Ukraine drischt Rekorderträge
Die Ernteerträge sind in der Ukraine deutlich höher ausgefallen als erwartet. Die Schätzungen wurden auf 76,7 Millionen Tonnen angehoben. Besonders der Getreideertrag ist – trotz gesunkener Anbaufläche – nahezu rekordverdächtig. Jedoch wird ein geringerer Anteil des Weizens für die Vermahlung geeignet sein, da zu wenig Protein im Weizen ist.
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Nach Angabe des ukrainischen Agrarministeriums waren bis zum 10. August 2023 rund 40 Prozent der Ernte an Getreide, Ölsaaten und Leguminosen beendet. Am weitesten waren die Erbsen mit 98 Prozent vorangeschritten, danach folgte Gerste mit 85 Prozent und einer bisherigen Ernte von 4,9 Millionen Tonnen. Weizen war zu 82 Prozent geräumt und brachte bislang 17,7 Millionen Tonnen. Die Erträge waren deutlich höher ausgefallen als anfänglich erwartet, sodass das Ministerium seine Schätzungen gegenüber Juni, also zu Beginn der Ernten, um 8,7 auf 76,7 Millionen Tonnen angehoben hat. Davon sind 56,4 Millionen Tonnen Getreide und 20,3 Millionen Tonnen Ölsaaten.
Obwohl die Gesamtanbaufläche für Sommer- und Wintergetreide in diesem Jahr um 980.000 Hektar kleiner ausfällt als die 10,895 Millionen Hektar des Vorjahres, trugen die Witterungsbedingungen zu einem nahezu rekordverdächtigen Getreideertrag von schätzungsweise 51,8 Dezitonnen je Hektar bei. Dadurch wird eine erhebliche Steigerung des Produktionsvolumens ermöglicht. Nach vorläufigen Schätzungen des Ministeriums dürften die ukrainischen Landwirte 2023 rund 20,9 Millionen Tonnen Weizen (Vorjahr: 21,5 Millionen Tonnen), 5,8 Millionen Tonnen Gerste (Vorjahr: 6,1 Millionen Tonnen) und 28,1 Millionen Tonnen Mais (Vorjahr: 27 Millionen Tonnen) ernten können.
Zu wenig Protein im Weizen
Das nationale Analysen- und Beratungsunternehmen UkrAgroConsult schließt sich den bisher guten Ernteergebnissen in der Ukraine an und hat seine Ernteschätzungen ebenfalls angehoben, wenn auch nicht so hoch wie die Ukrainian Grain Association (UGA). Die Analysten geben zu bedenken, dass in diesem Jahr ein geringerer Anteil des Weizens für die Vermahlung geeignet sein wird, da die hohen Erträge den Proteingehalt verwässern und der Regen die später geernteten Pflanzen beeinträchtigt.
Die Weizenernte in der Ukraine dürfte 2023 zum größten Teil aus Futtergetreide bestehen. Aufgrund der Vegetationsbedingungen werden wohl 60 Prozent nur als Futtermittel Verwendung finden, so der ukrainische Agri-Rate UAC laut Medien. Eiweißreicher Weizen wird in der neuen Saison knapp und damit auch teuer sein, denn das Hauptproblem sind unterdurchschnittliche Eiweißgehalte. Das ist bei hohen Hektolitergewichten typisch, aber mit der Hitze im Juli wohl noch verstärkt worden. In diesem Jahr wird die Ukraine nicht mehr als 40 Prozent Weizen mit hohem Proteingehalt erhalten, was sich bereits jetzt in den Preisen widerspiegelt. Aktuell liegt die Spanne zwischen Futterweizen und Weizen mit hohem Proteingehalt bereits bei 16,50 bis 20 Euro je Tonne und es wird erwartet, dass sich diese bis zum Ende der Ernte noch über 22 Euro je Tonne ausweiten wird.
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