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Ökosauenhaltung

Perspektiven für Ökosauenhalter

Ökoferkel sind gesucht, denn der Absatz an Bioschweinefleisch steigt kontinuierlich. Dementsprechend groß war das Interesse an der Naturland Online-Schulung zur Ökosauenhaltung. Neben der Vermarktung standen der Stallbau und die Fütterung auf dem Programm – ein Tagungsbericht.

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Drill Images/Shutterstock.com
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Während Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner und Schlachthofchef Clemens Tönnies am 5. Mai über Tierwohl, Schweineställe und die Borchert-Kommission diskutierten, gab es am 20. April von Naturland und der Stallbaufirma Weda bereits online „Butter bei die Fische“. Die Referenten präsentierten den über 40 online zugeschalteten Teilnehmern praxisnah die Zukunft der ökologischen Sauenhaltung.

Stabile Preise für Naturland Schweine

Über den aufnahmebereiten Ökoschweinemarkt berichtete Tomás Sonntag, Ressortleiter Tierische Produkte bei der Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG. „Mit der stark gestiegenen Nachfrage nach Bioschweinen, kann das Angebot an Tieren seit Anfang 2020 bis heute nicht mithalten“, so der Experte. Abgerechnet werde auch im Ökomarkt meist nach Magerfleischanteil (MfA). Der sollte bei einem Schlachtgewicht von 95 bis 105 kg zwischen 57 und 58 % liegen. „Dafür gibt es dann bei mehreren großen Naturland Kunden 3,92 €/kg SG netto“, so Sonntag weiter. „Im Durchschnitt aller angelieferten Schweine wurde 2020 ein MfA von 56,5 % erreicht“.  
Am größten sei bei der Marktgesellschaft der Bedarf nach Bioferkeln oder Biomastschweinen aus geschlossenen Systemen, für die langfristige Verträge angeboten werden. Sonntag: „Wir suchen noch weitere Betriebe.“

Musterstall für Biosauenhalter

Ralf Meyer von der Firma Weda stellte den gemeinsam mit den Fachberatern von Naturland entwickelten Ökosauenmusterstall vor. Er ist ausgelegt für 192 produzierende Sauen mit Ferkelaufzucht im 2-Wochen-Rhythmus. Der Stall hat 4 x 17 Abferkelbuchten in der Größe von mindestens 7,5 m² innen und 2,5 m² Außenfläche pro Sau. Das Ferkelnest ist den neuen Anforderungen der Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung angepasst. Es hat eine Größe von 1,15 m² und der von der Sau abgetrennte Bereich hat insgesamt eine Größe von 1,75 m². Trotz freiem Abferkeln lässt sich die Sau mit einem Schwenkgitter fixieren. Es gibt einen separaten Futtertrog für die Ferkel und einen für die Sau. Das Tränkwasser befindet sich im Auslauf, wo auch gekotet werden soll. Allerdings ermöglicht eine zusätzliche absperrbare Tränke über dem Trog auch noch eine Wasseraufnahme bzw. ein Anfeuchten des Futters in der Abferkelbucht.

© Naturland/Weda

©  Naturland/Weda

© Naturland/Weda

Der Auslauf kann – je nach Auslegung und Vorgabe des Bundeslands – teilweise überdacht sein. Das anfallende Wasser am Auslaufende wird über eine „Grüne Rinne“ abgeführt. Durch eine spezielle Anbringung sind die Tore so schwenkbar, dass sie sich beim Öffnen selbst aus dem Stroh heben und so ein einfach zu entmistender Korridor entsteht. Raufutter wird in einem Korb im Auslauf in jeder Bucht gefüttert. Denkbar ist hier auch eine Futterrinne, um nicht jeden Futterkorb einzeln bestücken zu müssen, sondern die Raufuttergabe zum Beispiel mit einem TMR Wagen zu verteilen.

©  Naturland/Weda

Deckbereich und Wartestall lassen sich gut im Altgebäude platzieren. Genug Platz muss vorgesehen werden, nämlich 2,5 m²/Sau Stallinnenfläche und 1,9 m² Außenfläche. Nicht zu vergessen sind die Eberbucht und das Krankenabteil mit insgesamt 16 m² innen und 9 m² Auslauf.

Neu ist die Einrichtung einer Opti-Station, eine „Abrufstation Light“, für max. 20 Sauen je Station/Trog. Die Sauen können hier individuell gefüttert werden. Da die Fütterung der Sauen im Wartebereich auch die Abferkelung beeinflusst, gerade beim freien Abferkeln, ist diese Entwicklung sehr interessant, allerdings noch nicht oft in der Praxis verbaut.

