Mulchauflage in Ökogemüsekulturen
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Eine organische Mulchauflage schützt den Boden vor Starkniederschlägen, vor zu großer Hitzeeinstrahlung und verringert die Verdunstung aus dem Boden. Gleichzeitig dient das Mulchmaterial als wichtige Nahrung für das Bodenleben, das wiederum von der Beschattung seines Lebensraumes profitiert. Das Bodenleben, obwohl nur ein kleiner Teil für uns Menschen mit bloßem Auge sichtbar ist, spielt für eine gute Struktur und die Gesundheit des Bodens sowie die Nährstoffmobilisierung für Pflanzen eine große Rolle.
Das Insitu-Mulchverfahren im Feldversuch
Noch ist der Mulchanbau im Gemüsebau nicht sehr weit verbreitet. Andrea Heckenberger vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) zeigte in Versuchen mit Mulch im Kohlanbau zwischen 2017 und 2020, welche Chancen und Herausforderungen damit verbunden sind. Ausschlaggebend für die Erprobung des Mulchanbaus waren die immer wieder auftretenden Probleme mit Erdflöhen, Erosion und Unkräutern.
Für das Insitu-Mulchverfahren, bei dem die Pflanzen in die Mulchschicht der Zwischenfrucht eingepflanzt werden, wurde eine Winterzwischenfruchtmischung aus 50% Triticale, 25% Erbsen und 25% Winterwicke mit insgesamt 180 kg/ha ausgesät. Die Zwischenfruchtmischung wurde Ende Mai geschlegelt und verblieb als Mulchauflage auf der Fläche. Eine Spatenprobe vor der Pflanzung zeigte eine gute Bodengare auf. So konnte der Kohl direkt in die Pflanzrillen gesetzt werden, die in die Mulchschicht geschnitten wurden. Drei Wochen nach der Pflanzung war die Mulchauflage bereits stark verrottet. Da die Zwischenfrucht zum Zeitpunkt des Schlegelns noch nicht in der Vollblüte stand und trotz dreimaligen Schlegelns nicht komplett abgetötet wurde, kam die Wicke immer wieder durch. Für eine ausreichende Unterdrückung war die Mulchauflage zu gering. Heckenberger empfahl eine Mulchdicke von mindestens 8 cm. Wichtig bei diesem Verfahren ist auch, frühzeitig eine Schneckenkontrolle beziehungsweise -behandlung durchzuführen.
Der Zwischenfruchtbestand in 2019 reichte nicht für eine ausreichende, lang deckende Mulchauflage im Kombimulchverfahren (Direktmulch wird mit Transfermulch kombiniert) aus. Um Unkraut und Erdflöhe trotzdem ausreichend zu unterdrücken, wurde nachträglich Heu zur Bedeckung ausgebracht. Ausschlaggebend zur Mulchdicke ist zudem das C:N-Verhältnis. Es sollte mindestens 14:1 sein, um eine zu rasche Zersetzung zu vermeiden.
Solche nachträglichen Maßnahmen sind jedoch teuer und sollten unbedingt vermieden werden, indem zu Beginn auf eine ausreichend dicke Mulchauflage geachtet wird.
Verschiedene Mulchsysteme in der Praxis
Mehrere Schritte sind für eine erfolgreiche Umsetzung des Mulchverfahrens notwendig, berichtete Johannes Storch vom Biohof Dieckendorf aus dem Westerwald. Er setzt bereits seit mehreren Jahren Mulchverfahren im Gemüsebau ein und optimiert sie.
Grundlage beim (Insitu-)Mulchverfahren ist, den Boden optimal durch eine Lockerung auf 25 bis 30 cm Tiefe vorzubereiten, ihn gleichmäßig zu ebnen und für eine ausgewogene Nährstoffzusammensetzung im Boden zu sorgen. Vor der Mulchdirektpflanzung müssen Wurzelunkräutern unbedingt bekämpft werden. Sofort nach der Lockerung muss der Boden durch Durchwurzelung stabilisiert werden. Johannes Storch nutzt dafür eine winterharte Zwischenfruchtmischung aus 60 % Winterroggen oder Wintertriticale, 29 % Zottelwicke, 10% Wintererbse und 1% Inkarnatklee. Dieser Aufwuchs wird bodennah geschlegelt, ohne dass der Boden berührt wird.
Beim Transfermulchverfahren wird die Zwischenfruchtmischung auf einer anderen Fläche ausgesät. Der Aufwuchs wird dort geschwadet und mit dem Ladewagen auf der Nehmerfläche ausgebracht, wobei auch hier wieder eine Auflage von 8 cm angestrebt wird.
Entscheidet man sich für das Insitu-Verfahren, so sind folgende Parameter wichtig:
- Hoher Biomasseertrag der Zwischenfrucht (min. 10 t TM/ha)
- Keine mehrjährigen Unkräuter und keine Mäuseplage
- Vollblüte der Zwischenfrucht sollte vor dem Schlegeln erreicht sein
Dann kann die Pflanzung oder auch die Saat von grobkörnigem Gemüse erfolgen. Dafür hat der Biohof Dieckendorf den Mulch-tec-planter entwickelt. Dieser ermöglicht elektronisch gesteuert eine genaue Pflanzung in die Mulchauflage und das Ausbringen einer Unterfußdüngung.
Wichtig, unter anderem für eine optimale Nährstoff- und (Rest-) Mulchnutzung, ist eine angepasste Fruchtfolge: Mulchgeber- und -nehmerflächen wechseln sich ab, Schwachzehrer folgen Starkzehrern. Am Beispiel von Johannes Storch sieht diese so aus:
Fazit: Die Herausforderung lohnt sich
Das Mulchverfahren bringt einige Herausforderungen mit sich: Unkraut- und Nährstoffmanagement, angepasste Fruchtfolge, Zwischenfruchtanbau sowie die erforderliche Saat-/Pflanztechnik. Laut Andrea Heckenberger und Johannes Storch überwiegen jedoch die positiven Auswirkungen auf das Bodengefüge. Die Bodengare ist stabil und, wie Johannes Storch betont: mechanische Gare und Lebendverbauung führen erst zu einer stabilen echten Gare.
Beide konnten zudem eine positive phytosanitäre Wirkung auf die Kulturen beobachten: Phytophtora und Phytum traten deutlich seltener, Erdflöhe und Kohlweißlinge kaum bis gar nicht auf. Und letztlich konnte Johannes Storch zum Beispiel bei Zwiebeln einen höheren Ertrag erwirtschaften als auf einer Vergleichsfläche ohne Mulch.









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