Fruchtfolgen dem Klimawandel anpassen
Der Klimawandel hat bereits erhebliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Die Fruchtfolgen, die im ökologischen Ackerbau eine zentrale Rolle einnehmen, müssen daran angepasst werden. Naturland Ackerbauberater Stefan Veeh zeigt, wie Sie eine geeignete Fruchtfolge für Ihren Betrieb aufstellen.
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Welche Fruchtfolge überhaupt in Frage kommt, entscheidet der Standort. Grundsätzlich sollte man zwischen Winterung und Sommerung wechseln. Am Anfang der Fruchtfolge sollten Stark-, zum Ende hin Schwachzehrer stehen. Der Motor einer jeden Fruchtfolge sind Leguminosen. Hier ist ein Anteil von circa 30 Prozent in der Fruchtfolge zu empfehlen, um die positiven Effekte des Feldfutterbaus wie Stickstoff-Fixierung, Humusanreicherung, Bodengare oder Bekämpfung von Unkräutern zu nutzen und gleichzeitig die Anbaupausen einzuhalten.
Klassisch wird mit den Feldfutterleguminosen begonnen, also Klee- und Luzernearten. Der Feldfutterbau kann dabei ein-, über- oder mehrjährig erfolgen. In Gebieten mit Frühjahrstrockenheit ist die Ansaat im Hauptnutzungsjahr allerdings schwierig. Dies wird durch den Klimawandel noch verstärkt: Oftmals steht wenig nutzbarer Aufwuchs zur Verfügung, wodurch auch die N-Fixierleistung relativ gering ist. Eine Ansaat im Herbst als Blanksaat oder mit einer Deckfrucht ist auf solchen Standorten deutlich risikoärmer. Als Deckfrucht eignet sich bei Ansaat im Herbst Roggen, im Frühjahr empfiehlt sich Hafer.
Je nach Standort sollte die Saatmischung für das Feldfutter variiert werden. Bei eher kalkhaltigen Böden empfiehlt sich Luzerne, ebenso bei langjähriger Nutzung als Feldfutter. Auch bei trockenen Standorten ist Luzerne im Vorteil, da sie Wasser aus tieferen Bodenschichten mobilisieren kann. Der Rotklee hingegen passt eher auf kalkarme Standorte, die aber trotzdem nicht zu sauer sein dürfen. Auf staunassen Flächen kommt der Schwedenklee am besten zurecht. Weißklee hat ebenfalls seine Berechtigung in der Kleegrasmischung, da er eventuell entstehende Lücken und Fehlstellen schließt und dort den Boden bedeckt. Ein Wechsel der Kleearten ist auf jeden Fall zu empfehlen, um einer möglichen Kleemüdigkeit vorzubeugen.
Bauen Sie Hauptfruchtleguminosen an, sollten Sie nicht die gleiche Art als Zwischenfrucht verwenden. Dies gilt sowohl für Futter- als auch Körnerleguminosen. Um Fruchtfolgekrankheiten vorzubeugen, müssen die erforderlichen Anbaupausen eingehalten werden.
Wechselwirkungen in der Fruchtfolge
Eine weite Fruchtfolge hat aber auch Vorteile für viele andere Kulturen. Bei Weizen ist zum Beispiel eine Anbaupause von drei bis vier Jahren sinnvoll, um die Belastung mit Steinbrandsporen im Boden und damit das Infektionsrisiko zu senken. Das gilt auch für Dinkel und Emmer. Diese sollten nie vor oder nach Weizen stehen. Auch bei Sonnenblumen und Sojabohnen kann es zu einem Aufschaukeln von Sklerotinia kommen, weshalb auch hier Pausen einzuhalten und Hauptfrüchte nicht als Zwischenfrucht anzubauen sind und umgekehrt.
