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DiWenkLa-Tag 2022

Kur gegen das Kraut

Wie sieht der mechanische Pflanzenschutz der Zukunft aus? Auf dem DiWenkLa-Tag in Kirchberg an der Iller im Landkreis Biberach am 10.Juni 2022 stellten Fachleute Ideen zur richtigen Striegelzinkenposition bis Hacktechnik vor.
Veröffentlicht am
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JONAS KLEIN
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Eine erfolgreiche mechanische Unkrautbekämpfung beginnt nach der Getreideernte – warum das so ist, erklärte Andreas Hönscher von der Güttler GmbH aus Kirchheim-Teck. Direkt nach der Ernte sollten erste Unkräuter enterdet und andere zum Auflaufen gebracht werden. Dazu braucht es mehrere Überfahrten einer sehr flachen Stoppelbearbeitung nach Getreide oder Raps. „Das Ziel ist, möglichst viele Körner zum Auflaufen zu bringen“, sagte Hönscher. Das Bodenbearbeitungsgerät braucht für diese Arbeitsschritte einen sehr großen Durchgang, damit die Zugmaschine schnell fahren und das Bearbeitungsgerät, beispielsweise ein Grubber, nur schwer verstopfen kann.

Dabei sollte man nicht die Saatreihe entlang, sondern leicht versetzt oder diagonal über die Reihen fahren. Das verschüttet auch Senken wie Fahrspuren, die beim schnellen Überfahren von den flachen Scharen nicht erwischt und umgebrochen werden. „So ist weniger tragisch, dass der Acker nicht topfeben ist“, sagte Hönscher. Ein Vorteil des Verfahrens ist, dass der Kapillareffekt gebrochen und der Boden von einer feinen Erdschicht bedeckt wird. Das schafft laut Hönscher ein ideales Mikroklima für das Auflaufen von Samen nach der ersten Stoppelbearbeitung.

Eine weitere Überfahrt mit einem Bodenbearbeitungsgerät mit Striegelzinken im Anbau sorgt dann für eine wirkungsvolle Enterdung der Unkrautwurzeln. Fünf Hektar pro Stunde bei fünf Litern Dieselverbrauch pro Hektar sind laut Hönscher mit modernen Geräten machbar. Damit lässt sich Unkrautdruck schon im Vorfeld des Striegelns und Hackens gut senken, zum Beispiel vor der Aussaat einer Zwischenfrucht, die dann sauber aufwachsen kann.

Striegelwirkung durch Verschütten

Nach der Saat ist das Blindstriegeln die frühste Möglichkeit zum mechanischen Pflanzenschutz. „Entscheidend sind Zeitpunkt und Einstellung“, erklärte Florian Willinger vom Österreicher Maschinenbauer APV Technische Produkte GmbH. Schon bei Saattiefe und Saatstärke sollte man das spätere Striegeln im Kopf behalten. Die Striegeltiefe bewegt sich zwischen einem und 3,0 cm. Die Saat sollte also ausreichend tief erfolgen. Das bringt das Korn auch zuverlässiger in den feuchten Bodenhorizont. Da man immer wieder Pflanzen mit den Striegelzinken beschädigt, sollte die Saatstärke der Kultur um zehn bis 15 Prozent erhöht werden.

Wellen aus Feinerde erzeugen

Generell werden durch das Striegeln Bodenpartikel über Unkräuter geschüttet – ähnlich wie bei einem Boot, das bei seiner Fahrt durchs Wasser Wellen macht. Daher sollte der Boden nicht zu feucht und gut schüttfähig sein. Bei Frost sollte man vom Striegeln absehen. Laut einer von Willinger zitierten Studie beruht der Effekt des Striegelns zu 72 Prozent auf Verschütten und zu elf Prozent auf Ausreißen. Rund 17 Prozent der Unkräuter auf einer Fläche bleiben vom Striegel unbeschädigt.

Der beste Verschütteffekt wird erzielt, wenn die Zinkenspitze mit 90 Grad auf der Bodenoberfläche senkrecht steht. „Wenn ich den Rahmen über den kürzeren Oberlenker nach unten ziehe, wird die Zinkenspitze weniger steil und verschüttet somit weniger effektiv“, erklärte Willinger. Andererseits könnten dann zum Beispiel sensible Kulturpflanzen wie Raps leichter den Striegelzinken ausweichen. Die 90 Grad auf der Oberfläche sollen während der Fahrt und nicht nur im Stand erzielt werden.

Hacken tragen Spezialgeräte Huckepack

Andreas Ziaja und Jürgen Seufferlein von der Schmotzer Hacktechnik GmbH und Co. KG erklärten die Funktionsweise von Anbauteilen für Hacken. Bei den Hackmessern sind sich die Hersteller relativ ähnlich. Die Anbauten hinter den Hackmessern wiederum unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller stark:

  • Eine Bandspritzeinrichtung lässt sich hinter der Hacke anbringen. Der Traktor trägt an der Fronthydraulik einen Tank. Statt über ein Spritzgestänge werden Särkungsmittel oder Dünger präzise über der Kulturreihe ausgebracht. Dafür sind Düsen mit einem sehr engen Spritzkegel von 40 Grad erforderlich, damit ausschließlich auf die gewünschte Pflanze behandelt wird.
  • Mit einer Fingerhacke kann gearbeitet werden, sobald die Hauptkultur fest genug angewachsen ist. Die Fingerhacke kann zusätzlich zur Unkrautbekämpfung zwischen den Reihen auch Unkräuter innerhalb der Reihe aufhalten.
  • Sind Häufelelemente nach den Hackmessern angebaut, kann man Unkräuter innerhalb der Reihe sanft verschütten. Vor allem Leguminosen wachsen durch das Anhäufeln besser, da mehr Erde und damit mehr Bodenwärme an die Pflanze herangetragen werden.
  • Ein Anbaustriegel hilft beim Enterden und Vertrocknen lassen der herausgeschnittenen Unkräuter.

Mit Untersaaten dem Wildwuchs Herr werden

Ein Pneumatikstreuer kann über einen Prallteller am Gerät Untersaaten aussäen oder Granulat in der Kultur verteilen. „Ich denke, dass wir von den Untersaaten in den kommenden Jahren erheblich mehr sehen werden. Gerade bei Kulturen, die sich mit dem Reihenschluss schwertun oder Unkräuter zwischen den Reihen nicht bis zur Erntereife unterdrücken können“, erklärte Ziaja.

Auch hilft die Untersaat zwischen den Reihen gegen Erosion und verbessert die Befahrbarkeit des Ackers. Außerdem zu bedenken: Sollten die vier Prozent Stilllegung von Ackerfläche in Zukunft kommen, wird auf der Stilllegung ein Bearbeitungsverbot gelten. Mit einer Untersaat lässt sich der Bewuchs der Fläche trotzdem lenken. So könnte man vor der Stilllegung beispielsweise ein Kleegras und damit eine stickstoffliefernde und tiefwurzelnde Kultur auf die Fläche bringen.

Hacken mit Düngeeffekt

Nach Starkregen lässt sich mit der Hacke ein leicht verkrusteter Boden aufbrechen. Auch erlaubt die Hacke das Einarbeiten von Wirtschaftsdüngern zwischen der Reihe, um Stickstoffverluste durch Verdunsten deutlich zu vermindern. Über das Hacken werden jährlich rund 25 bis 50 kg N pro Hektar mobilisiert. Mit der Hacktechnik lassen sich Bestände schützen, für die im Nachauflauf keine Pflanzenschutzmittel zugelassen sind.

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