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13. Bayerischer Herkunftsvergleich von Legehybriden

Deutliche Herkunftsunterschiede bei hoher Leistung

Der Warentest für Legehybriden fand von Juni 2016 bis Oktober 2017 am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) für Geflügelhaltung in Kitzingen statt. Geprüft wurden die Weißeileger Lohmann Selected Leghorn Classic (LSL) und Dekalb White (DW), die Brauneileger Lohmann Brown Classic (LB) und Novogen Brown (NB) sowie die Herkunft Lohmann Sandy (LSa), die cremefarbene Eier legt.
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Alle Abteile der Legehennen beim 13. Bayerischen Herkunftsvergleich am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) für Geflügelhaltung Kitzingen waren mit  Staubbädern mit Gesteinsmehl und feinem Flusssand und mit Picksteinen ausgestattet.
Alle Abteile der Legehennen beim 13. Bayerischen Herkunftsvergleich am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) für Geflügelhaltung Kitzingen waren mit Staubbädern mit Gesteinsmehl und feinem Flusssand und mit Picksteinen ausgestattet.Schreiter, Versuchsstation Kitzingen
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Die Aufzucht der Schnabel unkupierten Junghennen erfolgte, ebenso wie die Haltung der Legehennen in Bodenhaltungsabteilen mit 2/3 Einstreufläche sowie perforierten Kunststoffrosten. In der Junghennenaufzucht kam eine dreiphasige Fütterung zum Einsatz. Zur 20. LW entsprachen die durchschnittlichen Körpergewichte mit Ausnahme der NB den Sollvorgaben der Zuchtunternehmen bzw. lagen darüber. Die Fütterung der Legehennen erfolgte zweiphasig. Neben der Einstreu stand allen Legehennen des Versuchs permanent zusätzliches Beschäftigungsmaterial in Form von Picksteinen sowie mit Gesteinsmehl und feinem Flusssand befüllten Staubbädern zur Verfügung. In der Aufzucht dienten Pickblöcke und Luzerneballen als zusätzliches Beschäftigungsmaterial. Die Hälfte der Abteile war zudem mit einer Cafeteriafütterung (Magensteinchen, Austernschalen, Salz) ausgestattet. Jeweils vier Abteile waren mit einer Herkunft belegt, womit jede Herkunft mit 496 Anfangshennen getestet wurde. Bei den LB lag die doppelte Anzahl an Wiederholungen / Anfangshennen vor. Das detaillierte Versuchsdesign mit Angaben zur Aufstallung, dem Licht- und Impfprogramm sowie die Aufzuchtergebnisse sind im ausführlichen Bericht der 13. HLP online (www.lfl.bayern.de/lvfz/kitzingen/074544/index.php) verfügbar.

Deutlich mehr Eier bei Weißlegern

In der Performance der getesteten Hybridherkünfte zeigten sich bei der varianzanalytischen Auswertung deutliche Unterschiede. Signifikante Herkunftsunterschiede bestehen in der Legeleistung je Anfangshenne (AH) und je Durchschnittshenne (DH), im Eigewicht, dem Schmutz- und Knickeieranteil, sowie den Eiqualitätsparametern.

Braunleger waren durchschnittlich mit 153, Weißleger mit 148 und LSa mit 146 Lebenstagen legereif. In der Legeleistung je DH bestanden Unterschiede zwischen aber nicht innerhalb der geprüften Weiß- und Braunlegerhybriden. Das Ranking in der Eizahl je DH sah wie folgt aus: DW (342 St.), LSL (338 St.), LSa (331 St.), LB (314 St.), NB (310 St.). Damit liegen die LSa näher an den Weiß- als an den Braunlegern.

Noch entscheidender für den Eiererzeuger stellt sich Legeleistung je AH dar, die die Eizahl unter Berücksichtigung der Tierverluste wiedergibt. Die Reihung der Herkünfte ist ähnlich zu der je DH mit der Ausnahme, das hier NB und LB durch die höheren Verluste der LB gleichauf bei 304 Eiern / AH liegen. Der Vorsprung der DW zu den zweitplatzierten LSL beläuft sich auch hier auf 8,4 Eier je eingestallter Henne. LSL, DW und LSa lagen mit der Legeleistung deutlich über den Sollvorgaben der Züchter, die Braunleger jedoch unterhalb der Zielwerte.

