Lein zaubert mit seinen zarten Blüten ein wunderbares Blau, während Bienen im weiß blühenden Buchweizen-Feld summen.

Von konventionell zu Bio, von Milch zu Mast

„Meine innere Einstellung ist Bio“, sagt Landwirt Anton Scheidel über sich selbst. Daher stellte er den elterlichen Betrieb mit Milchviehhaltung und Ackerbau bereits 1992 auf biologische Bewirtschaftung um. Seine Kühe hielt er gemäß den Richtlinien in kombinierter Anbindehaltung mit Weidegang. Doch aller Anfang ist schwer: Für seine Biomilch fand er damals keinen Abnehmer. Er musste die Milch zu einem deutlich niedrigeren Preis an konventionelle Molkereien verkaufen. Zudem nahm das Melken zweimal täglich, sieben Tage die Woche, viel Zeit in Anspruch.

Daher entschieden sich Anton Scheidel und seine Frau Maria, neue Wege zu gehen. Im Jahr 2000 gaben sie den elterlichen Betrieb im Ortskern auf und bauten einen neuen Stall außerhalb des Ortes. 2003 folgte das Wohnhaus direkt am Stall – weitgehend in ökologischer Holzständerweise gebaut. Das damals noch limitierte  Milchkontingent, also die Menge an Milch, die ein landwirtschaftlicher Betrieb an eine Molkerei liefern durfte, wurde ausgeschrieben und an andere Landwirte vergeben. Ein großer Schritt für die bodenständige Familie. Doch  für Anton Scheidel stand fest: „Die Mutterkuh verwertet das vorhandene Grünland und passt besser in den natürlichen Kreislauf.“ Würde er seine Kühe melken, wäre die Wertschöpfung besser, der Arbeitsaufwand jedoch entsprechend hoch. Gleichzeitig wäre es sinnvoll, die Direktvermarktung auszubauen, um einen angemessenen Ertrag zu erzielen.

Maria und Anton Scheidel haben ihren Kindern die Begeisterung für biologische Landwirtschaft vererbt. Und so sind bereits zwei ihrer Söhne mit eingestiegen und helfen, den Hof weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu erhalten. Die Förderung von Biobetrieben macht das auch Familie Scheidel leichter. „Bio wird gefördert, damit es sich auch der kleine Mann leisten kann“, sagt Vater Anton. Trotzdem wäre es ihm lieber, aufwandsgerecht für seine landwirtschaftlichen Produkte entlohnt zu werden, als Geld vom Staat zu erhalten.

Bioenergie aus der eigenen Biogasanlage

Auf dem Weg zur idealen Kreislaufwirtschaft kam 2016 das Thema Energie auf die Agenda: „Ein Biobetrieb braucht eine Biogasanlage“, befand Anton Scheidel. „Ich tue mich hart, Silage in die Biogasanlage zu stecken“, erklärt der Landwirt. Seine 30KW-Anlage wird daher rein mit dem Mist seiner Rinder betrieben. Gleichzeitig macht die Biogasanlage den Dung seiner Tiere besser pflanzenverfügbar, was seinen Ertrag auf den Feldern um rund ein Drittel erhöht hat, erklärt Scheidel.

Corona brachte einen neuen Betriebszweig

Während des ersten Corona-Lockdowns nahm das Ehepaar Scheidel gemeinsam mit seinen fünf  Kindern ein weiteres Projekt in Angriff, um alle Produkte ihres Hofes besser vermarkten zu können: Die Bullenkälber, die bislang nach dem Absetzen von der Mutterkuh verkauft wurden, werden nun im neu gebauten Offenstall selbst gemästet. Ebenfalls nach biologischen Richtlinien, versteht sich. Zusätzlich zur eigenen Nachzucht werden auch  Tiere von anderen Biobetrieben aus der Region übernommen, sodass rund 100 Mastrinder auf dem Hof der Scheidels täglich versorgt werden müssen. Die Vermarktung erfolgt über die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft  Schwäbisch-Hall.

Neben den imposanten Tieren stehen rund 100 Hektar Ackerfläche im Mittelpunkt der Arbeit. Auch in diesem Bereich ist Anton Scheidel offen dafür, Neues auszuprobieren. Und so baut er neben Nacktgerste, Nackthafer und Leinsamen bereits seit 2013 auch Linsen an. Die zarten Linsenpflanzen werden gemeinsam mit Leindotter  ausgesät. Er dient als Stützfrucht, gibt den Linsen Schutz und erleichtert die Ernte, da die Linsen sonst sehr dicht  am Boden wachsen würden. Deutsche Linsen in Bioqualität – der Erfolg gibt Anton Scheidel Recht: Die  kleinen, dunkelgrünen Eiweißlieferanten wurden bereits mit dem „Hohenloher Bio-Stern“ der Bio-Musterregion  Hohenlohe ausgezeichnet.

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