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Milchmarkt muss behutsam wachsen

Kuh mit Charakter

Zwischen Aufnahmestopp bei den Molkereien und Marktwachstum hielt sich der Preis für Biomilch 2019 stabil. Der Schlüssel war und ist, die erzeugten und abgelieferten Mengen im Auge zu behalten. In Zukunft muss die Kuh als lebendes Wesen noch mehr in den Mittelpunkt gerückt werden, um gegen pflanzliche Milchdrinks und Großproduzenten zu bestehen. Zwei Standpunkte vom Milchforum der Biofach 2020.
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Dass die Kuh - hier ein Limpurger Rind - fühlt, denkt und seine Umwelt wahrnimmt, ist nicht etwa ein Nachteil der Milchviehhaltung. Es ist vielmehr Chance der Betriebe, Verbrauchern den Wert dieses Lebewesens und des besonderen Produkts, der Milch, zu vermitteln.
Dass die Kuh - hier ein Limpurger Rind - fühlt, denkt und seine Umwelt wahrnimmt, ist nicht etwa ein Nachteil der Milchviehhaltung. Es ist vielmehr Chance der Betriebe, Verbrauchern den Wert dieses Lebewesens und des besonderen Produkts, der Milch, zu vermitteln.J. Klein
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Priorität muss sein, die Preise konstant zu halten“, erklärte Josef Jacobi in der Podiumsdiskussion „Wohin mit der Biomilch?“. Der Landwirt aus Nordrhein-Westfalen gehört zu den 15 Gründungsmitgliedern der Upländer Bauernmolkerei GmbH, gegründet 1996. Das Ziel der Bauern sei damals ein fairer Milchpreis gewesen. Das konnte die Bauernmolkerei laut Jacobi auch als kleine Molkerei leisten.

Heute liefern 120 Betriebe dort ihre Milch an. Er plädierte dafür, dass die Molkereien nicht mehr Milch aufnehmen dürfen, als sie am Markt kurzfristig unterbringen können. Das gelte auch für den eigenen Betrieb. Der Erzeuger muss die Milchmenge im Griff behalten. Das gelte erst recht in Zeiten, in denen das Ziel sei, so viele umstellungswillige Betriebe wie möglich unterzubringen. „Was zuletzt in der Umstellungswelle an Mengen aufgenommen worden ist, war enorm“, schilderte Jacobi. Potenzial für weiteres Wachstum mit Biomilch sieht der Landwirt vor allem im Außer-Haus-Verzehr.

Biomilch vom Agrargiganten

Große Marktteilnehmer können das Preisgefüge gehörig durcheinanderwirbeln. Würde beispielsweise ein Großbetrieb aus Russland auf ökologische Produktion umsteigen und täglich 1000 Tonnen Biomilch zu überaus konkurrenzfähigen Preisen nach Baden-Württemberg liefern, könnte das regionale Erzeuger in Bedrängnis bringen.

Dieses Szenario scheint weit entfernt. Stefan Dürr hält es aber für möglich. Der deutsch-russische Landwirt ist Geschäftsführer der Holding Ekosem-Agrar und bewirtschaftet nahezu 600.000 Hektar. Er produziert nach eigenen Angaben 2500 Tonnen Milch pro Tag, davon sind bislang allerdings nur drei Tonnen ökologisch erzeugt. „Wenn ich einfach nur Biomilch mache aus materiellen Gründen, wird der Preis sich dem konventionellen Niveau annähern“, warnte Dürr davor, sich als deutscher Betrieb ins Größenwachstum zu stürzen.


Zusätzliche Konkurrenz sieht Dürr in der steigenden Beliebtheit pflanzlicher Milchdrinks, etwa aus Hafer oder aus Sojabohnen. Die Pflanzengetränke können billiger produziert werden als Milchprodukte. In Sachen Ernährung gelten sie als gesund und im Trend liegen sie ebenfalls, wie bei einem Spaziergang durch die Nürnberger Messehallen rasch auffiel. Auch Zukunftsentwicklungen wie synthetische Milch aus dem Bioreaktor könnten eine Nische besetzen.

Die Kuh als lebendes Wesen ist die Chance

„Wer es vor allem gesund und vegan mag, trinkt Pflanzenmilch. Wer mit Tierhaltung nicht einverstanden ist und besonders umweltfreundliche Milch verlangt, greift zu Reaktormilch und wer mit Großbetrieben und langen Transportwegen kein Problem hat, kauft Milch aus Russland“, so Dürrs Worst-Case-Szenario für den Biomarkt. Und wo bleiben die heimischen Erzeuger?

„Regionalität und Heimat, das Gefühl von Nähe und von lebenden Tieren kann von den oben genannten Erzeugern keiner erfüllen“, schilderte er, und fügte hinzu: „Ich hoffe, wir wollen in Zukunft noch Milch von echten Tieren trinken.“ Milch ist ein lebendiges Getränk, die Kuh ist ein Lebewesen und kein Bioreaktor, sie fühlt und das wirkt sich auch auf die Milch aus. Dürr ist überzeugt: „Wenn wir das den Verbrauchern nicht vermitteln, werden wir verschwinden, als Milchbranche insgesamt.“ Die Erzeuger in Deutschland müssen die Kuh als Lebewesen betrachten, die Nähe zum lebendigen Tier und ihren Wert an die Verbraucher kommunizieren, sonst werden die Milchbauern keine Zukunft haben.

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