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Agri-Photovoltaik

Tauglich in der Praxis?

Strom und gleichzeitig Lebensmittel erzeugen? Agri-Photovoltaik (APV) macht das möglich. Aber wie wirken sich die Module auf die angebauten Kulturen aus? Auf einer Fläche der ökologisch wirtschaftenden Hofgemeinschaft Heggelbach wurde eine Anlage in der Praxis getestet. Die Universität Hohenheim wertete die landwirtschaftlichen Versuchsergebnisse aus.

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Hofgut Heggelbach
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Dabei wurde 2017, 2018 und 2019 die Erträge unter dem überbauten Flächenabschnitt mit denen unter dem nicht-überbauten Flächenabschnitt verglichen. Dr. Sabine Zikeli vom Zentrum Ökologischer Landbau erklärt zusammenfassend, dass die APV den Ertrag der Kulturen in sehr heißen und trockenen Jahren nur geringfügig beeinträchtigt oder sogar leicht positiv beeinflusst hat. In kühleren Jahren mit höherer Niederschlagsmenge seien dagegen Ertragsrückgänge durch die Beschattung beobachtet worden.

Einige Pflanzen reagieren aber mit Anpassungen auf die Beschattung. Weizen hatte zum Beispiel in einem Anbaujahr zwar einen geringeren Ertrag, aber einen höheren Proteingehalt unter der APV-Anlage. „Kleegrasmischungen können ihren Wuchs besser an die Strahlung anpassen und kommen mit der Beschattung besser zurecht“, erklärt ihre Kollegin M. Sc. Lisa Pataczek. Kulturen wie Kleegras oder Salat, die beispielsweise über die Blattstellung den Schattenwurf kompensieren können, haben weniger Probleme. Das könnte aber eine Beeinflussung der Produktqualität durch den Schatten der Module bedeuten. Vor allem zur Marktfähigkeit von Produkten wie Salat unter APV sei die Datenlage aber noch dünn. Wie locker oder haltbar ein Salatkopf aus dem dualen Anbausystem ist, ist noch offen. „Vor allem bei der Produktqualität besteht noch Forschungsbedarf“, sagt Pataczek.

Zudem bewirtschaftet die Hofgemeinschaft Heggelbach die APV-Fläche ökologisch. Zikeli gab zu bedenken, dass Substanzen wie Pflanzenschutzmittel auf Haftung  optimiert sind und im ungünstigsten Fall auch auf den Solarpanelen kleben bleiben könnten. Auch die korrosive Wirkung von schwefelhaltigen Pflanzenschutzmitteln aus dem ökologischen Anbau von Sonderkulturen auf die Sonnenkollektoren sollte nach ihrer Aussage überprüft werden. Aktuell erarbeiten die Wissenschaftlerinnen im Rahmen eines Folgeprojekts Richtlinien zum Bau von APV-Anlagen unter der Leitung des Fraunhofer ISE.

Ein Gewinn für den Artenreichtum?

Die Kombination aus Lebensmittelproduktion und Sonnenergie könnte viele Vorteile für den Menschen bringen – doch wie sieht es mit der Biodiversität auf den bebauten Flächen aus? In Heggelbach haben einige Vögel den Rammschutz um die Pfosten  der APV-Anlage als Brutstätte auserkoren. „Von oben ist der Pfosten überdacht und von unten durch einen Rammschutz für Raubtiere kaum erklimmbar“, erklärte Zikeli. Allerdings bestehe der Verdacht, dass Insekten spiegelnde Fotovoltaikmodule für Gewässer halten könnten, dort jedoch keine Flüssigkeit zur Eiablage vorfänden. Generell seien viele Kräuter und Insekten auf Sonne und Wärme angewiesen, weshalb in der Zukunft unbedingt die Einflüsse der APV auf die Biodiversität untersucht werden müsse. Landwirt Reyer sieht beispielsweise Potenzial bei den Grünstreifen zwischen den Standbeinen der Module, auf denen Blühstreifen als Rückzugsort für Insekten dienen könnten.

Auch an der erosionsarmen Verteilung der Niederschläge auf der überbauten Fläche soll fortan gefeilt werden. Lösungen dafür seien bereits im Bau und sollen bald überprüft werden. Das Problem könne aber schon heute mit alternativen APV-Systemen umgangen werden, indem beispielsweise aufrechtstehende Solarwände auf den Flächen aufgestellt werden. Das ist günstiger, könnte aber den Anbau hoher Kulturen wie Mais einschränken, da diese zu großen Schatten auf die Wände werfen würden. Auch wenn noch einige Forschung nötig ist, bis sich Photovoltaikmodule optimal in landwirtschaftliche Flächen integrierten lassen, so ist die APV doch eine Technologie mit erheblichem Potenzial für eine emissionsarme Zukunft mit dezentraler Stromversorgung.

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