©  Naturland/Weda

Im Ferkelaufzuchtbereich fordert der Gesetzgeber mind. 0,6 m²/Tier Innen- und 0,4 m²/Tier Außenfläche.

Die Ferkelaufzuchtbuchten sollten kleine Gruppen vorsehen, um einen Überblick über die Tiere zu behalten. So sind in dem Naturland/Weda-Musterstall 19 Buchten mit je 20 Ferkelplätzen vorgesehen, plus die Krankenbucht. Mit einer Liegekiste wird ein warmer Bereich angeboten. In dem folgenden 3-D Bild ist auch der Auslauf gut zu erkennen mit Fütterung am Automaten und Tränkwasser im Auslauf. Alles kann aber auch nach Kundenwunsch anders gestaltet und an die betrieblichen Gegebenheiten angepasst werden.

©  Naturland/Weda

©  Naturland/Weda

Der Musterstall bietet neben hohem Komfort für vitale Tiere auch eine hohe Akzeptanz beim Verbraucher. Der muss natürlich auch mehr für das Fleisch bezahlen. Die Einrichtung und Fütterung im Sauenbereich kostet 700 bis 800,- €/Platz. Die Einrichtung und Fütterung im Ferkelbereich liegt bei ca. 80,- €/Platz.

Einzelfuttermittel mit Fein- und Grobstrukturanteil

Neben der Haltung ist die Fütterung eine wesentliche Komponente für das Tierwohl und die Leistung. Carsten Pohl von der Bio Eichenmühle/GS agri, einer der größten Biomühlen Deutschlands, berichtete über die Wichtigkeit des Gehaltes an Faserstoffen und der Futterstruktur für Tierwohl und Gesundheit. Faserstoffe tragen im gesamten Verdauungstrakt zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden bei.

„Wir müssen umdenken“, erläutert Pohl: „Ein Einzelfuttermittel muss zukünftig nicht nur allein aus Sicht des Nährstoffgehaltes bewertet werden. Vielmehr müssen wir Beschäftigungsaspekte und die Wirkung auf Tierwohl und auf das Mikrobiom im Dickdarm mitberücksichtigen.“ 

Das Wildschwein verbringt immerhin 25 bis 29 Prozent der Tageszeit mit der Futtersuche. Entsprechende Verhaltensmuster sind in den heutigen Hausschweinen noch immer präsent. Welche Grobfuttermengen zur Beschäftigung von Schweinen sinnvoll sind, ist in der Tabelle dargestellt.

Sinnvolle Grobfuttermenge zur Beschäftigung (in g/Tier/Tag)

 

Sauen tragend 

Sauen säugend

Mastschweine

< 60 kg LM

Mastschweine

> 60 kg LM

Stroh 

250 100 15 30

Heu

350 150 30 60
Grassilage 750 200 60 150
Maissilage 800 250 100 200

Eine bereits bewährte Entwicklung der Bio Eichenmühle ist die Fütterung der Schweine mit Futter in Hybridstruktur. Dieses Futter wird nicht vermahlen, sondern grob zerkleinert. Dadurch können Getreidekornbruchstücke die Verdauung im oberen Magen-Darmtrakt entgehen. Die Nährstoffe stehen dann dem Mikrobiom im Dickdarm zur Produktion von flüchtigen Fettsäuren zur Verfügung, die zur Darmgesundheit beitragen. „Vor- und Nachteile dieses Futters gilt es sorgfältig vor dem Einsatz abzuwägen“, so Pohl. „Aber viele Betriebe nehmen die etwas schlechtere Futterverwertung in Kauf und berichten über eine ruhigere Herde, Verbesserung vom Durchfall- und Salmonellenstatus.“

Fazit

Die Online-Tagung zur Ökosauenhaltung zeigt, dass der Markt für Bioschweinefleisch weiterhin aufnahmefähig ist. Der limitierende Faktor sind die nicht ausreichend vorhandenen Ferkel.

Innovative Entwicklungen im Stallbau und der Fütterung tragen dazu bei, dass Betriebe, die umstellen oder neu in die Bioferkelerzeugung einsteigen wollen, gute Möglichkeiten haben, einen lukrativen Betriebszweig zu etablieren. Mit versierter Beratung, ausgeklügeltem Stall- und Fütterungssystem und guten Vermarktungspartnern kann der Einstieg in die Öko-Sauenhaltung gelingen.

©  Drill Images/Shutterstock.com

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