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Gut bei Trockenheit

Kichererbsen lieben Spätsommerwärme zur Ernte

Auf dem Gerbachhof in der Nordpfalz werden schon lange Süßlupinen für die Humanernährung angebaut. So kam der Gedanke, mit weiteren Spezialkulturen die Wertschöpfung je Hektar zu steigern. Die Wahl fiel auf Kichererbsen – doch wie läuft der Anbau überhaupt ab? Praktiker und Hofnachfolger Markus Reisele berichtete auf einer Bioland-Veranstaltung.

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Kichererbsen sind eine wärmeliebende Hochrisikokultur, die sich in der Ernährung einer wachsenden Beliebtheit erfreut.
Kichererbsen sind eine wärmeliebende Hochrisikokultur, die sich in der Ernährung einer wachsenden Beliebtheit erfreut.Photo by Markus Winkler on Unsplash
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Die Felder des Gerbachhofs sind mit circa 633 mm Jahresniederschlag bei durchschnittlich 9,8 °C trocken – ein gutes Klima für Kichererbsen. Die Böden dort weisen einen pH-Wert von 7 bis 7,5 und 45 bis 55 Bodenpunkte auf. 

Der Kichererbenanbau ist vor allem in trockenen Regionen Deutschlands eine Alternative. Eine warme und trockene Witterung ist ein wichtiger Faktor für eine gleichmäßige Abreife der Kichererbse. „Sie ist nach wie vor eine Hochrisikokultur. Wir hatten alle vier Jahre eine eher schlechte Ernte“, berichtete Reisele. Schwankungen von 5 bis 20 dt Hektarertrag sind keine Seltenheit.

Anbauerfahrungen seit 2015

Der Hof baut Kichererbsen im Rahmen eines Projekts für Öko-Leitbetrieb seit 2015 an und befindet sich derzeit in einer außerbetrieblichen Hofübergabe. Es wurde mit Saatgut verschiedener Kichererbsentypen experimentiert. Sehr verbreitet sind der Kabuli-Typ mit großen, hellen Erbsen und der Desi-Typ mit kleineren und dunkleren Kichererbsen. Gesät wurde meist achtreihig im Abstand von 37,5 cm in Einzelkornsaat. Das ermöglichte das Hacken mit einer Fronthacke. 

2015 wurde die Desi-Sorte Irenka getestet. Die Aussaat erfolgte am 7. Mai 2015 mit 60 Körnern je m² in Einkelkornsaat. „In diesem Jahr sind die Kichererbsen schlecht aufgegangen“, sagte Reisele. Die Keimfähigkeit des Saatguts war unzureichend. Anfang September konnten knapp 5 dt Hektarertrag geerntet werden. „Das sah nicht so aus, dass man mit dem Anbau weitermachen will“, erklärte er. Aber für den Versuchsrahmen war die Ernte ausreichend.

Grüne Blätter bleiben immer

2016 wurde am 20. Mai gesät, ebenfalls mit 60 Körnern je m². Der Feldaufgang war mit frischem und hochwertigem Saatgut deutlich besser. Im Frühsommer fielen ausreichend Niederschläge. Zudem waren die Bedingungen zur Abreife trocken, was beim Anbau der Kichererbse sehr wichtig ist. Am 20. September 2016 wurden 31,4 dt geerntet. Zwischen 30 und 40 Hülsen mit je 1 bis 2 Körnern je Hülse wachsen in guten Jahren an einer Pflanze. In schlechten Jahren bleiben viele der Hülsen leer. Zur Ernte ist der Bestand überwiegend gelb. „Oben bleiben fast immer ein paar grüne Blätter, das macht aber nichts aus“, sagte Reisele.

Feuchte zur Ernte macht Probleme

Im Jahr 2017 wurde die Anbaufläche auf 1,3 ha ausgeweitet. Neben der Sorte Irenka wurde die Sorte Amit als Kabuli-Typ angebaut. Das Saatgut kam aus Kanada und wurde am 25. April ausgesät mit einer Dichte von 80 Körnern je m² in Einzelkornsaat. Der feuchte Herbst 2017 hat die Ernte hinausgezögert. Die Sorte Amit war von Schwärzepilzen befallen, zum Teil fielen Körner aus den Hülsen. Amit erzielte einen Ertrag von 16,8 t je ha. Die dunkle Sorte Irenka brachte bei der maschinellen Ernte 9 dt je ha, war aber weniger krankheitsanfällig. „Das ist für Kichererbsen in Ordnung. Man kann froh sein, dass man trotz eines feuchten Herbstes ernten konnte“, kommentierte Reisele. 

