Stimmt das Futter, stimmt auch die Leistung
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Die Verwertung von Rohprotein im Futter (XP) liegt für die Eierproduktion bei 35 Prozent, für die Geflügelmast bei 50 Prozent, führte Dr. Wolfgang Siegert, Universität Hohenheim, aus. Ziel der Fütterung unserer Nutztiere sei die möglichst genaue Übereistimmung der Versorgung der Tiere mit Aminosäuren mit dem jeweiligen Bedarf. Gründe dafür sei unter anderem die begrenzte Anbaufläche, die dem steigenden Bedarf kaum nachkommen könne. Noch wichtiger aber seien die Auswirkungen der N-haltigen Stoffe auf die Umwelt. N-Emissionen und mögliche Gesundheitsgefährdungen von Menschen und Tieren würden die öffentliche Akzeptanz der Tierhaltung beeinflussen.
Daher sei es nötig, Überschüsse zu reduzieren und durch Optimierung der Nährstoffzusammensetzung im Futter eine möglichst hohe Übereinstimmung von Versorgung und Bedarf zu erzielen. Dabei sei jedoch zu beachten, dass die Tiere nicht einen Bedarf an Rohprotein (XP) hätten, sondern einen Bedarf an bestimmten Aminosäuren. Die XP-Konzentration könne man errechnen, wenn man die N-Konzentration mit 6,25 multiplizieren würde. Je höher die XP-Konzentration sei, umso höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass der Bedarf an allen Aminosäuren gedeckt sei.
Strategien zur Reduzierung von N-Emissionen
Der Fortschritt der Kenntnis des Bedarfs an Aminosäuren sei höher als der Einfluss der Futterverwertung, die ja den Rohproteingehalt im Futter bestimmen würde, erklärte Dr. Siegert, und zählte drei Strategien auf, mit denen das Ziel einer bedarfsgerechten Versorgung erreicht werden könne: Phasenfütterung, Ergänzung freier Aminosäuren – da gebe es zurzeit etliche zugelassene freie Aminosäuren, die limitierenden Aminosäuren in der Geflügelfütterung seien Methionin+Cystein, Lysin und Threonin - oder Optimierung der Ration auf Basis der praecaecalen Verdaulichkeit. Die Ergebnisse aus Versuchen mit Rohproteinabsenkung fasste er so zusammen: Futter der Klasse sehr stark rohproteinreduziert
- hat keinen oder geringen Einfluss auf die Wachstumsleistung,
- bewirkt eine höhere Nutzungseffizienz von Proteinfuttermitteln,
- verursacht einen geringeren N-Anfall je Tier und je Stallplatz, dadurch ist zum Beispiel weniger Fläche bei gleicher Tierzahl nach Düngeverordnung nötig,
- hat zur Folge, dass der Mist einen geringeren pH-Wert und einen geringeren Wassergehalt hat, dadurch sind die Ammoniakemissionen geringer und die Fußballengesundheit besser.
Allerdings sei die Wirtschaftlichkeit bei ausgeprägter XP-Absenkung nicht immer gegeben. Es sei jedoch möglich, dass sich das angesichts der erwarteten Preissteigerungen für Futtermittel und künftig striktere rechtliche Rahmenbedingungen zu N-Emissionen ändert, führte Dr. Siegert weiter aus.
In der absehbaren Zukunft würden auch nichtessentielle Aminosäuren an Bedeutung gewinnen. Sie können limitierend werden, wenn sie im Futter in zu geringer Konzentration vorhanden sind, ihre Vorstufen unzureichend verfügbar oder die Stoffwechselprozesse zu langsam sind. Die relevanten nichtessentiellen Aminosäuren sind Glycin (Gly) und Serin (Ser), erklärte der Wissenschaftler. Sie könnten ineinander umgewandelt werden, seien scheinbar unbegrenzt austauschbar und die Gehalte im Futter hätten die gleiche Wirkung, solange die Stoffmenge betrachtet würde. Das Glycin-Äquivalent (Gly equi) in g/kg ergibt sich aus Gly (g/kg) + 0,714 x Ser (g/kg) und sollte bei der Rationsgestaltung unbedingt beachtet werden, sofern Rohprotein im Futter deutlich unter dem heute möglichen Gehalt abgesenkt werden soll, betonte Dr. Siegert.
