Stippvisite in prächtigen Gärten
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Schon die Anfahrt nach Herdwangen-Oberndorf weckte die Neugierde auf die Gärten und ihre Besitzer, berichtete Reiseleiterin Rita Goller doch von so mancher Anekdote mit den Beteiligten bei der Festlegung der diesjährigen Tour, an der an vier Tagen insgesamt 150 Besucherinnen teilnahmen. Auf dem Bioland-Betrieb der Familien Wanke und Kelly angekommen, wartete ein zweites Frühstück auf die Besucherinnen. Das Besondere: Nicht Bohnenkaffee, sondern ein Röstkaffee aus Lupinen und damit aus einer auf dem Betrieb angebauten Fruchtart konnte verkostet werden. Dazu hatte Johanna Warnke ein Zopfbrot gebacken, für das sie viel Lob einheimsen durfte. Auch die verschiedensten Fruchtaufstriche aus Wildfrüchten mundeten den Besucherinnen.
Kaffee aus Lupinenbohnen
Seit zwei Jahren baut Tochter Linda Kelly die Blaue Süßlupine an. Der Name ist trügerisch, erstrahlt ihre Blüte doch in reinstem Weiß. Eingestiegen ist sie in den Anbau vor zwei Jahren, mittlerweile stehen die Lupinen auf 2,8 Hektar. „Es ist ein Produkt, das wirklich Spaß macht“, berichtet sie über Anbau und die Vermarktung unter der Dachmarke Lupinello. Der daraus in handwerklicher Arbeit hergestellte und geröstete Kaffee ist koffein- und glutenfrei und damit bekömmlicher. Ende August/Anfang September steht die Ernte der im April gesäten Lupinen an, wenn‘s gut läuft mit einem Ertrag von 20 dt/ha. Auf dem Weg zum Röstkaffee werden die Lupinen maschinell vorgereinigt, handverlesen, schonend geröstet und dann gemahlen. Doch Achtung: Wer glaubt, das auch mit seinen Gartenlupinen testen zu können, den warnt Linda Kelly schon mal vorsorglich. Während der Ackerkultur nämlich der Bitterstoff herausgezüchtet wurde, besitzen diese die Gartenlupinen noch, was sie nicht nur unbekömmlich, sondern auch giftig macht.
Ein Hauch Asien
In eine andere Welt versetzt sahen sich die Gartenfreunde bei der zweiten Station: der Hofstätter Mühle in Heiligenberg. In der dortigen Gärtnerei hat sich Familie Egenolf mit ihrem Team neben der Pflanzenanzucht für Dachbegrünungen auf die Produktion von Bambuspflanzen spezialisiert. Den mit zu den am schnellsten wachsenden Pflanzen der Erde zählende Bambus gibt es in den unterschiedlichsten Sorten und Varietäten mit Wuchshöhen von 30 Zentimeter bis über 30 Meter. Nicht ganz so hoch wird er unter den Klimabedingungen in Mitteleuropa. Was den besonderen Reiz der zu den Süßgräsern zählenden Art ausmacht: Er ist ganzjährig grün und lässt sich mit Ahorn oder Buchs zu reizvollen Pflanzarrangements im Garten verbinden. Wer den Bambus wegen seiner Ausläufer fürchtet, kann die Pflanze durch entsprechende Pflanzringe im Zaum halten oder auf ausläuferfreie Sorten ausweichen, die allerdings nicht ganz so hoch werden.
Zu einer Oase der Ruhe wird die Hofstätter Mühle durch die Kombination mit den unterschiedlichsten Kunstobjekten. Passend zum Bambus sind dies in der Mehrzahl asiatische Steinfiguren, doch auch manch witzige Nachbildung heimischer Tiere findet sich darunter. Im japanischen Gartenteil, dessen monotones Grün vorwiegend durch farbige Gräser oder Sträucher unterbrochen wird, laden Sitzecken zum Verweilen ein. Ein besonderer Lichteinfall in verwunschene Ecken sorgt dafür, dass man sich hin und wieder in eine andere Welt versetzt fühlt.
Fuchsien – am liebsten als Stämmchen
Ein Kontrastangebot dazu hielt Ernst Kessler in Weingarten parat. In seinem Garten hegt und pflegt der rüstige Rentner 380 verschiedene Fuchsienarten. Die unterschiedlichsten Farb- und Formstellungen sind dort zu finden, meist als Stämmchen erzogen. Die älteste Pflanze hat 27 Jahr auf dem Buckel. Sie alle werden nach der Überwinterung Anfang Mai im Topf in der Gartenerde eingegraben. Im Oktober wandern sie dann wieder ins Winterquartier in den Wintergarten. Kaum ein Plätzchen ist dann mehr frei und gießen nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Jahr für Jahr topft er seine 380 Sorten um und verwendet dazu halb Kompost, halb Torf. Seine weitere Leidenschaft gehört Schönmalven, Eigen und dem Buchs, den er mit dem richtigen Schnitt in die unterschiedlichsten Formen bringt.
Historische Rosen als Leidenschaft
In ganz unterschiedliche Gartenecken konnten die Besucher im weitläufigen Areal bei Familie Jauch in Blönried eintauchen. Hochstammbäume wechselten mit Staudenbeeten und als besonderes Highlight eröffnete sich im hinteren Gartenteil plötzlich der Blick auf einen bis zu vier Meter tiefen Schwimmteich, in dem Frösche aus Herzenslust quakten. Vor 33 Jahren hat Ulrike Jauch mit der Anlage begonnen. Heute umfasst der Garten 3000 Quadratmeter und wird durch weitere 2000 Quadratmeter Gemüsegarten auf der anderen Straßenseite ergänzt. "Sträucher habe ich kaum, ich liebe den freien Blick auf meine Pflanzen", begründet die leidenschaftliche Gärtnerin, deren besondere Liebe historischen Rosen gehört. Im ganzen Garten finden sich Hingucker, die teils zum Schmunzeln einladen, teils auch hintersinnige Gedanken aufkommen lassen. Hand angelegt hat Ulrike Jauch dabei selbst, meist aus Materialien, die nicht mehr anders zu gebrauchen waren. Ferner hat sich die Künstlerin mit Filzprodukten einen Namen gemacht.
Und noch etwas Besonderes findet sich in Jauchs Garten: Auf fast 200 Meter Länge schlängelt sich eine Modelleisenbahn entlang der Wege, quert Gartenbeete oder durchkreuzt manch Naturidyll. "Mein Garten muss nicht tipptop sauber sein, es darf ruhig mal auch ein Unkraut dazwischen stehen, so wie die Natur eben wächst", gibt die passionierte Gärtnerin ihre Philosophie preis. So richtig zum Wohlfühlgarten aber wird die Anlage durch eine ganze Reihe von Sitzgelegenheiten, ob nun der Strandkorb am Schwimmteich, eine Gartenliege oder einfach ein Tischchen mit ein paar Stühlen. Nur die derzeitige Schnakenplage stört beim ausgiebigen Ruhepäuschen.
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