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Emissionen Schweinefleischproduktion

„Es gibt zwei wichtige Quellen“

Wie groß ist der CO2-Fußabdruck verschiedener Produktionsweisen für Schweinefleisch? Dieser Frage ging Dr. Stefan Hörtenhuber in einer aktuellen Studie nach. Im Auftrag der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) und der Donau Soja Organisation hat er die regional ausgerichtete Schweinefleischerzeugung der BESH mit konventioneller deutscher Schweinefleischerzeugung verglichen. #Ö hat nachgefragt, was dabei herauskam.

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Dr. Stefan Hörtenhuber arbeitet an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Wien und Frankfurt. Er befasst sich mit Modellierungen agrarischer Produktionssysteme, insbesondere tierischer Produktionssysteme, sowie Analysen zu Nachhaltigkeitsaspekten und Klimawandelanpassung. Im Auftrag der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) und der Donau Soja Organisation hat er eine Studie zum CO2-Fußabdruck für „Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch g.g.A.“ durchgeführt. Das Ziel: Ein Vergleich der regional ausgerichteten Schweinefleischerzeugung der BESH mit konventioneller deutscher Schweinefleischerzeugung.

Herr Hörtenhuber, Sie haben in Ihrer Studie den CO2-Fußabdruck drei verschiedener Produktionsweisen für Schweinefleisch verglichen: Konventionell gehaltene Schwäbisch-Hällische Schweine, gefüttert mit Donau-Soja, ökologisch gehaltene Schwäbisch-Hällische, gefüttert mit regionalem Biofutter und konventionell gehaltene Schweine, gefüttert mit marktüblichem Soja-Mix. Was waren die Hauptergebnisse?

Hörtenhuber: Die CO2-Reduktion beim Schwäbisch-Hällischen Schweinefleisch beträgt über die gesamte Erzeugungs- und Vermarktungskette bei Fütterung mit europäischem Donau-Soja 31 % im Vergleich zur konventionellen Referenz. Bei Fütterung mit regionalem Biofutter sind es 49 %.

Wo haben Sie die Systemgrenzen gezogen?

Hörtenhuber: Wie es bei einer Ökobilanzierung üblich ist, wurden die gesamten Vorketten betrachtet, also beispielsweise bis hin zur Raffinerie, wenn Diesel für den Traktor zum Einsatz kommt. Die Systemgrenze auf der anderen Seite ging bis hin zur Verarbeitung und in den Verkaufsladen.

Koppelprodukte wurden dabei nicht betrachtet?

Hörtenhuber: Betrachtet wurden nur menschlich verzehrte Produkte: Beim Handel war das Muskelfleisch die Einheit. Schlachtabfälle oder Nebenprodukte haben wir nicht betrachtet. Diese werden aber oft sehr gewinnbringend vermarktet. Würde man sie mitberücksichtigen, würden bei allen drei Vergleichsvarianten die Emissionen weiter sinken. Ich denke aber, die relativen Unterschiede blieben ähnlich bestehen.

Wie viele Betriebe haben Sie betrachtet?

Hörtenhuber: In Summe waren es 32 Betriebe. Für die deutschlandweite konventionelle Referenz haben wir einige Daten aus der Statistik und Fachliteratur übernommen. So haben wir beispielsweise eine Studie aus Bayern zu verfütterten Rationen herangezogen. Die Daten haben wir in die Deutschland-typische Referenz eingerechnet. Andere Daten haben wir gleichgesetzt mit den Schwäbisch-Hällischen Schweinen aus konventionellen Betrieben. Dies trifft zum Beispiel auf die Ausgestaltung der Wirtschaftsdüngersysteme zu, also wie viel Gülle und  Festmist anfallen.

Bei Sojaextraktionsschrot haben Sie einen Bezug von 50 % Soja aus den USA und 50% Brasilien-Ware für die deutschlandtypische Referenz angenommen. Ist das ein Worst Case oder worauf stützen sich diese Annahmen?

Hörtenhuber: Die 50/50 Aufteilung ist Studien aus Österreich entnommen. Wir wissen von den dortigen Branchenvertretern, dass die konventionelle Schweinemast und wahrscheinlich auch die Ferkelerzeugung in etwa 50 % des Sojaextraktionsschrots aus den USA beziehen und 50 % aus Brasilien oder anderen südamerikanischen Ländern. Für Deutschland haben wir diese Zahlen übernommen, da wir davon ausgehen, dass die Aufteilung ähnlich ist. 

Was ist der Hauptverursacher für CO2-Ausstoß in der Schweineproduktion? Und wo liegen entlang der Wertschöpfungskette die größten Unterschiede in den Emissionen der verschiedenen Produktionsweisen?

Hörtenhuber: Es gibt zwei wichtige Quellen: Einerseits die Fütterung, bei dieser ist vor allem das Sojaextraktionsschrot aus Übersee beziehungsweise Südamerika kritisch. Zum anderen sind es die Emissionen aus dem Wirtschaftsdünger. Diese unterscheiden sich sehr stark und sind wesentlich höher, wenn ein Güllesystem vorliegt. Wenn es sich um Güllegruben handelt, die keinen Deckel haben, können die Emissionen hier sogar noch höher ausfallen. Sind Festmistsysteme im Spiel, ist die Emission meist deutlich geringer.

Welche Handlungsempfehlungen lassen sich für Landwirtinnen und Landwirte aus der Studie ableiten?

Hörtenhuber: Im besten Fall sollte man europäische oder regionale Futtermittel einsetzen. Dies würde den CO2-Fußabdruck und andere Umweltwirkungen stark reduzieren. Bei der Erzeugung des Schwäbisch-Hällischen Schweinefleischs nach Biorichtlinien ist das der Fall, es kommen fast ausschließlich hofeigene oder regionale Futtermittel zum Einsatz. Das andere sind die Haltungs- oder Wirtschaftsdüngersysteme. In gut geplanten Tierwohl-Ställen mit Einstreu und Außenbereichen legen die Schweine Kotbereiche dort an, wo geringe Emissionen entstehen.  Es gibt aktuelle Messungen aus Österreich, die zeigen, dass solche Ställe wesentlich dazu beitragen, Emissionen zu reduzieren.

Sind ähnliche Ergebnisse für andere Tierarten bzw. Produkte zu erwarten?

Hörtenhuber: Ja, allerdings weniger bei den Wirtschaftsdünger- und Haltungssystemen. Aber die Ergebnisse zu den Fütterungskomponenten lassen sich auf jeden Fall sehr gut übertragen. In Österreich wird seit 2013 flächendeckend Donau-Soja in der Eiererzeugung eingesetzt. Wir haben das in einigen Studien berechnet: Die Emissionseinsparungen sind ähnlich wie bei den Schweinen. Ähnlich könnte das auch beim Mastgeflügel sein, hier ist das Einsparungspotenzial vergleichbar.

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