Das wichtigste offensichtliche Qualitätskriterium des Eies
Durch die Tendenz zu längeren Legephasen – 100 Wochen und mehr – rückt das Thema Schalenqualität wieder mehr in den Vordergrund, stellte Robert Pottgüter, Lohmann Tierzucht, dar. Saubere und intakte Schale ist das wichtigste offensichtliche Qualitätskriterium des Eies „Diese Herausforderung lässt sich nicht durch immer mehr Kalk in den Schnabel des Huhns hinein lösen“, betonte er. Auch das Skelett dürfe nicht als Calciumquelle missbraucht werden, wenn über das Futter nicht genug Calcium zur Verfügung gestellt würde. Entscheidend sei, dass das Huhn das im Futter enthaltene Calcium auch aufnehmen könne. Der Schlüssel hierzu sei ein gesunder Darm. „Hennen, die ein Darmproblem haben, verlieren nicht nur Nährstoffe, sondern auch Calcium ungenutzt über den Kot, und außerdem verhalten sich Tiere mit einem Darmproblem auch anders“, so der Fütterungsexperte.
Die langen Röhrenknochen dienen als flexibler Calciumspeicher, aus dem die Legehennen während der Schalenbildungsphase in der Nacht kurzfristig Calcium abrufen können. Der Grundstein für ein intaktes und funktionstüchtiges Knochengerüst wird in der ersten Hälfte der Aufzucht gelegt. Etwa sieben bis zehn Tage vor Legebeginn werden die Calcumspeicher angelegt. Etwa 4-5 g Calcium werden in dieser Zeit in die Medullären Knochen eingelagert, die in den Hohlräumen der Röhrenknochen gebildet werden.
Dieser Kalk müsse aus dem Futter kommen, so Pottgüter. Das Aufzuchtfutter enthalte jedoch zu wenig Calcium, sodass in dieser Übergangsphase ein Vorlegefutter mit 2-2,5 % Calcium gegeben werden sollte. Dieses sollte jedoch nicht zu früh und auch nicht zu lange gegeben werden. Im Ca-Gehalt liegt es zwischen dem Aufzuchtfutter (ca. 1-1,5 % kohlensaurer Kalk in der Futtermischung) und dem Legehennenfutter mit ca. 8- 9,5 % kohlensaurem Kalk in der Mischung. „Vorlegefutter ermöglicht einen sanften Übergang zwischen zwei extrem unterschiedlichen Futtertypen, die Hennen werden gleitend an den hohen Ca-Gehalt des Legefutters gewöhnt“, erklärte Pottgüter. Es erfordere aber einen hohen Managementaufwand, wenn es zu früh eingesetzt werde, stimuliere es die Hennen zu einem zu frühen Legebeginn, wenn es zu lange gegeben werde, würden die legenden Hennen in einen Ca-Mangel geraten.
Hühner würden am liebsten grobes homogenes Mehlfutter mögen, dann wäre die Darmgesundheit am besten und alle im Futter enthaltenen Nährstoffe würden optimal aufgenommen. Für eine gute Schalenqualität eigne sich für Legehennen am besten grober, kohlensaurer Futterkalk, der in seiner Struktur dem Mehlfutter angepasst sein sollte, um Entmischung zu vermeiden. Nur 30 (Legephase 1) bis 15 % (Legephase 3) sollten feinstrukturiert sein, mit ca. 0,5 mm. Der grobe Futterkalk (1,5 – 3,5 mm) sollte eine verzögerte Löslichkeit haben, um insbesondere in der Nacht als Calciumquelle zu dienen. Und Grit, die kleinen Steinchen, die den Hennen für das Zerkleinern der Nahrung im Muskelmagen nützlich sein können, sei keine Ca-Quelle, betonte der Fütterungsexperte. Insofern sei der oft gehörte Begriff „Calciumgrit“ irreführend. Für das Aufzuchtfutter sollte stets feiner Kalk verwendet werden.
Rein wissenschaftlich betrachtet wäre es eine gute Idee, Legehennen ein Morgenfutter mit ca. 2.5 % Ca und ein Abendfutter mit ca. 4,5 % Ca anzubieten. Das sei jedoch eine große Herausforderung an das Management, und Fehler seien relativ leicht passiert. Würde zum Beispiel das Futter vertauscht, gäbe es „Flüssigei“ schon im Stall. Dieses System habe sich in der Praxis in der Breite nicht durchgesetzt. Mit relativ geringem Aufwand realisierbar sei es, am Nachmittag bzw. bei der letzten Fütterung 1-2 % groben Kalk auf das normale Alleinfutter aufzudosieren, empfahl Pottgüter.
