Den Boden nicht aus dem Blick verlieren
Gesunde Böden sind entscheidend für gute Ernteerträge. Der Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln kann durch eine hohe Bodengesundheit reduziert werden. Auch die Nutztiere profitieren.
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Beim DLG Online-Forum 2021 erzählten zwei Praktiker von ihren Erfahrungen mit dem Boden. Sie gaben Tipps zur Bodenbearbeitung, Saatmischungen und dem Einsatz von Mykorrhiza. Christian Nettelnstroth, staatlich geprüfter Landwirt und Leiter eines konventionellen Hofes in Füchtorf, Nordrhein-Westfalen, und Hans Schiefereder, Bioland-Ackerbauberater und Bodenexperte vom Bioland Erzeugerring Bayern referierten darüber, wie man die Bodengesundheit im Feld verbessern kann.
Den Boden kennen
Im Ackerbau sollte eine optimale Bodenfruchtbarkeit angestrebt werden, ist Schiefereder überzeugt. Bodenchemie, Bodenphysik und Bodenleben müssen hierbei zusammenspielen. Die Mikroorganismen im Boden teilen sichin 10 % regenerative, 10 % degenerative und 80 % neutrale opportunistische Mikroorganismen auf, erklärte Schiefereder. Als Landwirt sollte man bei seiner Bodenbearbeitung die zehn Prozent regenerativen Mikroorganismen fördern, die zu einer Rotte und zu einem Humusaufbau im Boden führen. Auch die neutralen opportunistischen Mikroorganismen nehmen unter optimalen Bedingungen an einer Rotte teil. Hierbei sind Huminstoffe die Voraussetzung für den Humusaufbau.
Zwischenfrüchte und Untersaat
Die Praktiker empfehlen, zwischen der Hauptfrucht Zwischenfruchtmischungen auszubringen und diese mit einer Untersaat zu kombinieren. Als Untersaat empfehlen sie ein Landsberger Gemenge. Diese Mischung dient der Stickstofffixierung und Unterstützung der Mikroorganismen. Eine Untersaat hat so auch Einfluss auf die Klimabilanz. In einem Acker, der lange brach liegt, beginnen die Mikroorganismen sich zurückzuziehen. Wenn der Boden wieder bearbeitet wird, dauert es, bis die Mikroorganismen wieder aktiv werden. Den Boden so lange und so oft wie möglich zu bedecken ist folglich entscheidend für eine optimale Bodengesundheit.
Mykorrhiza fördern
Seit 2017 setzt Nettelnstroth auf seinem Betrieb auf gezielte Mykorrhizierung um die Mykorrhiza in seinen Böden zu unterstützen. Auch Schiefereder stellte in einem Vortrag heraus, wie wichtig Mykorrhiza für ein gesundes Bodenleben sind. Unter optimalen Bodenbedingungen findet eine Symbiose zwischen Pflanzenwurzeln und Mykorrhiza statt. Mykorrhiza ernähren sich von den Wurzelexsudaten der Pflanze und versorgen sie um Gegenzug mit Nährstoffen. Da die Mykorrhiza 100-mal feiner sind als eine Haarwurzel, gelangen sie an Nährstoffe, die für die Pflanze nicht erreichbar sind. Zusätzlich können Mykorrhiza innerhalb von wenigen Sekunden Nitrat aufnehmen und es in 30 Sekunden in Ammonium umwandeln. So wird die Nitratauswaschung aus dem Feld erheblich gesenkt. Es empfiehlt sich also, sein Saatgut mit Mykorrhiza zu beizen. Da Mykorrhiza auch Phosphat binden, kann eine Beizung zum Beispiel im Mais die Phosphordüngung senken und gleichzeitig die Erträge verbessern. Die Pflanze allein kann nur 20 % des Bodenpotenzials nutzen, zusammen mit Bakterien und Pilzen sind es 80 %.
Eine optimale Bodenbearbeitung
Bei der Bodenbearbeitung hat Nettelnstroth von einem Pflug auf eine Minimalbodenbearbeitung mit einem Geohobel umgestellt, mit maximal sechs Zentimeter Arbeitstiefe. Die Bodenbearbeitung teilt sich in zwei Schritte: Im ersten Arbeitsschritt arbeitet der Geohobel bis auf zwei Zentimeter Tiefe und arbeitet das organische Material unter. Eine nachfolgende Glattwalze streicht den Boden glatt. Die Luft wird abgeschlossen und eine Rotte setzt ein. Im zweiten Bearbeitungsschritt kommt der Geohobel erneut zum Einsatz, diesmal mit sechs Zentimeter Arbeitstiefe. Nettelnstroth erklärt sein Verfahren an einem Praxisbeispiel. Im ersten Durchgang benutzt er den Geohobel, um das als Untersaat verwendete Kleegrass unterzuarbeiten und so mechanisch zu töten. Im zweiten Arbeitsschritt sät er Mais, ebenfalls mit dem Geohobel um sicherzustellen, dass das Gras tot ist. Von Strip Drill raten die Praktiker hingegen ab. Im Gegensatz zum Geohobel wird mit diesem Verfahren der Bodenhorizont nicht vollständig erschlossen. Vor allem auf sehr trockenen Böden raten sie von Strip Drill ab. Besser geeignet ist Strip Drill hingegen auf feuchteren Flächen. Schiefereder weist darauf hin, dass man bei einer gruberlosen Bodenbearbeitung darauf achten muss, dass der Unterboden nicht verdichtet. In der Praxis kann es vorkommen, dass die ersten fünf Zentimeter des Bodens aus lockerem organischem Material bestehen, während der Rest des Bodens verdichtet ist. Das heißt, eine Vorbereitung des Bodens muss erfolgen.
Die Betriebskosten senken
Eine verbessere Bodengesundheit hat gesamtbetriebliche Auswirkungen und kann auch die allgemeinen Betriebskosten senken. Nettelnstroh rechnete vor, dass er früher circa 750 Euro je Hektar für Tierarztkosten bezahlt hat, für Pflanzenschutzmittel waren es circa 163 Euro je Hektar. Durch eine verbesserte Bodengesundheit sind seine Tierarztkosten auf 200 Euro je Hektar gesunken, und die Kosten für Pflanzenschutzmittel auf circa 75 Euro je Hektar. Ein gesunder Boden führt zu gesünderer Ernte, was wiederum gesündere Tiere nach sich zieht, erklärte Nettelnstroh. Somit muss er inzwischen weniger Antibiotika verabreichen. Da von den eingesetzten Mitteln nur 20 Prozent von den Tieren aufgenommen würden, 80 Prozent hingegen in der Gülle landeten, würde ein höherer Antibiotikaeinsatz das Bodenleben im Feld hemmen.
Insgesamt sind Nettelnstrohs ursprünglichen Kosten (zuzüglich weiterer betrieblicher Kosten) von circa 1000 Euro auf circa 600 Euro je Hektar gesunken. Aufgrund seiner verbesserten Bodengesundheit hat Nettelnstroth in den letzten Jahren keine Fungizide mehr benötigt und seit sechs Jahren keine Wachstumsregulierer und Insektizide benutzt.







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