Für den Erzeuger ist neben der Anzahl gelegter Eier pro Henne vor allem die Anzahl vermarktungsfähiger Eier je Anfangshenne von wirtschaftlichem Interesse. Diese wird berechnet aus der Eizahl je Anfangshenne in 364 Produktionstagen abzüglich der Schmutz-, Knick- und S-Eier multipliziert mit dem Faktor 0,928. Dieser Faktor unterstellt eine Serviceperiode von 14 Tagen zwischen den Durchgängen und die Einstallung mit 18 Wochen (insgesamt 338 Produktionstage bei 364 Haltungstagen).

Mit 261 Stück konnten von der Herkunft NB unter den Kitzinger Prüfbedingungen die wenigsten Eier vermarktet werden, von den DW (296), LSa (288) und LSL (288) dagegen bis zu 35 Eier mehr je eingestallter Henne mehr. Beachtlich erscheint die hohe Leistung der LSa: Sie legten 26,5 vermarktungsfähige Eier mehr als der Ø der geprüften Braunleger. Damit positionieren sie sich nicht – wie erwartet – zwischen den Leistungen der Weiß- und Braunleger, sondern deutlich näher an den Weißlegern.

Eigewichte mit erheblichen Differenzen

Die Eigewichte liegen im Warentest insgesamt vergleichsweise hoch, was u.a. mit der relativ späten Lichtstimulation (Licht-Step-Up ab der 20. LW) und der damit verbundenen späteren Legereife in Zusammenhang stehen könnte. Einen Einfluss auf die Eigewichte hatte möglicherweise auch der relativ hohe Energie- und Methioningehalt (11,6 MJ ME / kg, 0,42% Met) im Phasenfutter-I. Unabhängig davon bleibt die Rangierung der Genetiken mit markanten Unterschieden.

Die signifikanten Differenzen im Eigewicht liegen nicht erwartungsgemäß zwischen Weiß- und Braunlegern, sondern zwischen den Lohmann-Zuchtprodukten und den NB / DW. So waren die Eier der LB (64,7 g), LSL (65,0 g) und LSa (64,3 g) signifikant schwerer, als die der NB (63,1) und DW (62,3 g). Die Unterschiede zwischen den Extremen belaufen sich auf 2,7 g je Ei. Das im Herkunftsvergleich beobachtete Eigewicht entspricht bei den NB den Sollvorgaben des Züchters, bei den DW überschreitet es dieses um 0,4 g. Dagegen liegen die Eigewichte von LB, LSL und LSa mit 1,2 g, 2,8 g bzw. 1,7 g deutlich über den Züchterangaben.

Bei der Wahl der passenden Herkunft gilt es deshalb abzuwägen, ob für die Vermarktung die Eigewichtsverteilung zugunsten größerer Eier oder Eizahl entscheidender ist. Während größere Betriebe mit Boden- oder Freilandhaltung Legehybriden mit sehr hoher Legeleistung, bei mittleren konstanten Eigewichten (Gewichtsklassen M + L), bester Futterverwertung und guter Schalenstabilität bevorzugen, sind für direktvermarktende Betriebe v. a. ein schneller Eigewichtsanstieg und ein hoher Anteil an XL-Eiern wichtig.

Die großen Unterschiede im Eigewicht erklären auch, dass die LSL-Hennen trotz geringerer Legeleistung je DH im Vergleich zu den DW, mit 22,0 kg mehr Eimasse je DH produzierten als die DW. Damit zeigten die LSL die höchste Eimasseproduktion und damit beste Produktivität aller Herkünfte. In einem Legejahr erzeugte die LSL-Henne das 12fache ihres Körpergewichts an Eimasse.

Der Schmutzeieranteil der DW von 1,0 % war erfreulich gering. Bei den LSL wurden 2,2% beobachtet. Braun- und Cremeleger befinden sich diesbezüglich im Mittelfeld. Weiß- und Cremeleger (1,6-2,0 %) hatten einen signifikant geringeren Knickeieranteil als die Braunleger (3,5-4,1 %), obwohl die Weißleger eine signifikant niedrigere Schalen-Bruchfestigkeit besaßen als die Braunleger. Mit 42,3 N bzw. 42,8 N zeigen LB bzw. LSa in der 67. LW die beste Schalenstabilität.