Am Schluss seines Vortrags wies Robert Pottgüter noch auf einen weiteren wichtigen „Gesundheitsaspekt“ hin. „Wenn die Leber gesund ist, ist auch die Schalenqualität in Ordnung“, betonte er. Zur Lebergesundheit würden unter anderem der Einsatz von Cholin-Chlorid und Betain beitragen, Fett und Öl in der Futtermischung würden den Leberstoffwechsel entlasten sowie die Vermeidung von zu hohen Stärkegehalten und von mykotoxinbelastetem Getreide seien weitere wichtige Punkte.
Faserstoffe im Futter fördern die Verdauung
Faserstoffe seien Komponenten der pflanzlichen Zellwände, die resistent seien gegenüber der Abbaubarkeit durch körpereigene Enzyme, beschrieb Dr. Ilen Röhe vom Institut für Tierernährung an der Freien Universität Berlin die physiologische Definition. Gute Quellen für unlösliche Faserstoffe seien unter anderem Sonnenblumenschalen, Weizenstroh und Lignocellulose, weniger sei dagegen in Weizenkleie, Sojaschalen und Haferspelzen.
Dr. Röhe stellte Ergebnisse aus verschiedenen Versuchen mit unlöslichen Faserstoffen vor. So würden durch steigende Fasergehalte im Futter positive Effekte auf die Körpermassezunahme und den Futteraufwand beobachtet, die auf bessere Nährstoffverdaulichkeit zurückgeführt würden. Weiter würden Masse und Größe des Muskelmagens und Muskelmagenaktivität steigen sowie die Verweildauer des Futters und die Sekretion von Pankreasenzym und Gallensäuren. Auch eine größere Darmzottenoberfläche wurde beobachtet, die zu einer höheren Nährstoffresorption führen würde. Indirekt könnten strukturierte Faserstoffe durch eine pH-Absenkung im Magen auch die Mikroorganismen beeinflussen. Diese Effekte hingen ab von der Faserstoffquelle und Futterstruktur, der Menge der zugesetzten Faserstoffe und dem Nährstoffgehalt des Futters.
Auch auf die Exkremente hätten unlösliche Faserstoffe in Versuchen Einfluss gehabt, sie seien trockener, dadurch würde auch der Feuchtigkeitsgehalt in der Einstreu sinken, was wiederum positiv auf die Fußballengesundheit wirke. Eine offizielle Empfehlung für die Fütterung strukturierter Faserstoffe gebe es nicht, so Dr. Röhe, bei der Fütterung sollten unter anderem Qualität und Hygiene der Faserquellen beachtet und die Nährstoffgehalte in der Futterration angepasst werden, um keinen Verdünnungseffekt zu bekommen.
Insekten: Der Mythos vom Abfallverwerter
Können Insekten als Tierfutter dienen? Zur Beantwortung räumte Prof. Wilhelm Windisch von der Technischen Universität München mit einigen Mythen auf. Richtig sei, dass Insekten über 70 % aller bekannten Tierarten stellten, ein enormes Vermehrungspotenzial hätten und zum natürlichen Nahrungsspektrum vieler Tiere gehörten. Falsch sei, dass sie fast kein Futter bräuchten und hocheffiziente Verwerter von Abfällen und Exkrementen seien. In Versuchen erreichten Mehlwürmer bei optimiertem Schweinefutter gute Zuwachsleistungen, Fasern konnten sie jedoch kaum verdauen.
Die meisten diskutierten Insekten seien Vorratsschädlinge, die auf hochverdauliche Produkte – die der menschlichen Ernährung dienen würden – spezialisiert und damit Lebensmittelkonkurrenten seien. Auf Abfällen und Exkrementen sei die Wachstumsleistung von Insekten gering. Die Mast mit Insekten sei problematisch, sie seien als „Rohware“ in ihren Inhaltsstoffen sehr inhomogen und müssten in der Regel entfettet werden. Außerdem sei laut Futtermittelhygieneverordnung die Verfütterung von Insektenprotein und von verarbeiteten Insekten an warmblütige, lebensmittelliefernde Tiere nicht erlaubt.
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