Dem Stickstoffdünger die Effizienzreserven entlocken
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Fazit
- Die Stickstoffdüngung muss effizienter werden, um negative Umwelteffekte vorzubeugen.
- Über neue Düngestrategien können Nitrat und Lachgasverluste um 40 bis 75 Prozent verringert werden.
- Beratung wird in Zukunft noch wichtiger.
- Die SKW Piesteritz setzt auf einen „Baukasten“ aus Produkten, standort- und situationsgerechter Anwendungsempfehlung und einer individuellen Beratung.
Passgenau für jeden Standort
Wissenschaftlich fundierte und regional angepasste Düngung soll in Zukunft Stickstoffdünger einsparen und N-Verluste minimieren. Dazu werden laut Dr. Thomas Kreuter von SKW Piesteritz folgende Faktoren miteinander verrechnet, um daraus eine effiziente Düngestrategie abzuleiten:
- Boden: Besonders relevant, da im Erdreich der Dünger zu einem Pflanzenbaustein verarbeitet wird. Hier zählen Faktoren wie der N-Umsatz, das Verlustpotenzial, Speichervermögen oder die biologische Aktivität. Auf die Umsetzungsvorgänge im Boden komme es besonders an, wenn der Zeitpunkt des Düngens und der Bedarf der Pflanze weiter auseinander liegen.
- Meteorologie: „Es wird immer schwieriger, der Pflanze in den Mund zu düngen“, gab Kreuter zu bedenken, da beispielsweise zur Zeit des Nährstoffbedarfs der Kultur eine Trockenheit einsetzt. Die Vorhersage des Wetters werde zunehmend präziser, Analysen und Prognosemodelle helfen Erzeugerinnen und Erzeugern bei der Düngeplanung.
- Anwendungsspefizik, also betriebliche Faktoren: In diese Kategorie fallen beispielsweise das Anwenderwissen, die Düngerwahl, das Management der Flächen oder die Betriebsstruktur.
In Forschungsprojekten mit Partnern wie dem Deutschen Wetterdienst, Hochschulen und Universitäten sowie Instituten werden diese Faktoren nach Kreuters Aussage miteinander verrechnet, um daraus eine regional angepasste Düngestrategie abzuleiten. Das Baukastensystem sei beispielsweise im Rahmen des StaPlaRes-Projekts vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags gefördert worden.
Mit dem Baukasten zur individuellen Strategie
Wie sehen die Baukastensysteme aus? Dafür gab Florian Eißner aus der Forschungsabteilung zwei Beispiele:
- Baukastensystem „feuchter Standort“, beispielhaft für den Süden Baden-Württembergs. Zuerst zu Beginn des Düngejahres Bodenproben ziehen und den Nmin bestimmen, um den Standort einschätzen zu können. „Das halte ich für sehr wichtig“, erklärte Eißner. Nach dem Winter findet der Landwirt meist wassergesättigte Böden vor. Mit dem Austreiben der Stachelbeere findet Anfang März die Vegetationsperiode ihren Anfang. Zum Beginn der Vegetation können laut Eißner 60 bis 70 Prozent des Stickstoffbedarfs mit einem nitrifikationsgehemmten und ureaseinhibierten NDünger gedeckt werden. Zum Ende des Schossens in BBCH 37 bis 39 lasse sich eine zweite Gabe mit 30 bis 40 Prozent des Gesamtbedarfs platzieren. Hier könne entweder nitrifikationsgehemmtes und ureaseinhibiertes N, konventionelles N ohne Inhibition oder ureaseinhibiertes N zum Einsatz kommen. „Das ist letztlich der einfachste Fall der Düngung bei guter Wasserversorgung“, sagte Eißner.
- Baukastensystem „trockener Standort“, beispielsweise im Nordwesten Baden-Württembergs vorzufinden. Im Januar sollten Praktikerinnen und Praktiker den Nmin-Gehalt bestimmen und den Vegetationsbeginn exakt im Blick behalten. „Diesen Termin zu verschlafen, verzeiht einem die Pflanze nicht mehr“, erklärte Eißner. Der große Unterschied zum feuchten System: Im trockenen System werde 70 bis 80 Prozent inhibiertes N vor Vegetationsbeginn in den noch feuchten Boden gegeben. Dann folgt auf diesen Standorten meist eine Frühjahrstrockenheit bis Anfang Juni. Dann folgt nach Eißners Aussage der zweite Teil dieses Baukastensystems, bei dem zu BBCH 32 bis 37 rund 0 bis 30 Prozent des Stickstoffbedarfs gedeckt werden mit uninhibiertem oder nur ureaseinhibiertem N oder mit nitrifikationsgehemmtem und ureaseinhibiertem N.
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