So macht der Sprössling die Konkurrenz platt
- Veröffentlicht am

Natürlich gelingt Mais auch im Ökolandbau“, sagt Dr. Thorsten Haase vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, „aber nur, wenn der Landwirt voll bei der Sache ist.“ Vor Mais gehört Stickstoff in den Boden. Diese Aufgabe übernehmen Leguminosen als Vorfrucht, die Luftstickstoff in die Erde bringen. Mais greife auf dieses Stickstoff-Reservoir im Boden und aus Ernte- und Wurzelrückständen der Vorfrucht zurück. Klee- oder Luzernegras ist anderen stickstoffbindenden Vorfrüchten laut Haase überlegen, wenn es um die Folgekultur Mais geht.
Stickstoffbindung der Vorfrucht anregen
Ein zweijähriger oder mindestens überjähriger legumer Feldfutterbau binde aber nur dann große Mengen Stickstoff aus der Luft, wenn die Leguminose stark um den verfügbaren Bodenstickstoff mit dem Gemengepartner Gras (oft Weidelgras) konkurrieren muss. Ein Anteil von 40 bis 60 Prozent Gras in der Narbe gilt nach Aussage des Anbauexperten als ideal: Dann ist sowohl der Anteil des durch Leguminosen aus der Luft aufgenommenen Stickstoffs, als auch der insgesamt in Wurzelbiomasse und oberirdischer Biomasse gebundene Stickstoff am höchsten. „Gemenge sind hier also in jeder Hinsicht einer Reinsaat überlegen“, sagt Haase zusammenfassend.
Regelmäßige Futterschnitte – und damit die Abfuhr von Stickstoff mit der Biomasse des Aufwuchses – bewirken, dass die Konkurrenzkraft der Leguminose gegenüber dem Gemengepartner Gras gestärkt ist. Drei bis fünf Schnitte genügen nach Ansicht von Haase, um die Konkurrenzkraft der Leguminose anzuregen.
Leguminosen halten Unkraut auf Trab
Der legume Feldfutterbau hinterlasse somit zusätzlich ein weitgehend unkrautfreies Feld. Auch Disteln würden durch eine Dichte Kleegrasnarbe stark unterdrückt. „Im ersten Nachfruchtjahr stellen sie meist keine Konkurrenz für den Mais dar“, erklärt der Experte. Das Resultat: Ein sauberer und stickstoffreicher Boden.
Körnerleguminosen hinterlassen ebenfalls einen feinkrümeligen und nährstoffreichen Boden. In diesem Fall überbrückt eine Zwischenfrucht die Zeit zwischen Drusch und der Maissaat im Frühjahr. Vorsicht sei beim Umbruch geboten: „Auf mittleren bis schweren Böden ist die Pflugfurche im Frühling schwierig“, sagt Haase. Tragfähiger, doch schwer zu finden, sei oberflächlich gefrorener Boden im Januar und Februar.
Eine weitere Möglichkeit, um Stickstoff in den Boden zu bringen, ist der Anbau von winterharten Zwischenfrüchten wie Wintererbsen. Sie hinterlassen laut Haase einen nahezu unkrautfreien Acker und erhebliche Stickstoffmengen. Nach der Ernte als Ganzpflanzensilage oder dem Mulchen und Einarbeiten, erfolge die Maissaat etwa vier Wochen nach der üblichen Saat Ende April. Ein guter Maisbestand könne auch nach Getreide oder Hackfrüchten wachsen, sofern organische Dünger wie Gülle, Mist oder Gärsubstrat den Boden mit Nährstoffen anreichern.
Erst breit, dann hoch wachsen
Sorten mit rascher Jugendentwicklung sind nach Aussage von Thorsten Haase im Ökolandbau von Vorteil: Der ideale Sprössling bedecke schon bald mit den Blättern nach allen Seiten den Boden und stelle das Unkraut so im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten (planophile Blattstellung). Wird der Mais größer und entwächst dem Unkraut, zeigen die Blätter eher himmelwärts – so beschatten die emporschießenden Pflanzen sich nicht gegenseitig (erektophile Blattstellung). Die unkrautunterdrückende Wirkung von Sorten, die erst planophile und später erektophile Blätter haben, sei bei Getreiden bislang besser untersucht.