Seit 2018 ist Reisele selbst am Anbau beteiligt, in diesem Jahr wurde aber der Kichererbsenanbau für ein Jahr ausgesetzt. Im Folgejahr 2019 untersuchte Reisele im Rahmen seine Masterarbeit an der Universität Hohenheim auf dem Gerbachhof in einem Feldversuch, wie die Sortenunterschiede zwischen Kabuli- und Desi-Typen ausfallen und was frühe Saattermine bewirken. 

Impfen des Saatguts ist ratsam

Auch verschiedene Impfmittel wurden im Gewächshaus getestet, wie Rhizopower und ProGrow. „Wenn die Witterung passt und das Impfmittel richtig gelagert wird, empfehle ich auf jeden Fall die Impfung des Kichererbsensaatguts“, erklärte der Reisele. Zum Teil können die Kichererbsen sehr gut Stickstoff fixieren mit wenigen großen Knöllchen gegenüber vielen kleinen Knöllchen. 

Diesen Einfluss hat der Saattermin

Im Jahr 2019 wurde am 23. Mai gesät. Die Sorte Irenka durchlief eine eher langsame Jugendentwicklung. Zum Pflanzenschutz wurde der Bestand gestriegelt und dann mehrmals zwischen den Reihen gehackt. Mitte Juni haben sich bei den hellen und mittelhellen Sorten die Reihen geschlossen. Mitte Juli begannen die Pflanzen, gelb zu werden. Ende Juli war der größte Teil des Bestandes braun-gelb. „Das war aber außergewöhnlich früh für Kichererbsen“, erklärte Reisele. Alles in allem entwickelten sich die Sorten aber über die Vegetation sehr ähnlich. „Wahrscheinlich, weil Kichererbsen nicht so durchgezüchtet und die Sorten so spezialisiert sind wie in anderen Kulturen“, äußerte sich Reisele. Am 8. August ließen die Pflanzen die Blätter fallen, sodass Spätverunkrautung ein Thema war. 

Bei einem frühen Saattermin Mitte April betrug die Erntemenge pro Hektar circa 1 t. Irenka, die dunkle Sorte, erzielt stets einen leicht geringeren Ertrag. Der spätere Saattermin brachte im Schnitt einen etwas geringeren Ertrag, wobei es beim späteren Saattermin jedoch zu Starkregen nach der Saat kam. „Die Erdkruste wurden dann sehr fest und wir mussten sie mit dem Striegel wieder aufkratzen“, sagte Reisele. Jedoch sollte bedacht werden, dass es sich bei dem Versuch um ein einjähriges Experiment handelt, aus dem keine generellen Schlüsse für den Anbau gezogen werden können. 

Trockene Witterung zur Abreife und Ernte ist das A und O

Im Anbaujahr 2020 wurde die Sorte Sultano gesät mit 75 Körnern je m² in Einkelkornsaat. 2020 war ein gutes Anbaujahr für Kichererbsen mit trockener Witterung während der Abreife. Der Ertrag belief sich auf 19 dt je ha nach Reinigen und Trocknen. Die Speisequalität konnte mit zwei Reinigungsdurchgängen mit Ober- und Untersieb sowie Windabscheider erreicht werden. „Das ist aber selten, meistens braucht man Zugriff auf einen Farbsortierer“, sagte Reisele. Auch unter den guten Bedingungen 2020 waren zur Ernte noch einige grüne Hülsen an den Pflanzen vorhanden.

N-Fixierung mit wenigen, großen Knöllchen

Trotz Inokulation konnten nur sehr wenige Knöllchen gefunden werden, was aber 2020 allgemein bei Körnerleguminosen ein Problem war. Eine Stickstoffbindung aus der Luft findet aber trotz der wenigen sichtbaren Knöllchen an der Wurzel torotzdem statt. Bei der Kichererbse sind die Knöllchen oft seltener und größer als bei anderen Kulturen und die Knölchengröße korreliert mit der Fixierleistung für Stickstoff. Der Nachbau ist nach Reiseles Angaben möglich. Der Kleinversuch wurde von Tauben heimgesucht – die große Fläche ist auf dem Betrieb aber verschont geblieben. Auch Wildschweine lassen sich die Kichererbsen nach der Saat gern schmecken. 

Auch ohne Hacke ist der Anbau möglich

2020 wurde versucht, von der Einzelkornsaat wegzukommen. Ein Teil der Kichererbsenfläche wurde gedrillt und 4- bis 5-mal gestriegelt, nicht gehackt. „2020 war das kein Problem, da konnte man sich das Hacken sparen“, sagte Reisele. Das Risiko ohne Hacken ist höher, aber der Bestand macht zuverlässig zu. Wie die gedrillten Kichererbsen im Ertrag abschnitten, lesen Sie weiter unten. Fusarium in Form von weiß-gelben Pflanzen gab es im Anbau jedes Jahr. Da sich die Krankheit im Bestand nicht weiterverbreitet hat, war das aber eher unproblematisch.