Ein signifikanter Einfluss der Herkunft zeigte sich auch bei der Eiklarqualität. Blut- und Fleischflecken über 3mm kamen zum Legeperiodenende fast in jedem vierten braunschaligen (23,1%) und jedem siebten cremefarbigen Ei (14,5 %) vor. Bei den Weißlegern war nur ein sehr geringer Anteil an Eiern mit Blut- / Fleischflecken von Ø 0,8% zur 42. LW und 0,3% zur 58. LW festzustellen. Über die drei Messungen in der 42., 58. und 67. LW ist ein Rückgang der Schalenbruchfestigkeit von 46,8 N auf 40,1 N und eine Steigerung des Anteils an Blut- / Fleckeneiern bei den braun- und cremefarbigen Eiern von 11,3% auf 20,3% zu verzeichnen.

Lohmann Sandy mit großem Appetit

Obwohl ein hoher Futterverbrauch ökonomisch negativ ins Gewicht fällt, ist eine hohe Futteraufnahmekapazität – v.a. am Anfang der Legeperiode – bei der Hennenhaltung in Alternativsystemen, insbesondere unter den Bedingungen des ökologischen Landbaues sehr wichtig. Bei nicht schnabel-kupierten Herden erscheint eine hohe Futteraufnahmekapazität auch aus der Sicht der permanenten Deckung des Nährstoffbedarfs bedeutsam, um unerwünschtes Verhalten als Folge von Nähr-, oder Wirkstoff Inbalancen zu vermeiden.

In den Merkmalen täglicher Futterverbrauch, Futterverbrauch je AH und Futterverwertung waren signifikante Einflüsse der Herkunft vorhanden. Die durchschnittlich getesteten Braunlegerhennen verbrauchten täglich 119,7 g, die Weißlegerhennen 122,6 g Futter. Einen unerwartet hohen Appetit zeigten die LSa mit 129g Futter je Henne und Tag, womit je eingestallter Henne 3 kg mehr Futter über das Legejahr verbraucht wurde als im Durchschnitt der anderen Herkünfte. In der Futterumwandlungsrate lagen die Weißleger mit 2,056 (LSL) bzw. 2,066 (DW) kg Futter je kg produzierter Eimasse vorn. Es folgten die LB mit 2,158, LSa mit 2,203 und letztlich die NB mit dem ungünstigsten Verhältnis von 2,215 kg Futterinput je kg Eimasseoutput.

Tierverluste und Tierwohlkriterien

Auf einem erfreulich niedrigen Niveau befanden sich die Tierverluste mit 5,6% im Mittel aller getesteten Hybriden. Die Unterschiede in den Tierverlusten sind lediglich tendenziell und besitzen keine statistische Signifikanz. Die wenigsten Abgänge waren bei den DW mit 3,8% zu verzeichnen. Dagegen hatten die LSL 2,3% mehr Tierverluste. Auf 4,4% Verluste kumulierte sich die Abgangsrate der ND, bei den LB auf 8,7%. Hierbei waren über die Hälfte der Verluste der LB-Hennen im letzten Drittel der Legeperiode festzustellen. Damit begründet sich auch, dass der Unterschied zwischen NB und LB im Verlust an Produktionstagen (3,3 vrs. 2,2%) deutlich niedriger ist als in der Mortalität.

Bei 4 der 5 geprüften Herkünfte verendeten lediglich 0,4-0,6 % des Anfangsbestandes aufgrund von Beschädigungspicken an der Haut. Eine Ausnahme bildeten die LB mit 3,5 % Abgängen aufgrund von Hautkannibalismus (v.a. Kloake- und Bürzelbereich). Konform dazu gehen die Ergebnisse der Gefiederbonitur zur 72. LW, wo die LB-Hennen die signifikant höchste Frequenz an Gefiederschäden aufwiesen. Starke Gefiederschäden (26 %) waren hier am häufigsten und intaktes Gefieder nur bei 6% der Tiere vorzufinden. Die beste Befiederung besaßen mit deutlichem Abstand die LSa, gefolgt von DW, NB und LSL. Hautverletzungen von mehr als 1cm Durchmesser wurden ausschließlich bei den LB festgestellt (15%), womit sie im Vergleich zu den anderen Herkünften signifikant mehr Verletzungen durch Beschädigungspicken besaß.