Angepasste Sorten helfen Ökobauern
Wichtig beim Vergleich des eigenen Bestandes mit anderen Sorten: Äußerlich ähnliche Sorten reagieren auf den gleichen Unkrautbedeckungsgrad mit Ertragsverlusten in unterschiedlicher Höhe (Unkrauttoleranz). Es sei daher schwierig, von der Unkrauttoleranz einer Sorte auf die einer dem Aussehen nach ähnlichen Sorte zu schließen. „Ergebnisse von Anbauversuchen sind daher bedeutender als der Blick aufs Nachbarfeld“, gibt Haase zu Bedenken. Da der Stickstoffeintrag im Ökolandbau durch Vorfrüchte und organische Dünger langfristig geschehe, könne eine Stickstoff-effiziente Sorte den stets limitierenden Stickstoff besser aufnehmen und in Ertrag umsetzen, während anderen Sorten womöglich früher die Nahrung ausgeht.
Aufgepasst bei der Sortenwahl: „Die Jugendentwicklung, Unkrauttoleranz und Stickstoffeffizienz werden bislang in der Wertprüfung und damit in der beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes nicht berücksichtigt“, sagt Anbauexperte Haase. Speziell für den Ökolandbau selektieren einige Züchtungsunternehmen Maispflanzen danach, dass wenige Betriebsmittel für ein optimales Wachstum nötig sind. Auch eine nachbaufähige Grün- und Silomais-Population, OPM 12, stehe bereits im Landessortenversuch Frankenhausen 2017.
Gleichmäßiger Aufgang für einen optimalen Start
Öko-konforme Beizmittel gebe es nicht, Haarmehlpellets als Unterfußdünger rentieren sich nach Ansicht des Fachmanns in der Regel nicht. Wie also können Landwirte dem Mais zu einem optimalen Start verhelfen? „Grundvoraussetzung für einen gleichmäßigen Aufgang ist eine Einzelkornsaat mit präziser Ablage in sechs bis acht Zentimeter Tiefe“, erklärt Haase.
Nur wenn die Pflanzen gleichmäßig tief liegen, durchbrechen die Keimlinge zur gleichen Zeit die Erde und ermöglichen früh eine mechanische Unkrautbekämpfung. Geht der Bestand an einigen Stellen zu früh auf, sei Blind-striegeln nicht mehr ohne Schaden an den Maispflanzen möglich. Komme ein großer Teil der Pflanzen zu spät aus der Erde, erkennen Landwirte lange Zeit die Reihen nicht deutlich und könnten zu spät mit der Hacke aufs Feld.
Das könne fatale Folgen für den Bestand haben, da laut Dr. Haase die mechanische Unkrautbekämpfung etwa zwei Drittel der Unkrautunterdrückung im Mais ausmacht, der Rest komme über eine geeignete Vorfrucht und die Wahl einer konkurrenzstarken Sorte zustande. Nach dem Blindstriegeln sei die Hacke das wichtigste Werkzeug des Landwirts im Kampf gegen Unkräuter im Maisbestand.
Den Mais regelmäßig hacken, um die Reihen sauber zu halten. Mit einer GPS-gesteuerten Hacke steige die Präzision deutlich. Häufeln könne helfen, wenn der Mais zu groß für Überfahrten mit der Hacke wird. Häufeln soll Unkräuter zwischen den Pflanzen in der Reihe begraben, wenn der Mais etwa 40 Zentimeter hoch ist. Wichtig: Die assimilierenden Blätter in Höhe von rund zehn Zentimetern nicht begraben. Zum Häufeln eignen sich meist Geräte aus dem Kartoffelanbau oder Hackgeräte, an denen Leitbleche angebracht wurden.
Unkraut notfalls mit falschem Saatbett austricksen
Ein Trick von Haase für einen sauberen Start, falls viel Unkraut auf einem Schlag befürchtet wird: Zehn bis 14 Tage später als die konventionellen Kollegen mit der Sämaschine aufs Feld fahren und die Zeit bis dahin für ein falsches Saatbett nutzen. So gehen viele Unkrautsamen auf, um gleich vom Striegel dahingerafft zu werden, bevor der Mais in den Boden kommt.
Die Anbautipps von Dr. Haase beruhen vorwiegend auf Beobachtungen aus dem dreijährigen Anbauversuch des Landwirtschaftlichen Landesbetriebs Hessen. Mit steigender Zahl der Versuchsdurchgänge erwartet der Anbauexperte bald weitere Erkenntnisse über Ökomais.







Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.