Striegelfeste Lupinen

Im Anbaujahr 2021 wurde blindgestriegelt im Feldaufgang. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich Lupinen gerne striegeln lassen“, erklärte der Landwirt. Direkt danach, im Zweiblattstadium, wurde nochmal gestriegelt. Auch 2021 war die Drillsaat mit 60 Körnern im Versuch und zwei Hackvarianten. Bei der Ernte hat sich kein wahrnehmbarer Unterschied zwischen den Varianten ergeben. Wenn es beim Striegeln aber nass ist, kann in den Fahrspuren bandweise Kamille wachsen. „Das ist der Nachteil an der Striegelvariante“, sagte er. 

Drillsaat hat funktioniert

Probleme gab es bei der Ernte, weil 2021 so feucht war, dass es jede Menge Unkrautwucherung zur Ernte gab. „Bei uns ist die Kichererbse mit dem ständigen Niederschlag gar nicht richtig reif geworden“, kommentierte Riesele. Hier wäre Schwaddreschen eine Alternative gewesen. Direkt nach dem Drusch ging die feuchte Ware über die Reinigung, sodass für den gröbsten Besatz mit unreifen Körnern keine Trocknungsenergie verschwendet wird. Auch eine Vorreinigung leistet hier schon gute Dienste. 

2021 wurden folgende hochgerechnete Hektarerträge erzielt:

  • bei der Einzelkornsaat mit 37,5 cm Reihenabstand 7,9 dt je ha geerntet, 
  • bei der Drillsaat mit 25 cm 5,0 dt je ha und 
  • bei der Drillsaat auf 12,5 cm 10,6 dt je ha. 

„Die Erträge beziehen sich auf die unereinigte und nicht getrocknete Menge, die nach der Ernte im Wagen gelandet ist“, erklärte Reisele. Die Drillsaat in 12,5 cm wird auf dem Betrieb weiterhin im Anbau gelassen, da sie Aufwand spart und bislang funktioniert hat. „Gerade wenn die Ernte unterdurchschnittlich ausfällt wie 2021, dann bereut man den Aufwand in der Hackvariante gegenüber der Drillsaat schon“, sagte er. Vom Mähdrescher geht das Erntegut direkt in die Reinigung und von dort in die Trocknungsbox auf einem Partnerbetrieb.

Vermarktung heimischer Ware frühzeitig abklären

Für internationale aufbereitete Ware wird 1 Euro pro kg bezahlt. „Das reicht für deutsche Ware aber nicht, sonst verdient man kein Geld mit der Kichererbse“, sagte er. Man braucht zuverlässige Marktpartner:innen, die gezielt nach lokaler Ware suchen und einspringen, wenn die Trocknungskosten überproportional hoch ausfallen.
Rohproteingehalte von rund 16,5 bis 20 Prozent

Der Rohproteingehalt unterscheidet sich von Sorte zu Sorte nicht erheblich. Der Proteingehalt ist aber insgesamt geringer als bei anderen Körnerleguminosen und befindet sich eher auf dem Niveau von Erbsen. Auf dem Gerbachhof lagen die Proteingehalte 2019, 2020 und 2021 im Schnitt der Sorten bei:

  • 18,1 % Proteingehalt bei Kabuli-Sorte Sultano,
  • 18,2 % Proteingehalt bei Desi-Sorte Irenka.

Vorreiniger und Trocknung lohnen sich

Empfehlenswert ist, das Erntegut direkt vom Mähdrescher in die Vorreinigung und Trocknung zu geben. Die Reinigung auf Speisequalität kann anspruchsvoll sein. „Wir geben das Erntegut an einen Kollegen mit Farbauslesemaschine“, erläuterte Reisele. Vermarktet wird die Ernte beispielsweise an Unverpacktläden, einen Großhändler, Verarbeiter und Bioläden. 

Fazit des Praktikers

  • Die erfolgreiche Inokulation der Kichererbsen im Feld bedarf weiterer Forschung.
  • Desi-Typen erzielen einen ähnlichen Ertrag wie Kabuli-Typen. 
  • Die Ertragsschwankungen im Kichererbsenanbau sind sehr groß. Durch das damit verbundene hohe Anbaurisiko kann der Anbau nicht jedem Menschen vollumfänglich empfohlen werden. In trockenen Regionen kann die Körnerleguminose aber sehr interessant sein.
     
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