Aus Zehenkannibalismus hervorgehende Verletzungen der Zehen zeigten sich nur bei Weißlegern. Große Verletzungen und / oder fehlende Zehenglieder waren dabei bei 8% der LSL- und 3% der DW-Hennen vorhanden. Dies bekräftigt die genetische Prädisposition von Weißlegerhybriden für Zehenkannibalismus, der v.a. bei schnabel-unkupierten Herden schwerwiegende Folgen haben kann. Die Abgänge aufgrund von Zehenkannibalismus bewegten sich bei 2,2% bei den LSL und 1,4% bei den DW.

Weißleger deutlich wirtschaftlicher

Zum Vergleich der Wirtschaftlichkeit der einzelnen Hybridherkünfte wurde der Futterkostenüberschuss (IOFC) berechnet. Hierzu werden von Summe der Erlöse aus einzelnen Eigewichtsklassen die Futterkosten abgezogen. Unterstellt wurden stellvertretend für unterschiedliche Vermarktungswege die Durchschnittserlöse verschiedener Notierung. Für das Futter wurde ein Preis von 26 € / dt veranschlagt. Bei der Vermarktung über die Eiprouktenindustrei wurde mit einem Eierlös von 090 €/kg Eimasse kalkuliert.

Unabhängig von der Vermarktung besitzen die Weißleger eine weitaus bessere Wirtschaftlichkeit als Braunleger. Die Differenz von 1,91€ je AH bei Vermarktung unter Weser-Ems-Konditionen summiert sich bei einem Hennenbestand von 10.000 Hennen auf einen jährlichen Vorteil der Weißleger von 19.100 €. Die höheren Anteile an gut bezahlter XL- und L-Ware kompensierte bei den LSL-Hennen die etwas niedrigere Legeleistung im Vergleich zu den DW und mit einem Futterkostenüberschuss von 11,89 € ist die LSL-Henne die wirtschaftlichste Henne im Test (bei WE-Notierung). Unter den Braunlegern befinden sich die LB mit 10,13 € um 61 ct. im Vorteil, was bei einem Bestand von 15.000 Hennen einen um 9.150 € höheren Futterkostenüberschuss gegenüber den NB bedeutet. Auch in Bezug auf den Futterkostenüberschuss liegen die LSa wiederum näher am Weiß- als am Braunlegerniveau.

Fazit: Hohes Leistungsniveau

Der 13. Bayerische Herkunftsvergleich von Legehybriden zeigte signifikante Unterschiede in den Merkmalen Legeleistung je AH und DH sowie der Anzahl vermarktungsfähiger Eier. Dabei war das Leistungsniveau der Weißleger im Vergleich zu den Braunlegern deutlich höher – je DH legten sie im Jahr 28 Eier mehr. Die erstmals geprüfte Herkunft mit cremeschaligen Eiern positionierte sich näher an den Weiß- als an den Braunlegern.

Die signifikanten Unterschiede im Eigewicht waren mit 2,8g zwischen den Extremen recht groß. Eimasseproduktion je AH, Futterverbrauch je AH bzw. je Hennentag, Futterverwertung und Futterkostenüberschuss unterschieden sich signifikant. Statistisch nicht absicherbar waren die z. T. deutlichen Unterschiede in den Tierabgängen und dem Verlust an Produktionstagen. Durch die Bonitur von Gefieder, Haut- und Zehenverletzungen wurden signifikante Differenzen zwischen den Genotypen in der Neigung zu Federpicken und Kannibalismus deutlich.

Mit Blick auf die insgesamt 44 in Kitzingen stattgefundenen Herkunftsvergleiche seit 1966 ist festzustellen, dass sich die biologischen Leistungen des 13. Warentests in Bodenhaltung auf einem erfreulich hohen Niveau befinden. So liegt die generierte Eizahl je Durchschnittshenne im Mittel aller Herkünfte mit 327 Eiern je Jahr so hoch wie noch nie.

Auch die Verlustrate ist mit durchschnittlich 5,6 % als sehr gering anzusehen. Die Reduktion der Verlustrate ist möglicherweise der Senkung des Milbendrucks (u.a. prophylaktische Silikatbeschichtung der Anlage vor der Einstallung), sowie der besseren Beschäftigung der Schnabel unkupierten Hennen durch intensivierte Einstreupflege und dem permanenten Angebot von zusätzlichen Beschäftigungsmaterialien (Pickstein, Staubbad) zu verdanken.

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