Das Gemüse bio, die Puten konventionell
Die Familie Eben von Racknitz bewirtschaftet ihre Äcker und Wiesen rund um den Familiensitz im schönen Jagsttal hauptsächlich nach biologischem Prinzip. Parallel gibt es eine tierwohlgerechte Putenhaltung auf konventioneller Produktionsbasis. Wie geht das zusammen?
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„Ich möchte den Leuten zeigen, was ich tue“, eröffnet Giso Eben von Racknitz seinen Rundgang über das Gut Laibach. Das Familiengut - eine Gutsverwaltung mit Putenmast und Ackerbau und ein Biohof mit Gemüsebau – liegt im schönen Jagsttal nahe Dörzbach. Er hat es 2004 als Hofnachfolger von seinem Vater übernommen.
„Ich bin ein freundlicher Biobauer, aber ich bin auch Unternehmer und habe Verständnis dafür, dass Landwirte ihre Betriebe so führen, dass sie überleben“, sagt der Landwirt mit Blick auf die Dauerdiskussion ‚Bio‘ versus konventionelle Landwirtschaft. Er weiß genau, wovon er spricht, denn er bewirtschaftet seinen Hof in Teilen konventionell, in Teilen biologisch. Bis zu 20 Mitarbeiter und Saisonkräfte unterstützen ihn und seine Familie dabei. Und er hat schon Zeiten erlebt, da wollte niemand sein Biogetreide kaufen. Damals hat er eine ganze Ernte an die Schweine verfüttern müssen.
Langfristige Verträge sichern die Abnahme
Seinen Putenmastbetrieb mit 50-jähriger Hoftradition hat er vor fünf Jahren ganz bewusst auf eine tierwohlgerechtere Haltung umgestellt. Feste und langfristige Verträge, zum Beispiel mit Handelsorganisationen in der Schweiz, sichern ihm die Abnahme der Tiere. Von Racknitz ist froh darüber, dass es Verbraucher gibt, die bereit sind, mehr Geld für mehr Tierwohl zu bezahlen. Denn für Landwirte heißt ökologische Produktion: mehr Fläche für die gleiche Anzahl Tiere, mehr Aufsitzflächen als Rückzugsmöglichkeit, luftige Wintergärten für den Auslauf. „Bisher gab es für uns keine Möglichkeit einer Umstellung auf Bioproduktion, da der Markt noch nicht reif dafür ist“, betont er. „Aktuell prüfen wir aber wieder, ob und unter welchen Bedingungen, eine Umstellung der Putenmast möglich wäre“. Dazu braucht es Marktpartner, die mitmachen: Den Lebensmitteleinzelhandel und schlussendlich die Verbraucher. Nach Lösungen wird gemeinsam gesucht. Hochwertige Bioprodukte können nur erzeugt werden, wenn der Markt diese auch aufnimmt, weiß Racknitz. Er findet, dass derzeit in Deutschland der politische Wille, die Berichterstattung dazu und die reale Situation in Bezug auf das Einkaufsverhalten nicht übereinstimmen.
Sind Subventionen das richtige Mittel?
„Vor mehr als 20 Jahren galten viele Biobauern als ‚Ideologen‘, was auch der damaligen Zeit geschuldet war. Heute machen das viele Betriebe aus ökonomischen Gründen“. Der Landwirt findet, dass durch Subventionen ein ungesundes Eingreifen in den Markt entsteht. Richtiger wäre laut Racknitz, mit Bioprodukten, wie zum Beispiel mit seinem Gemüse, direkt höhere Preise zu erzielen. Denn hier ist viel Handarbeit in Richtung Unkraut vonnöten, wenn man eine chemische Vernichtung umgehen will. Das bedeutet, mehr Arbeitskräfte und erhöhte Lohnkosten. Gerade im Bioanbau machen sich diese bemerkbar. Der Unterschied zum konventionellen Betrieb ist erheblich. Seiner Meinung nach könnte der Handel dies ändern.
Er ist als heimischer Landwirt aber fest vom Ackerbau in Biobewirtschaftung überzeugt. „Produzieren können wir, das bekommen wir hin. Die Frage ist doch: Wie bekommen wir die teureren Erzeugnisse verkauft und wie bekommen wir die Vermarktung in den Griff?“, so von Racknitz. Er ist mit seinem Familienhof seit 45 Jahren im Biomarkt tätig. Zum Beispiel mit roter und weißer Bete und mit Kürbissen. Auf 30 bis 40 Hektar sieht man sie im Herbst weithin auf den Hohenloher Feldern leuchten.
Kürbis auf den kargen Böden
Nach den Eisheiligen Mitte Mai wird es wieder losgehen mit dem Aussäen der Gemüsekulturen. Aber auch Dinkel und Weizen auf 40 Hektar sind schon im Boden. Ergänzt wird die Arbeit des Gutes Laibach um den Anbau von Klee, was 25 Prozent der Flächen ausmacht. Aktuell werden die Flächen gepflegt, das heißt: Mit Festmist gedüngt, geeggt und gestriegelt. Die kultivierte und mehrjährige gelbe Scharfgarbe – zu sehen auf sechs Hektar rund um das Gut – wartet noch auf die wärmeren Temperaturen.
Im Jagsttal gibt es nicht die besten Böden für den Gemüseanbau. Zudem kann im Bioanbau nicht so exakt gedüngt werden, wie im konventionellen Anbau. Das macht sich auf kargen Böden, wie hier, die man auch Grenzertrags-Standorte nennt, besonders bemerkbar. So kann man seiner Meinung nach ‚Bio‘ auch nur machen, wenn man irgendeine Art von Dünger, wie den Festmist aus dem eigenen Betrieb, zur Verfügung hat. „Sonst funktioniert es nicht. Ich habe viel probiert, als ich damit angefangen habe. Vom Sellerie, über Kartoffeln und Salat – nun bin ich beim Kürbis gelandet. Er wächst überirdisch und kommt mit dem Boden hier klar“, erklärt Landwirt Eben von Racknitz. Er freut sich, dass das Gemüse allgemein im letzten Jahr wieder mehr in den Vordergrund gerückt ist. Geänderte Essgewohnheiten und regelmäßigeres Selbstkochen haben viele Verbraucher umdenken lassen. Es gibt mehr Breitschaft, regionale, hochwertige und frische Produkte zu kaufen. Er wünscht sich ehrliche Verbraucher, die sich dazu bekennen, was sie konsumieren und was nicht. „Ich bin davon überzeugt, dass ‚Bio‘ für unsere Natur gut ist. Deshalb mache ich es auch.“










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