Der Vorfruchtwert lässt sich durch eine Zwischenfrucht weiter verbessern. Das ist, insbesondere nach Sommerungen, natürlich nur möglich, wenn es zwischen den beiden Hauptkulturen ausreichend regnet. Vor Getreide empfiehlt sich eine kleebetonte Mischung, die Alexandriner-, Perser- oder Sparrigen-Klee enthält. Vor Leguminosen sollten Sie eine leguminosenfreie Mischung einsäen, die den freien Stickstoff aufnimmt. Das regt die folgende Leguminose an, mehr Stickstoff zu fixieren. In der Mischung sollten Sie auch weitere Komponenten verwenden, die mit anderen Ackerbaukulturen nicht verwandt sind, wie Phacelia und Ramtillkraut. Werden keine Sonnenblumen als Hauptfrucht angebaut, können sie in der Zwischenfruchtmischung Verwendung finden. Senf sollte nicht oder nur mit geringem Anteil (maximal 0,5 kg/ha) in der Mischung vorhanden sein, da er, wenn er abfriert und verrottet, den Stickstoff ausgast.
Auch die Art der Bodenbearbeitung kann die Wirkungen einer Fruchtfolge unterstützen, es besteht aber immer auch die Gefahr von schadhaften Verdichtungen und damit negativen Wechselwirkungen. Sind die Böden nicht ausreichend abgetrocknet, können bei der Bodenbearbeitung im Frühjahr Schmierschichten im Untergrund entstehen. Darauf reagieren beispielsweise Körnerleguminosen sehr sensibel. Hier gilt, mit Maß und Ziel vorzugehen: Prüfen Sie die Bedingungen des Bodens durch Nachgraben mit dem Spaten bevor Sie entscheiden, ob Sie den geplanten Bearbeitungsgang durchführen oder noch abwarten müssen.
Falls Sie organischen Dünger ausbringen wollen, sollten bereits in der Fruchtfolgeplanung entsprechende Düngefenster vorgesehen werden. So ist beispielsweise eine Düngung zur Leguminose mit organischem Dünger, zum Beispiel Kompost oder verrottetem Stallmist, sinnvoll. Das fördert den Humusaufbau zusätzlich. Vergessen Sie dabei nicht, die Düngeverordnung in die Planung einzuschließen.
Muster-Fruchtfolge
Im Hinblick auf Anbaupausen und Vorfruchtwirkungen hat sich die aufgestellte Fruchtfolge bewährt.
Siebengliedrige Fruchtfolge für Ökobetriebe |
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| Hauptfrucht | Alternative |
| Kleegras | Luzernegras, Klee-Luzerne-Gemisch, Reinsaaten von Rotklee oder Luzerne |
| Kleegras | Luzernegras, Klee-Luzerne-Gemisch, Reinsaaten von Rotklee oder Luzerne |
| Weizen | Wintergerste, Dinkel, Roggen, Zuckerrübe, Kartoffel |
| Körnermais | Zuckerrübe, Kartoffel, Hirse, Hafer, Sommergerste, Roggen, Triticale |
| Erbse | Ackerbohne, Sojabohne, Weiße Lupine |
| Dinkel | Weizen, Roggen, Wintergerste, Hafer |
| Sonnenblume | Hafer, Roggen |
Beginnend mit ein- oder zweijährigem Feldfutterbau mit Leguminosen folgt als Starkzehrer ein Weizen, es kann aber auch Kartoffel oder Zuckerrübe an erster Stelle nach dem Kleegras stehen. Obwohl beide als Starkzehrer gelten, reicht in der Regel das Nährstoffniveau an zweiter Stelle nach dem Kleegras aus, zumal dann potenziell weniger Drahtwurmbefall vorhanden ist. Nach dem Winterweizen an erster Stelle sollten Sie auf eine Sommerung wechseln. Das empfiehlt sich, um eine spezifische Verunkrautung zu reduzieren. Bei Fruchtfolgen mit sehr starkem Anteil an Winterungen können dies Ackerfuchsschwanz oder Windhalm sein, bei hohem Anteil an Sommerungen zum Beispiel Flughafer. Hier könnten also Mais, Zuckerrübe, Kartoffel, aber auch Hafer und Sommergerste stehen. Davor empfiehlt sich eine kleebetonte Zwischenfrucht mit eventuell zusätzlicher organischer Düngung. Sollte es nicht möglich sein eine Sommerung anzubauen, eignet sich auch ein schwachzehrendes Wintergetreide, zum Beispiel Roggen oder Triticale. An dritter Stelle nach dem Kleegras sollte eine Körnerleguminose folgen, je nach Standort Erbse, Ackerbohne, Sojabohne oder Lupine. Für Standorte mit guter Wasserversorgung können Ackerbohne und Sojabohne eine gute Wahl sein, für schlechtere Standorte ist die Erbse zu bevorzugen. Die Körnererbse gibt es als Sommer- und Winterform. Letztere nutzt die Winterfeuchte besser aus und eignet sich daher auch auf frühjahrstrockenen Standorten. Sie lässt sich gut im Gemenge mit Triticale oder Roggen anbauen, Acker- und Sojabohne hingegen wegen des Hackens als Reihenkultur, während die Drillsaat ideal für die Erbse ist. Um den guten Vorfruchtwert der Körnerleguminose auszunutzen, kann direkt Weizen oder Dinkel folgen. Eine zusätzliche organische Düngung kann die Nährstoffversorgung sicherstellen. Als abtragende Frucht kann dann eine Sommerung nach Zwischenfrucht stehen. Besonders geeignet ist die Sonnenblume, da sie ein sehr gutes Nährstoffaneignungsvermögen hat und wenig Wasser braucht. Außerdem lässt sich so das folgende Kleegras bereits als Untersaat etablieren. Gleiches wäre zum Beispiel bei Hafer möglich.
Abweichungen und Spielräume
Nachdem der Fruchtfolgeplan aufgestellt ist, können jetzt mögliche Anpassungen vorgenommen werden. Erscheint mehr Platz zwischen Feldfutter- und Körnerleguminose sinnvoll, um einer Leguminosenmüdigkeit zu begegnen, können Sie die Körnerleguminose noch eine Stelle nach hinten verschieben. Um die Anbaupausen von Erbsen einzuhalten, können Sie die Körnerleguminosen bei jedem Fruchtfolgedurchgang austauschen. Ist das Nährstoffniveau gegen Ende der Fruchtfolge noch relativ hoch, lässt sich die Fruchtfolge natürlich verlängern. Oftmals kann nach der Körnerleguminose zweimal Getreide angebaut werden; als abtragende Frucht kann die Sonnenblume die Fruchtfolge abschließen. Ebenso kann es passieren, dass sich bei einjährigem Kleegras Wurzelunkräuter nicht ausreichend zurückdrängen lassen. Dann empfiehlt sich ein weiteres Standjahr einzuplanen. So lassen sich oftmals für jeden Standort und jedes Feldstück angepasste Korrekturen machen.
Fruchtfolgen im Klimawandel
Die Auswirkungen des Klimawandels verlangen von den Ökobetrieben Flexibilität und Anpassungsvermögen – auch in ihren Fruchtfolgen. Einige Kulturen sind Verlierer im Klimawandel, andere profitieren eher. Ackerbohnen haben beispielsweise massive Probleme mit der Trockenheit im Frühjahr, während weiße Lupinen weniger sensibel reagieren. Auch neue oder wiederentdeckte Kulturen kommen bei uns in den Anbau. Rispenhirse wird zum Beispiel für Futter- und Speisezwecke angebaut. Hirsearten benötigen weniger Wasser als Mais und finden daher in trockenen Regionen eine alternative Verwendung. Auch bei den Zwischenfrüchten sollte umgedacht werden. Dass Zwischenfrüchte gerade in den heißen Jahren notwendig sind, ist durch den erhöhten Humusabbau bei hohen Temperaturen begründet. Bauen Sie daher so oft wie möglich angepasste Zwischenfrüchte an.
Die Kulturen, die in den gängigen Zwischenfruchtmischungen enthalten sind, keimen bei hohen Bodentemperaturen zur Aussaat oft nicht. Die einzigen Kulturen, die hier sicher keimen, sind Sorghumhirsen und Sudangras. Auch der klassische Saatzeitpunkt vom 15. August ist oft nicht mehr umsetzbar, da hier keinerlei Restfeuchte mehr im Saathorizont der Zwischenfrüchte vorhanden ist. Vielmehr sollten dann, je nach Witterung, die Saatmischungen durch spätsaatverträgliche Komponenten ergänzt werden .Der Plan der Fruchtfolge müssen Sie also in seinen ganzen Facetten immer flexibel anpassen. Je nach aktueller Witterung sollten verschiedene Handlungsalternativen in Betracht gezogen werden, um dann für jede Situation die Fruchtfolge mittel- und langfristig anpassen und weiterentwickeln zu können.












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